Nachdem wir aber gesehen haben, daß als einzige Form der Rente die Differentialrente entwickelten, kapitalisti- schen Verhältnissen voll entspricht, stellt sich nun das Problem, ökonomisch formuliert, folgendermaßen: „Es handelt sich darum, ob die Rente, die der schlech- teste Boden zahlt, in den Preis seines Produkts, der der Voraussetzung nach den allgemeinen Marktpreis reguliert in derselben Weise eingeht, wie eine Steuer in den Preis der Ware, auf die sie gelegt ist, d. h. als ein von ihrem Werte unabhängiges Element.” 72) Diese Frage ergibt sich auf der Grundlage des nicht be- griffenen Unterschieds zwischen Produktionspreis und Wert. Wenn man von der Tatsache des notwendigen (realen, nicht nur begrifflichen) Unterschieds zwischen diesen beiden Größen ausgehen, löst sich das Problem von selbst. III. DIE ABSOLUTE RENTE Wir haben gesehen, wie Ricardo, ausgehend von der Auf- fassung, daß die kapitalistische Konkurrenz den Verkauf der Waren zu ihrem Wert hervorbringe, zu dem Ergebnis kommen muß, daß der schlechteste in Bebauung befind- liche Boden keine Rente tragen kann. Wurden, wie Ricardo meint, die Waren zu ihren Werten verkauft, zu Preisen also, die nach der Ricardoschen Konstruktion den Durch- schnittspreisen (Kostpreis plus Durchschnittsprofit) ent- sprechen, so könnte der Pächter aus dem Verkauf der Ware keine Grundrente mehr zahlen, wenn er sein eingesetztes Kapital durchschnittlich verwerten will. Zahlung von Pacht auf schlechtestem Boden ist nur aus Abzug vom Lohn, Ab- zug vom Durchschnittsprofit oder aus Verkauf der Waren über ihrem Werkt erklärbar, also jedesmal aus Verletzung des Wertgesetzes. Mit der Marxschen Ableitung der Durchschnittsprofitrate und des Produktionspreises ist das Ricardosche Dogma der Übereinstimmung von Wert und Produktionspreis ge- fallen. Die Konkurrenz, d. h. der freie Fluß der Kapitale zwischen den Produktionsbereichen, bewirkt, daß die Waren nicht zu Preisen, die ihrem Wert entsprechen, ver- kauft werden, so daß der in ihnen individuell enthaltene Mehrwert realisiert wird, sondern zu Produktionspreisen (als neuem Oszillationszentrum der Marktpreise) 73); jedes Kapital realisiert jetzt Mehrwert im Verhältnis zu seiner anteiligen Größe am gesellschaftlichen Gesamtka- pital. Damit existieren drei Klassen von Waren, konstitu- iert durch das jeweilige Verhältnis von Wert und Produk- tionspreis: a) Wert der Ware b) Wert der Ware c) Wert der Ware Produktionspreis Produktionspreis Produktionspreis 72) 71» a.a.0., S. 766. Vgl. a.a.O., 9. Kapitel, S. 164 ff. und den Abschnitt: Ausgleich der Profitraten und Produktionspreise in U. Foederrenther u.a., Gesamtwirtschaftliche Grund- begriffe, in Mehrwert, Heft 1. Erlangen 1972. 5. 59 ff. Welcher dieser Klassen eine Ware angehört, hängt ab von der Stellung der durchschnittlich technisch-wertmäßigen Zusammensetzung der Produktionssphäre zum Durch- schnitt der Zusammensetzungen aller Sphären, zur Zusam- mensetzung des Durchschnittskapitals. Die Waren der Klasse c) werden produziert von Kapitalen unterdurch- schnittlicher organischer Zusammensetzung; der gleiche Kapitalvorschuß bringt hier bei gleicher Mehrwertrate höheren Mehrwert hervor, als sich im Produktionspreis der Ware realisiert; der Überschuß geht ein in den Ausgleich der Profitrate. Bis auf drei Fälle, in denen das Grundeigentum faktisch, wenn auch nicht juristisch aufgehoben wird (bei Identität von Eigentümer und Pächter; bei Bebauung eines Grund- stücks schlechtester Qualität als Teil eines auf einmal ver- pachteten Bodenareals besserer Qualität; bei zusätzlichen Investitionen des Pächters auf bereits bebautem Boden, die nur Durchschnittsprofit abwerfen), ist es offensichtlich, daß Bebauung schlechteren Bodens vom Eigentümer nur zugelassen wird, wenn der Marktpreis so hoch steht, dais der Pächter aus dem Verkauf des Bodenprodukts eine Rente zahlen kann. Wenn die schlechteste Bodenart, die keine Differentialrente abwirft, „nicht bebaut werden kann — obgleich ihre Bebauung den Produktionspreis ab- werfen würde —, bis sie einen Überschuß über diesen Pro- duktionspreis, eine Rente abwirft, so ist das Grundeigen- tum der schöpferische Grund dieser Preissteigerung. Das Grundeigentum selbst hat Rente erzeugt” 74). Das Grundeigentum hat die Macht, „seinen Boden so lange der Exploitation zu entziehen, bis die ökonomischen Verhältnisse eine Verwertung desselben erlauben.” 75) Die Frage, ob der Preis des Produkts des schlechtesten Bo- dens dann, wenn Rente gezahlt wird (die keine Differential- rente sein kann), notwendig ein Monopolpreis sein muß oder ein Preis, in den die Rente nach Art der indirek- ten Steuern, also unabhängig vom Wert der Waren, eingeht, diese Frage beantwortet sich nach der obigen Entwicklung des Produktionspreises von selbst. Es gibt, wie wir gesehen haben, eine Klasse von Waren, nämlich die von Kapitalen mit unterdurchschnittlicher Zusammensetzung produzierten, die mehr immanenten Mehrwert enthalten, als ihr Produk- tionspreis realisiert; die also den Durchschnittsprofit und eine Rente abwerfen können, ohne daß sie über ihrem Wert verkauft werden müßten. „Es handelt sich nicht mehr darum zu erklären, wie es kommt, daß der Preis einer Ware außer Profit auch noch Rente abwirft, also scheinbar das allgemeine Ge- setz der Werte verlezt und durch Erheben ihres Preises über ihten immanenten Mehrwert mehr als die allgemeine Profitrate fürein Kapital von gegebener Größe abwirft, sondern vielmehr wie es kommt. daß diese Ware, in der Ausgleichung der 74) a.a.0., 5. 763. 75) 2a.a.0.,5. 765. fr