11. Im Weltkrieg. 19139 1918. Bei den Neuwahlen zum Landtag im Herbſt 1912 trat die neue Parteigruppierung in volle Wirksamkeit, die sich im Reichstag bei der Reichssteuerreform gebildet und auch im Landtag vorbereitet hatte. An Stelle der konservativ-liberalen Paarung war der ſschwarzblaue Block getreten. Das Zentrum, das i. I. 1895 der Volkspartei zur erſten Stelle verholfen, machte nun gemeinsame Sache mit Konſerva- tiven und Bauernbund in erbittertem Kampf gegen die Volkspartei. Das Ergebnis war, daß das Zentrum mit 26 Mitgliedern die stärkste Gruppe wurde und mit den von 15 auf 20 gestiegenen Konservativen und Bauernbund gerade die Hälfte aller Sitze eroberte. Die Sozial- demokratie stieg von 15 auf 17 Mitglieder, darunter 4 radikale. Die Volkspartei sank von 24 auf 19, trotzdem sie sich in die Schlachtlinie gegen die Sozialdemokratie nicht eingefügt, darum auch Wahlhilfe von dieser erhalten hatte. Die Nationalliberalen, allein stehend, sanken von 13 auf 10 Mitglieder. j Bei dem am 9. Januar 19153 eröffneten Landtag kam in der |. Kammer die Underung der Verfaſſung darin zum Ausdruck, daß erstmals zum Vizepräsidenten kein Standesherr gewählt wurde, sondern das älteſte lebenslängliche Mitglied, Staatsrat Buhl; 8 Standes- herren hatten das nicht übers Herz bringen können und dagegen ge- stimmt. In der 2. Kammer ging das Präsidium mit einer Stimme Mehrheit von der Volkspartei auf den Rechtsblock über, der den Konservativen Uraut wählte. Nun wäre nach bisheriger Übung der [. Vizepräsident der Linken und innerhalb dieser der Volkspartei zugefallen; allein das Zentrum, das den Präsidentenstuhl den Konſer- vativen überlaſſen hatte, beanspruchte dafür den I. Vizepräsidenten für sich und schlug dazu den seit 18 Jahren in diesem Amt bewährten Riene vor. Doch dreimal ergab sich Stimmengleichheit, und erst das Los entschied zugunſten RKienes. Aber auch die Stelle des 2. Vize- präsidenten, die die Linke unter den obwaltenden Umständen zurück- wies, wurde mit einem Konſervativen und damit das ganze Präsidium ausschließlich von der Rechten beseßt. Nach diesem Vorgang und bei dem Gleichgewicht der Parteien herrschte hohe Spannung im Halb- mondſaal, und sie machte sich Luft in oft leidenschaftlichen und derben, ja beleidigenden Ausdrücken der Redner. Bei einem der ersten Gesetze, | | |