Abteilung IV. 22 21 flächen sogar sorgfältig geschliffen, ganz besonders bei den Säulentrommeln. Denn die künstlerische Idee der Säule ist ein monolither Schaft; es war also eine Forderung, die Schaftfugen so fein, so unsichtbar als nur möglich zu machen. Die Trom meln wurden daher beim Versetzen mittels eines zur Hälfte zylindrischen Holzzapfens so lange auf einandergedreht, bis sie ganz dicht saßen, und die kleinsten Körner entweder in die Fugenvertiefung in der Mitte oder nach außen abgepreßt waren (Fig. 8). Die Ausarbeitung der Stege erfolgte erst nach der Fertigstellung des Baues. Bildeten an den Säulen vertikale Holzzapfen die Verbindung der Trommeln, so waren die Quadern des Oberbaues und der Cellawände durch Eisen klammern und durch Dollen gegen jede Verschie bung gesichert. Im 5. Jahrhundert ist hauptsäch lich die I—|-Klammer üblich. Fig. 4 u. 5 zeigen den Klammerverband der Architrav- und Fries schicht, Fig. 6 die Einbettung der Klammern. Tafel 18 u. 19. Fig. 1 zeigt die Einzelheiten dieses äußerst sorgfältig durchgebildeten, den voll endeten Stil zum Ausdruck bringenden Marmor baues. Fig. 2 wiederholt in größerem Maßstab Fig. 1 von Tafel 17, in dem deutlich die Anathy- rosen der Fugenflächen mit punktierten Linien, sowie der Klammer- und Dollenverband zu sehen sind. Fig. 6 zeigt die Abweichung der Säulen achsen vom Lot und die Anordnung des Fugen schnittes der obersten und untersten Trommel. Aber nicht nur die Säulen, sondern auch die Cellawände, ja sogar die Architrav- und Friesflächen hatten leichten Anzug, so daß alle harten Senkrechten ver mieden erscheinen. Wenn man weiß, daß auch alle horizontalen Hauptlinien des Baues eine leichte Mittelerhöhung hatten (die sog. Kurvatur), wodurch überhaupt jede Härte geometrischer Linien auf gehoben war, so staunt man vor der unglaublich fein ausgedachten und empfundenen Bildung dieses attisch-dorischen Marmorbaues. Tafel 20 u. 21. Do rische Gliederbemalung. Abgesehen von der körperlichen Form waren die feineren Bauglieder des dorischen Tempelgebäudes noch durch aufgemalte Zutaten ausgezeichnet. Fig. 1 zeigt die Bemalung der Sima am Parthenon: ab wechselnde Palmetten und Lotosblüten, die man sich blau und rot bemalt vorstellen muß, der weiße Marmorgrund bleibt stehen. Das lesbische Kyma unter der Sima mit aufgemaltem Herzblatt und das dorische Kyma mit den geometrisch gezeichneten Blattformen wechseln ebenfalls. Fig. 2. Das Antenkapitell ist stets mit feinen Zierformen bemalt. Hier sind, wie überhaupt am Parthenon, mehrfach die Ornamente bereits aus der gezeichneten in die plastische Form über gegangen, aber auch so werden sie durch Bema lung noch deutlicher hervorgehoben. Grund weiß (Marmor); dorische Kyma blau und rot: Eierstab blau und rot; Perlstab (Astragal) vielleicht Gold. Fig. 3. Gesims unter dem Querbalken der Hallendecke: Das bekrönende dorische Kyma blau und rot; die Stirnfläche mit reichem Mäanderband, darunter lesbisches Kyma blau und rot. Auf Tafel 21 geben Fig. 1 u. 2 weitere farbige Einzelheiten vom Parthenon in Umrißlinien: Die Tänia am Architrav mit rotem Mäanderband, die Tropfenleiste blau. Fig. 2 zeigt Ansicht und Schnitt durch eine flache Marmorkassette, die ebenfalls ringsum mit feinem Mäanderband verziert ist, einen plastisch ausgeführten Perlstab, vielleicht vergoldet, nach innen folgende Eierstabornamente blau und rot gemalt und einen tiefblauen Deckengrund mit golden aufgezeichnetem Stern zeigt. Fig. 3. Anten kapitell von Rhamnus, ebenfalls rot und blau auf weißem Grunde bemalt. Fig. 4. Antenkapitell vom sog. Theseion, die Zeichnung am Hals mit doppeltem, d. h. gegen ständigem Palmettenornament ist nicht ganz genau; sie erinnert wie überhaupt die Bemalung des Halses unter dem eigentlichen Kapitell an die ionische Art, den Säulenhals zu verzieren (vgl. Tafel 31). Fig. 5—7 zeigen verschiedene Mäanderbänder, wie sie an Leisten u. dgl. beliebt waren. Die polychrome Ausstattung des ganzen dori schen Bauwerkes darf als ein Rest ägyptischer Tradition aufgefaßt werden. Bemalt waren die Triglyphen, Metopen, Mutuli, Sima und die feineren Zierleisten; unbemalt, d. h. geweißt oder marmor weiß blieben die Säulenschäfte, Kapitelle, Archi trav, Geisonstirne und die Stufen. Tafel 22. u. 23. Gesimsprofile vom Parthenon zum Teil in natürlicher, zum Teil in halber natür licher Größe. Diese Zusammenstellung zeigt die Zartheit der Marmorglieder des gewaltigen Baues. Auch die Wiederkehr immer gleicher Formen ist zu beachten. Tafel 24. Akropolis zu Athen. Die Re konstruktion gibt ein Bild von der Lage und den Größenverhältnissen der einzelnen Bauwerke. Die überragende Bedeutung des Parthenon neben dem kleinen zarten Erechtheion kommt deutlich zur An schauung. Der Rundtempel des Augustus und der Roma stand vor der Ostfront des Parthenon, wäre also in dieser Ansicht nicht sichtbar (vgl. Tafel 4). Die Propyläen mit dem südlichen ver stümmelten Flügel, vor dem sich der Niketempel auf seiner Bastion erhebt, umgeben den Aufgang zur Burg, der nicht als Monumentaltreppe aus geführt worden ist. Der untere Eingang lag ur sprünglich rechts unter der Nikebastion. Das sog.