H.H.Koelle Sozio-ökonomisches Modell des Planeten Erde ("SEMPE"') ZUSAMMENFASSUNG Dieser Bericht beschreibt einen Versuch, den Zustand der Zivilisation quantitativ zu messen. Es wurde dabei sowohl die Umwelt des Menschen als auch der Mensch selbst berücksichtigt. Der Schwerpunkt der gegenwärti- gen Untersuchung liegt bei der Entwicklung eines geeig- neten Konzeptes für ein mathematisches Gedankenmo- dell, welches versucht, einen Rahmen zu schaffen, in welchem die zeitliche Entwicklung der menschlichen Ge- sellschaft und ihrer Umwelt quantitativ gemessen werden kann. Es wurden 81 Messzahlen für acht Teilbereiche der Zivi- lisation gewählt, die über gewichtsbehaftete Wertfunk- tionen ein quantitatives Bild für den Zustand der Gegen- wart und Vergangenheit liefern. Zwei Beispiele, die U.S.A. und die BRD wurden für den Zeitraum 1950 bis 1970 quantitativ erfasst, um die Aussagekraft des Model- les zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Rechnung mit allen diesbezüglichen Annahmen sind in diesem Bericht ent- halten. Ferner werden Verbesserungs- und Erweiterungsmöglich- keiten für dieses Modell diskutiert. Der Zweck des Modelles ist es, einen tieferen Einblick in die sozio-Skonomischen Verhältnisse auf diesem Pla- neten zu gewinnen und möglicherweise ein Handwerkzeug zu sein, um den Relativwert verschiedener Alternativen im politisch-wirtschaftlichen Bereich in erster Näherung abzuschätzen. 1, EINFÜHRUNG Der Anlass zu der Entwicklung dieses sozio-ökonomi- schen Gedankenmodelles war der Wunsch, die Frage zu beantworten: Welcher Platz und welche Mittel sollten der Weltraumfahrt und der Weltraumforschung im Rahmen der Weltwirtschaft eingeräumt werden ? Um diese Frage beantworten zu können, ist es erforder- lich, einen grossen planetaren Rahmen zu schaffen, der es erlaubt, die Raumfahrt als eine der vielen Aktivitä- ten der menschlichen Gesellschaft zu betrachten und die Frage nach Alternativen zu stellen. Dieses Gedankenexperiment geht von folgenden Grund- gedanken und Annahmen aus: 1) Die Zustände auf unserem Planeten sind an vielen Stellen verbesserungsbedürftig; die Frage nach Prio- ritäten kann nicht auf einfache Weise zufrieden- stellend beantwortet werden. 2) Die Hilfsquellen dieses Planeten sind begrenzt und das Ziel soll "maximaler Fortschritt in kürzester Zeit" sein. 3) Die Diskussion allein genügt nicht zur Beantwortung der Frage nach Prioritäten, da das subjektive Ele- ment zu sehr im Vordergrund steht und ein objekti- ver Vergleich schwierig ist. 4) Der Schritt vom "Qualitativen" zum "Quantitiven" verspricht eine bessere Diskussionsbasis und kann auch einen tieferen Einblick in die bestehenden Ver- hältnisse vermitteln. 5) Einen Masstab herzuleiten, an dem Fortschritt und Alternativen zur Förderung des Fortschrittes gemes- sen werden können erscheint notwendig, um Sprach- schwierigkeiten zu beseitigen. 6) Der "Zustand der Zivilisation" soll in solchen Be- griffen als Funktion der Zeit gemessen werden, die eine Chance haben, international anerkannt zu wer- den. 7) Es kommt zunächst darauf an, ein brauchbares Kon- zept für diese "Zustandsmessung" zu finden und we- niger, eine grosse Genauigkeit zu erzielen, 3) Die Genauigkeit der Zustandsmessung ist eine Folge der Zeit und des Aufwandes; sie kann beliebig weit getrieben werden. DA Als einen ersten Schritt gilt es, ein geeignetes mathematisches Modell für den "dynamischen Zu- stand der Zivilisation" zu schaffen, das mit Hilfe von modernen Datenverarbeitungsanlagen ausreichend getestet werden kann und dann tiefere Einblicke in die bestehenden Verhältnisse zu geben vermag. ARCH + 1(1968)H1