38 BAUZEITUNG Nr. 11/13 Verband zu erzielen, hergestellt. In manchen Gegenden wird auch Bruchstein benützt. Das obere Stockwerk mit samt den weitvorspringenden Erkern wird aus Holzfach werk aufgesetzt und mit Tscherpitsch ausgemauert. Die Mauerflächen werden in geringen Abständen mit Holz leisten benagelt (eine Art gesprengter Schalung) und mit Putz beworfen, so daß alle Holzteile verschwinden, außer die Erkeruntersichten, die Holzveranden und Loggien, so wie die Fensterstöcke, welche bündig mit der Außenmauer sitzen. Die flachen, weit ausladenden, in Bosnien mit Holzziegeln, in der Herzegowina mit Steinplatten gedeck ten Dächer werden an den Untersichten teils verschalt, teils werden mächtige Gesimse und Hohlkehlen, aus Holz konstruiert und dann verputzt, darunter gesetzt, teils blei sind deshalb die türkischen Städteanlagen in offener Bau weise angelegt, jedes Haus für sich stehend mit von Mauern umschlossenem Hofraum und Garten. In Ver bindung mit den schlanken Minaretts der Moscheen, von denen der Mueddin die Gläubigen zum Gebete ruft und dem dazwischen gestreuten Grün der Gärten, gewähren diese, meist an den Abhängen der Berge hinaufgebauten Städte, die vielfach von alten türkischen Burgruinen ge krönt find, einen ungemein malerischen Eindruck. Diese Regel der offenen Bauweise ist nur durch brochen in den Stadtmittelpunkten, in den Geschäftsvier teilt, den sogenannten Tscharschias. Hier spielt sich das ganze gewerbliche und kaufmännische Leben auf offener Straße ab. ln offenen Buden, den sogenannten Dutschans, Abb. 4. Wohnhaus in Sarajevo. ben die Sparren sichtbar und wird, um die Sparrenköpfe zu decken, ein Zierladen angenagelt. Durch die Vorschriften seiner Religion war dem Tür ken zur Pflicht gemacht, sein Haus allein zu bewohnen. Vor allem bedingte dies die Abgeschlossenheit der Frauen, die den Blicken Fremder entzogen werden mußten; außer dem wurde die Koranvorschrift, daß der Türke keinen Herrn außer Allah über sich haben solle, dahin ausgelegt, daß kein anderer über ihm wohnen dürfe. In der Regel vf-— » ? r- Abb. 2. Han in Sarajevo; Erdgeschoß. Abb. 6. Kula bei Kiseljak. Abb. 7. Kula'bei Kiseljak. arbeiten die Handwerker, die Kaufleute bieten ihre Waren feil. Hinter diesen Dutschans erheben sich oft Gebäude in geschlossener Bauweise, jedoch dienen dieselben nicht Wohnzwecken, sondern als Uebernachtungsmöglichkeitsn für die zu den Markttagen vom Land hereinströmende bäuerliche Bevölkerung. Abbildung 2 und 3 zeigen die Grundrisse eines derartigen jedoch freistehenden Einkehr hauses, sog. Han, in Sarajevo. Im Erdgeschoß befinden sich Ställe und Unterstände für die Tragtiere, während im Obergeschoß längs des breiten Korridors die Uebernach- tungsräume für eine und mehrere Personen, sowie Massen quartiere angeordnet sind. Außerdem befindet sich dort eine Kavana, in der die Möglichkeit geboten ist, auf einem breiten, längs den Wänden sich hinziehenden Sofa, dem sogen. Minder, einige Täßchen schwarzen türkischen Kaffee, das Hauptnahrungs- und Genußmittel der Bevölke rung, schlürfen zu können. Vom türkischen Wohnhaus in den Städten bekommt man meistenteils von der Straße aus nicht mehr zu sehen als hohe Mauern, in denen der von einem Vordach über schattete Eingang sich befindet, sowie eine Schmalseite des Hauses, die häufig mit Erkern in allen möglichen Variatio nen geschmückt ist. Bald zeigen dieselben rechteckigen Grundriß und sitzen auf mächtigen Hohlkehlen, in welche die darunter befindlichen Fenster stichkappenförmig ein schneiden, oder auf eigenartig geschweiften Holzkonsolen, bald haben sie segmentförmige oder polygonale Grund-