V. Jahrgang NEUBAUTEN UND CONCURRENZEN Tafel 9— 10. Vergnügungs - Etablissement „Wiener Colosseum.“ Architekt KARL STEPHANN in Wien. Das ganze Gebäude theilt sich in das Vergnügungs- Etablissement und zwei mächtige Wohnhäuser. Die Haupt- und Nebensäle erstrecken sich über eine Tiefe von 75m und eine Breite von 43 m; sie gliedern sich der Höhe nach in drei Etagen: Souterrain-, Parterre- und Mezzaninsäle. Von der Strasse aus führt, durch ein ganz mit Kunstmarmor verkleidetes Treppenhaus, eine zweiarmige Stiege in einen gleichfalls in Marmor-Imitation ausgeführten Vorsaal. Links ınd rechts von diesem liegen die Garderoben. Aus dem ersten kommt man in den zweiten Vorsaal und tritt von da in der cadi = A» pr rs Grundriss des Souterrains. Längenachse des grossen Saales in diesen ein und erblickt nun das ganze Innere des im Barockstil ausgeführten Etablissements. Der grosse mit Glas gedeckte Tanzsaal ist: 30m lang, 18m breit und 16m hoch. Die Pfeiler erhielten. reichen figuralen Schmuck und sind die Compositionen, Liebe, Keuschheit, Tanz. Lärm; Trunk und Frass darstellend, ein Werk des Bildhauers Rudolf Marsehall von dessen Hand auch die reizenden Puttis am Hauptgesimse, sowie die Reliefs in der Hohlkehle stammen. Die reichen ornamentalen Arbeiten, sowie die plastisehen Plafonds ete. wurden vom Bildhauer Josef Wenzl ausgeführt. Ueber zwei Logentreppen gelangt man zu der um drei Seiten herumlaufenden Gallerie, die sich in der Mitte der rechten Langseite erweitert und mit dem dahinter- liegenden halbkugelartig gewólbten Raum. zur Aufnahme des Orchesters dient. Rechts und links von letzterem reihen sich Logen und Chambres separées an. Um 60cm gegen den Saalfussboden erhöht liegt an beiden Langseiten je ein Nebensaal, 9, resp. 12m breit, 30 » lang, in offener Verbindung mit dem Hauptsaal stehend. An der. Breitseite, gegenüber dem Eingang, liegt die Grundriss des Parterres. Patronessen-Estrade. Die ganze riickwiirtige Abschlussmauer des Saales ist mit:Spiegeln bedeckt, wodurch sich die Länge vor dem Auge des Eintretenden scheinbar verdoppelt. Um bei der nachträglich zur Ausführung gelangten Bühnenanlage nicht in der Tiefenausdehnung behindert zu sein, wurden die Spiegel, auf Kugeln laufend, so angeordnet, dass sich dieselben, in der Mitte getheilt, beiderseits ver- schieben lassen und dadurch den Hinterraum freigeben. Zur linken Hand liegt ein 39 langer Wintergarten, der dureh Entfernung der Verglasungen in eine Veranda umgestaltet werden kann und dann im Verein mit einem grossen Garten dem Sommergeschüft dient. Oberhalb der