erholen, ist mehr und mehr gebauter Raum, der uns von den Wechselfällen und Gefahren in der Natur durch Hitze, Kälte, Regen, Dürre, Pflanzen und Tiere unab- hängig macht, der uns nun aber andersartig beeinflußt beispielsweise durch räumliche und zeitliche Kanali- sierung der Lebensvorgänge. Einerseits beeinflußt das Gebaute das gesellschaftliche Leben dadurch, daß es die Hülle für das Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und an- deren menschlichen Tätigkeiten bildet, Andererseits bestimmen die Eigengesetzlichkeiten der menschlichen Tätigkeiten die funktionalen, konstruktiven und formalen Eigenschaften der Bauten, Architektur in seinem weiten Sinn ist ganz allgemein das Gehäuse, das der Gesellschaft in ihrem Leben und Trei- ben Raum gibt. 1.6 Nun kommt aber hinzu, und für das Selbstverständnis vieler Architekten ist das der eigentliche Kern der Archi- tektur, daß der Mensch in jedem Kulturkreis das Bedürf- nis hat, seine Weltschau, d, h, seine Vorstellung vom Leben auf seine Umwelt zu übertragen und sie dement- sprechend zu gestalten. Die Prägekraft des Menschen auf seine Umwelt rührt her aus dem Zwang, sich in sei- ner Umwelt einrichten, bewegen und orientieren zu müssen, Der Mensch formt seine aus sich selbst entstan- dene Umwelt nach ihm eigenen Vorstellungen und Bil- dern, wobei auch hier eine wechselseitige Beeinflussung von Vorstellung und Umwelt angenommen werden muß, 1:7 Architektur im engeren Sinn ist die Gestaltung der ma- teriellen Umwelt dahingehend, ‚daß sie die Vorstellungen körperlicher und geistiger Bedürfnisse und Spieltriebe ausformt. Zu Frage 2: 2.1 Zweifellos ist Forschung auch für die Architektur eine Notwendigkeit, Wie sich aus der Begriffsbestimmung Architektur ergibt, werden in ihren Gestaltungsprozessen - im Gegensatz zu denen der Malerei, Bildhauerei, Mu- sik oder Dichtung - externe Faktoren maßgeblich wirk- sam, die sich einer Beurteilung nur aus dem unmittel- baren und subjektiven Erlebnisbereich entziehen, Ge- meint ist die retrospektive und prognostische Sicht von ARCH + 1(1968)H1 technischen, wirtschaftlichen und sozialen Verän- derungsvorgängen, die zu langfristig sind und zu all- möählich sich entwickeln, um in der kurzen Zeitspanne menschlichen Bewußtseins überschaubar zu sein, Daher muß eine Fülle objektivierten Datenmaterials in den baulichen Gestaltungsprozess eingehen, das zwangs- läufig eine Verwissenschaftlichung der Architektur mit sich bringen wird, 2.2 So ist die Standortfrage durch die zunehmende Differen- zierung von Zugänglichkeit, Passantendichte, Boden- preis, Raummiete, Umsatz, Wohnwert, Prestige und an- deren Standorteigenschaften gleichzeitig schwieriger und wichtiger geworden und bedarf der Erforschung. 2,3 Der Raumbedarf unterliegt durch die Kapitalintensi- vierung der Produktionsprozesse, durch die Konsumstei- gerungen und durch die Bevölkerungszunahme einerseits einem steigenden Trend, andererseits aber auch der Be- grenztheit des Bodens und der Bebaubarkeit, Es resul- tiert daraus sowohl der Zwang zur Raumökonomie als auch die Problematik der Bedarfsbeurteilung, Fragen, zu denen die Wissenschaft etwas zu sagen hat. 2.4 Mit zunehmender Gebäudegröße und zunehmender Nutzungsdifferenzierung der Räume steigt die Komplexi- tät der Funktionsgefüge. Statt qualitativer Funktionsver- knüpfungen wird zunehmend ihre Meßbarkeit in Quanti- täten erforderlich. eine wissenschaftliche Aufaabe, 2,5 Die Grenzen der Machbarkeit unserer Umwelt durch konstruktive Notwendigkeiten werden immer weiter hinausgeschoben. Zunehmende Größen des umbauten Raumes und abnehmende spezifische Baukosten werden ermöglicht durch abnehmende Gewichte tragender und ausfachender Bauteile und durch zunehmende Belastbar- keit, Wärmedämmung, Witterungsbeständigkeit und an- dere Baustoffeigenschaften. Hier hat die wissenschaft- liche Forschuna ein weites Betätigunasfeld. 2.6 Die Detaillierung einer Entwurfsidee stößt zunehmend IM