4 mauerwerk verankerten Schiebeplatte hin- und hergleiten kann. Bei der nach demselben System construirten und im Jahre 1369 vollendeten, zweigeleisigen Brücke über den Donaukanal zwischen Wien und Stadtlau haben die oberen Gurtungen und Yerticalständer einen röhrenförmi gen, aus je vier gewalzten Viertelcylinder- oder Qua dranteisen-Stäben, die unteren Gurtungen einen halb- cylinderförmigen, aus je zwei Quadranteisen gebildeten Querschnitt erhalten, während die Zugbänder ebenfalls flach sind. Die gegen Druck wirkenden Glieder erscheinen durch die' Cylinderform massiver als die übrigen, gegen Zug arbeitenden Theile der Tragwände, wodurch zu gleich ihre statische Function ästhetisch richtig darge stellt wird. Unter den Constructionen dieser Gattung, welche sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus dem er wähnten Systeme von Bider und Murphy-Whipple entwickelten, sind die im Jahre 1861 und 1865 patentirten Brücken von Linville und Piper, sowie diejenigen von Post hervorzuheben. Die ersteren, welche in den Eisen werken der Keystone Bridge Company in Pittsburgh für Spannweiten bis zu 121,92 Mtr. (400‘ engl.) angefertigt werden und wovon die im Jahre 1869 in der Linie Pitts- burgh-Fort-Wayne-Chicago mit 41,6 Mtr. (135' 6" engl.) Stützweite erbaute Brücke*) ein Beispiel darbietet, erhalten verkehrt U-förmige oder kastenförmige, aus Horizontal platten, [- und I-förmigen Fa<;oneisen zusammengesetzte obere und aus lothrechten Flachschienen bestehende, ket tenförmige untere Gurtungen, zwischen welche die hohlen achteckigen, in der Mitte etwas ausgebauchten, aus je vier eigens gewalzten Fatjoneisen zusammengenieteten, mit guss eisernem Kapital und Sockel versehenen Verticalständer sowie die aus Quadrateisen gebildeten, oben in Schrauben gewinde, unten in Oehre endigenden doppelten Zugbänder mittels starker Querbolzen eingeschaltet sind, an welche letztere zugleich die aus gusseisernen Röhren bestehenden oberen und unteren Querverbindungen angeschraubt wer den. Die Brückenbahn wird aus starken, hochkantig auf die untere oder obere Gurtung gelegten Querschwellen ge bildet, welche die gleichfalls hölzernen Langschwollen mit den Fahrschienen aufnehmen. Die Träger nach dem System Post, von welchen die im Jahre 1870 erbaute Brücke über den Missouri bei Omaha**) ein Beispiel gibt, unter scheiden sich, die etwas verschiedene Detailbildung abge rechnet, von den vorhergehenden nur durch etwas nach der Brückenmitte geneigte Ständer, von welchen die bei den mittleren sich oben berühren, und die dadurch be dingte, etwas veränderte Lage der Zugbänder. Die obere Gurtung besteht nämlich aus einzelnen gusseisernen, an den Knotenpuncten zusammengeschraubten, kastenförmigen Stücken mit verkehrt U-förmigem Querschnitt, während die untere Gurtung eine, aus hochkantig gestellten Flach schienen zusammengesetzte, Kette bildet. Die aus je zwei Platten und zwei damit vernieteten [-Eisen bestehenden kastenförmigen, in der Mitte etwas ausgebauchten Ständer, die aus Flacheisen bestehenden Haupt- und die aus Rund eisen bestehenden, mit Schraiibenschlössern versehenen Ge- gen-Zugbänder sind mit den Gurtungen durch starke Quer bolzen verbunden, an welche zugleich die, aus doppelten, unter sich verschraubten I-Eisen bestehenden, Querträger mittels Hängeisen angehangen sind. Die Thatsache, dass bei Fachwerkträgern mit paral lelen Gurten und gedrückten Diagonalen die obere Gurtung der Endfelder sowie der Endständer eine Spannung nicht annimmt, führte in den 70er Jahren zu einer Modi- fication der Parallelträger mit gezogenen Diagonalen, in dem man jedes Endfeld mit einer gedrückten, statt mit einer gezogenen, Diagonale versah und die genannten span nungslosen Theile wegliess. Bei der mit dieser Modification, welche den Uebergang von dem Parallelträger zu dem Polygonalbalkenträger bildet, im Jahre 1871 ausgeführten *) Vgl. Ztschr. d. bair. Arch. u. Ing. Ver. 1870. S. 65 u. Bl. XI. **) Vgl. Malezieux, travaux publics des etats-unis d’Ameri- que en 1870. Paris 1873. p. 52 u. laf.. 13. Brücke über die Lippe in der Venlo-Hamburger Bahn*) erscheint jene Druckdiagonale als directe Fort setzung der, aus Horizontalplatte und 4 Winkeleisen be stehenden, oberen Gurtung, indem jene Winkeleisen die nothwendige Biegung erhalten haben und durch ein gleich falls gebogenes Stück jener Horizontalplatte an dieser Stelle verstärkt sind. Um die Zahl der Unterstützungspuncte der Brückenbahn, welche bei Anwendung von weitgespannten Parallelträgern mit einfachen gezogenen, unter halben rech ten Winkeln geneigten Diagonalen zu weit auseinander liegen, zu vermehren, schaltet Pettit zwischen je zwei Knotenpuncte noch eine halbe Diagonale von entgegenge setzter Neigung ein, welche die Hauptdiagonale in deren Mitte trifft, worauf mit beiden Diagonalen bei obenliegender Fahrbahn ein Druckpfosten und bei unten liegender Fahrbahn eine Hängstange vermittelst eines Bolzens und einer doppelten Lascbe verbunden wird. Die erstere Anordnung hat bei einer Brücke über den Monongahela bei Pittsburg mit 5 Oeffnungen von je 38,4 Mtr. und 2,88 Mtr. Entfernung der Verticalständer, die letztere bei einer Brücke über den Delaware bei Trenton mit 5 Oeffnungen von je 55,5 Mtr. Spannweite und 8,1 Mtr. Ent fernung der Verticalständer Anwendung gefunden **). Ober und Untergurte sind, denjenigen der Linville-Piper’schen ähnlich, mit bezw. umgekehrt U-förmigem und kettenför migem Querschnitt construirt und nehmen mittels starker Bolzen die Ständer und Zugbänder auf. Um das Neville-Warren’sche System des gleichschenk ligen Dreiecks auch auf Brückenträger mit grösserer Spann weite und Höhe anwenden zu können, ohne zu grosse Ab stände der Knotenpunkte zu erhalten, wurde bei der in den Jahren 1863und 1864 erbauten Brücke über die Lahn bei Oberlahnstein mit 45,5 Mtr. (145' rh.) Spannweite ein zweifaches, aus zwei einfachen Systemen combinir- tes, System angewandt, dessen obere und untere Knoten punkte auf diese Weise eine Entfernung von nur je 3,4 Mtr. (10' 10" pr.) erhalten haben. In diesen letzteren Punkten ist die aus Quer- und Schwellenträgern bestehende Fahr- bahnconstruction an die untere Gurtung angehängt. Die ge drückten Stäbe, welche die U-förmigen Gurtungen verbinden, bestehen aus je zwei Flacheisen, welche mittels aufgenieteter Winkeleisen und zwischen letztere eingeschalteten Gitterwerks von Flachstäben mit wachsender Breite nach einem I-förmi- gen Querschnitt verbunden sind, während die gezogenen Stäbe aus je vier Flacheisen bestehen, welche sich mittels besonde rer Laschen an die Verticalbleche der beiden Gurtungen an- schliessen. Die Verschiebung des beweglichen Endes ist durch einen Rollenstuhl erreicht, über welchem sich ein Kipplager befindet. Brücken der österreichischen Südbahn er halten bis zu 100 Mtr. Spannweite bei gleichfalls zweifachem System eine Entfernung ihrer Knotenpunkte von je 5 Mtr. und zur Vermeidung halbirter Stäbe von gleicher Neigung an den Enden solche von entsprechend steilerer Stellung. Eine weitere Ausbildung erfuhr das System des gleich schenkligen Dreiecks mit einfacher und doppelter Stabreihe in England und in den Vereinigten Staaten durch Einschal tung von Zwischeuconstructionstheilen in die Haupt felder zur Vermehrung der Unterstützungspunkteder Brücken bahn. So hat die in der North-British-Bahn bei Dundee über den Tay in England erbaute Brücke***) ein zweifaches Stabsystem und in dessen Kreuzungspunkten bei dem mit unten liegender Fahrbahn construirten Theile der Brücke Hängeisen und bei dem mit oben liegender Fahrbahn construirten Theile derselben Stützen erhalten, wodurch die einzelnen Stützweiten der Brückenbahn von 4,6 Mtr. auf die Hälfte ermässigt sind. Bei der mit 121,92Mtr. (400'engl.) Stützweite und 14,02 Mtr. (46' engl.) Höhe der Tragwände construirten Brücke über den Ohio bei Louisvillef) hat Fink das einfache Dreieckssystem mit je 17,25 Mtr. (56' *) Vgl. Taf. 1 dieses Heftes. **) Vgl. Ztschr. d. österr. Ing. u. Arch. Ver. 1874. p. 22 ff. ***) Ygl, Deutsche Bauzeitung. Brln. 1873. S. 51. t) Vgl. Fourth annual report of the President and Direc- tors of the Louisville bridge Company. Louisville. 1872.