Wıe man TE tn 408 THAR HET SCHAUNREES Kascernen vor der Menge schützt: kin Plan aus lem Jahre 1858 im Stadtarchiv Hannover befindet sich ein 1858 gezeichneter Lage- plan für die Welfenplatz-Kasernen im Nordosten der Stadt, die damals noch auf nahezu freiem Feld errich- iet wurden. Als Architekturplan, ler über die Gruppierung der künf- gen Gebäude Auskunft geben sollte, ist er verhältnismäßig unın- jeressant — wären da nicht die schnurgeraden, dünnen Linien im Plan, die als Strahlenbündel oder Fächer die künftigen Gebäude um- spannen; Schußbahnen aus (Geweh- ren und Kanonen. Der Zeichner dieses Plans mußte nachweisen, daß die nähere Umge- bung der geplanten Kasernen aus geschützten Stellungen mit Sperr- feuer belegt werden konnte, ohne Jaß tote Winkel Deckung geben xonnten oder die zu schützenden Gebäude unnötig Schaden nehmen würden. An die Seitenfenster der ‚orstehenden Gebäude stellte er zinige Schützen, die die zurücklie- zende Front kontrollieren konnten, hne ihre Deckung zu verlassen. In Sandsackstellungen, die vor die To- töffnungen geschichtet werden konnten, ließen sich Kanonen auf- stellen. — Das alles machte die Welfen- olatz-Kasernen nicht uneinnehm- bar. Gegen einen Angriff fremder Eee hätten die erkennbaren Maßnahmen nicht viel geholfen. Dagegen konnte eine Menschen- menge, die sich den Kasernen nä- hern würde, auf Abstand gehalten werden. Die Aufstände von 1848 lagen, als dieser Plan ESzeichnel wurde, zehn Jahre zurück. In Han- 10ver hatte es zwar keine schweren Kämpfe gegeben, aber an anderen Plätzen, wıe Dresden oder Wien, war es Bürgern und Arbeitern ge- 'ungen, in die Zeughäuser einzu- dringen und sich aus den Waffen- kammern der Krone zu bedienen. Am Welfenplatz wären es die Au- rüstungen eines Infanterieregi- ments und je eines Infanterie- und zines Artilleriebataillons gewesen, lie vor dem Zugriff der Menge be- wahrt werden wollten. Beim Entwurf der Gebäude und des Lageplans ist auf dieses Ziel al- 'erdings wenig Rücksicht genom- men worden. Die symmetrische Anordnung der drei Fassadem am Welfenplatz (in unserem Plan noch ein namenloser ’Exercier- und Pa- radeplatz’) hat wenig mit den Re- zeln des Festungsbaus, viel dage- gen mit der Palastarchitektur des Barocks zu tun. Die Gebäude un- terscheiden sich kaum von denen anderer großer Anstalten, die wie Kaserne und Zeijengefangnis zu den neuen Bauaufgaben des bür- jert gehören (Hospitäler, Schulen, me, die Kriegsbaumeister Huna- zus, der Verfasser des Planes, auf Anweisung des Herrn Kriegsmini- sters hinzufügen muß, „weil Euer Excellenz der Caserne ein einiger- maßen festungsartiges Ansehen ge- geben zuzu haben wünschten”, verleihen dem Bau die militärische Haltung einer Kaserne. Der Plan von 1858 bleibt das Sandkastenspiel besorgter Militärs. Wenig später dürfte er in Verges- senheit geraten sein. Schon in den 50er Jahren wurde der Welfenplatz von frisch gepflanzten Baumreihen zingerahmt, die das freie Schußfeld versperrten. Nicht Aufständische, sondern die preußische Militär- macht führte 1866 das Ende der hannoverschen Armee herbei. Als Hindernis für die ’kleindeutsche’ Einigung unter Preußens Führung ‘ieß Bismarck nach dem 1866er Krieg das Königreich Hannover von der Landkarte verschwinden. Heute liegt der Kasernenkom- plex der Bundeswehr sieben Kilo- meter weiter im Norden. Vorkeh- rungen zur präventiven Gefahren- abwehr blieben indessen am Wel- fenplatz weiterhin gegenwärtig; in den erhaltenen, östlichen Gebäu- den des früheren Casernements wachen berittene Polizei und ein Polizeirevier über den inneren Frieden, während anstelle der zer- störten Artillerie- Kaserne das Landeskriminalamt hinter manns- nohem Metallzaun und elektro- nisch _ Sn On estreiten egen mögliche rgriffe abgesi- Short "ir V rständlich, daß die ser beschirmte Ort zum Sammel- platz von Wagen und Manschaften der Bereitschaftspolizei wurde, um im Falle eines „Volksandranges” wie Demonstration oder Blockade- aktion von Friedensanhängern rasch eingreifen zu können. Wolfgang Voigt Sid Auffahrt Anmerkungen: ‘) Bericht des Kriegsbauministers Hu- naeus, 1.8.1858, in Hann. 48 b. 187 Staatsarchiv Hannover Ein Jahr Anti-Kriegs-Museum Seit einem Jahr besteht nun in der Stresemannstraße 27, neben dem Hebbel-Theater, das „anti-Kriegs- museum ım aufbau”. Eingerichtet und gestaltet von Tommy Spree und seinen freiwilligen Helfern, die auch an allen Tagen von 16-20 Uhr dort Dienst versehen. Tommy Spree ist der Enkel des unvergeßli- chen Ernst Friedrich, der in den Jahren 1925-33 in der Parochial- straße, im heutigen Ost-Berlin, das erste anti-kriegs-museum hatte, bis es 1933 von den Nazis zerschlagen wurde. Über sein Werk kann man sich im heutigen Museum und in Vorträgen ausführlich informieren, denn außer zu den Öffnungszeiten zibt es auch für Sea und Schulklassen Vorträge und Führun- gen, wovon reger Gebrauch ge- macht wird, Am 1. Donnerstag ım Monat, ab 20 Uhr, halten bekannte und weniger bekannte Friedensfor- scher einen Vortrag mit anschlie- Bender Diskussion. . Die Medien — Zeitungen, Rund- funk und Fernsehen — Taben wie- derholt von den Aktivitäten im Mu- seum berichtet. Über 40 Zeitungen des In- und Auslandes brachten Ar- tikel über das anti-kriegs-museum. Bei Friedenswochen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen der verschiedensten Friedengruppen in ler Stadt haben die Mitarbeiter des Museums stets einen Info-Stand. Mit westdeutschen und ausländi- schen Friedensgruppen besteht ei- ne rege Korrepondenz mit Aus- :ausch von Info-Material. Das Mu- seum ist in 2 Räumen im Tiefpar- ‚erre untergebracht. Betritt man lien vorderen Raum, sieht man inks auf einem Tisch, an dem ein Mitarbeiter sitzt, Bücher, Hefte, Karten, Abzeichen und Buttons aus der Friedensbewegung. Rechts beginnt die Ausstellung mit dem I. Weltkrieg; in Vitrinen liegen viele Erinnerungsstücke aus der „glor- reichen Zeit” Kaiser Wilhelms, darunter auch ein handschriftiches Kriegs-Tagebuch 1914-18 eines schwerverwundeten Soldaten. Da- zu Orden und anderer Kitsch. — a a f BD UT 8 di