Abteilung VII. rippen zu erkennen. Auch die Bildung der Kapitelle in Form und Umriß ist französisch beeinflußt. (Von etwa 1230: Bau des Meisters Heinrich Fingerhut.) Sie erinnern an die zisterziensischen Typen im Um riß, in der Bildung aber sind sie phantastischer, sie stehen noch mehr mit romanischen Formge danken in Zusammenhang. Tafel 81. Spätromanische Kapitelle und Säulenschäfte. Fig. 1, 2 u. 5 sind Beispiele für spätromanische Ornamentik, bei der vielleicht ein gewisser französischer Einfluß zu erkennen ist, trotzdem es völlig deutsche Arbeiten sind. Die schematische Blattzeichnung der Stiele und Fächer bleibt, nur wird sie zierlicher, bewegter als früher, es ist etwas Ausgeklügeltes in der Art dieser Bildungen, das Frische, Naive fehlt, aber auch das Kraftvolle Massige. Die Einzelform mag gerade in der spät romanischen Zeit weniger Bedeutung gehabt haben. Die Raumform beschäftigte die Gemüter mehr. Fig. 4. Echt romanisch dagegen ist das an Wormser Beispiele erinnernde edelgezeichnete Orna ment am Gelnhauser Kapitell (Fig. 4). Die parallel geführten Rippen sind bezeichnend. Man emp findet den Gegensatz zu den spätromanischen Bildungen mit ihrer Unruhe, während hier alles Geschlossenheit und sichere Größe atmet. Fig. 3. Zwischen beiden steht formal die reiz voll gelockerte, aber doch noch strenge Zeichnung der Kapitelle vom Kreuzgang von S. Pantaleon, Köln. 1216. Fig. 6—8. Aus der Vorliebe, Säulenschäfte zu bemalen (vgl. z. B. Sindelfingen), entwickelte sich bei mehr dekorativ beanspruchten Säulen beson ders an Kreuzgängen in der Blütezeit romanischen Bauens die Reliefzeichnung des Schaftes. Die Ausstattung ist außerordentlich mannigfaltig, bald sind es mehr architektonische, bald mehr Stoff muster oder ganz freie geometrische Verzierungen, Schuppen und Flechtwerkmuster, oft in ganz barocken Formen (Fig. 6 vom Domkreuzgang in Magdeburg), die den Schaft umgeben. Vertikale Kannelur kommt selten vor. Tafel82—84. Kloster Maulbronn. Während Tafel 82 die Gesamtanlage des Klostergebietes mit seinem äußeren Mauerring, den Türmen, allen welt lichen und geistlichen Gebäuden zeigt, gibt Tafel 83 den Grundplan des eigentlichen Klosterbaus. Man erkennt die wichtigsten Bauperioden: die Kirche — geweiht 1178 —, die Vorratshalle (zweischiffig) und das Refektorium (mit den späteren Gewölben) ge hören noch der romanischen Zeit an. Eine zweite Periode umfaßt die sehr gleich artigen Teile: Paradies, etwa 1220, Herrenrefek torium und Südteil des Kreuzgangs mit den an stoßenden Jochen des Ost- und Westganges, bis etwa 1235. Im Laufe des 14. Jahrhunderts folgten die übrigen Teile des Kreuzgangs, der Kapitelsaal, das Abtshaus (1384—1402), im 15. Jahrhundert die Kapellen am südlichen Seitenschiff und die Netz gewölbe des Mittelschiffs (1424), der Wandel gang neben dem Paradies (1479) und das Parla- torium (1493). Der Grundriß der Kirche zeigt die Merkmale der Zisterzienseranlagen: gerader Chorabschluß, geschlossene Kapellen zu beiden Seiten am Quer schiff, hier ganz in dieses hineingestellt, das so mit lediglich zu einem Vorraum der Kapellen wird. Von Anfang an zum Teil mit Kreuzrippen, zum Te l ungrätig gewölbt war nur der Ostbau. Das Langhaus hatte ursprünglich flache Holzdecke, obschon Ansätze für eine Wölbung an den Vierungs pfeilern vorhanden sind. Die Zweiteilung in eine Mönchs- und eine Laienkirche ist noch heute großenteils erhalten. Die Ansicht des Klosters aus der Vogelschau (Tafel 84, Fig. 1) (nach Paulus, Kunst- und Alter tumsdenkmäler Württembergs) vermag nur eine schwache Vorstellung von den Baulichkeiten zu geben. Ergänzt sind im Bilde nur das abgebrannte Pfrundhaus und der fehlende »Küchenbau«. Man sieht die nachträglich aufgesetzten Strebepfeiler und Bögen auf dem Kirchendach und den Dach reiter, statt des bei den Zisterziensern verbotenen Turmes. Die Ähnlichkeit des deutschen Klosters mit dem Mutterkloster Citeaux (ebenfalls nach Paulus a.a.O.), die sich hauptsächlich auf die Anlage erstreckt, zeigt das danebenstehende Bild. 103 104