Bemerkungen zu meiner Theorie des farbigen Lichtes. 83 &) Noch Niemand hat es, so viel ich weiss, im Entferntesten in Abrede gestellt, dass der Sinn des Gesichtes ein höherer, feinerer und in dieser Hinsicht edlerer sei, wie jener des Gehörs, und wohl Jedermann nimmt es für ausgemacht an, dass diesem entsprechend auch die Mannigfaltigkeit der Gesichtseindrücke jene des Gehörs weithin überbiete. Könnte man ja noch daran zweifeln, so würde uns schon der blosse Hinblick auf den Um- stand bekehren, dass auch das die Objectivität mit der Sub- jectivität vermittelnde. Medium, beim Lichte nämlich der Aether, viele tausendmal feiner, zarter und edler ist, als die beim Schalle auftretende atmosphärische Luft. — Die Elemente der ersteren sind die verschiedenen Farben und ihr Nebeneinander- sein im Raume, die der zweiten die Töne oder vielmehr Schalle und ihre Aufeinanderfolge in der Zeit. Es scheint mir ‘demnach ganz folgerecht anzunehmen, dass es der einzelnen Farben- abstufungen eine ungleich grössere Zahl geben müsse, als der einfachen, noch unterscheidbaren Ton- oder Schallabstufungen. Wenn es sich also nun herausstellen sollte, dass es die unab- weisbare Erfahrung erheische, der einfachen Töne (im weitesten Sinne des Wortes) mehrere als z. B. 300000 oder gar. als 1000000 anzunehmen, so wäre es jedenfalls interessant zu vernehmen, auf welche Weise man sich noch weiter der Noth- wendigkeit sollte entziehen können, eine gleiche, ja eine noch viel grössere Anzahl von noch [7] wahrnehmbaren Abstufungen bei den Farben anzunehmen und folglich auch mir zuzugestehen. — Nun bin ich zwar selbst kein Musiker — aber die Stadt Prag, in der ich weile, kann sich rühmen, eine nicht unbe- deutende Zahl von Componisten, Tonkünstlern und Musik- kennern des ersten Ranges zu besitzen, und an diese beschloss ich mich deshalb zu wenden. Ich wandte mich zuerst einzeln- weise an sieben der ausgezeichnetsten derselben und stellte an diese nachfolgende vier Fragen: 1) Wie viele noch unter- scheidbare Abstufungen in Bezug auf die Intensität eines ge- wissen Tones oder Schalles lassen sich wohl füglich annehmen zwischen dem allerschwächsten, eben nur erst hörbaren und dem allerstärksten derselben Art? -— 2) Wie gross kann der Umfang der noch hörbaren Töne angenommen werden? — 3) Welche Unterschiede in der Tonhöhe lassen sich im Mittel _ und unter günstigen Umständen, d. i. bei der Möglichkeit einer bequemen Vergleichung, noch wahrnehmen? — und 4) wie vielfach ist die noch wahrnehmbare Qualitätsverschiedenheit bei einem Tone von einer gewissen Höhe und Intensität? 6*