ser verbleibende Anteil wird Konsumquote genannt. Diese ist für mittenwald mit etwa 49 % errechnet worden. Ein Großteil der Kauf- kraft fließt in nahe größere Städte mit attrak- tiverem Angebot ab. Dies scheint eine Unter- suchung der Stadt Osnabrück“ mit einer Ein- wohnerzahl von 160.000 Auch zu bestätigen, wo für die stationierten deutschen Bundes- wehrverbände eine Konsumquote von 90 % ausgerechnet wurde, für die dortigen briti- schen Truppen von nur 62 %. Bei aller Vorsicht, die bei der Verallgemei- nerung dieser Aussagen getroffen werden muß, dürfte sich aber doch folgendes feststel- lien lassen: weder die zentralen noch die de- zentralen Beschaffungsgelder tragen zur Be- hebung regionaler Disparitäten bei, sie dürf- ten im Gegenteil sogar zur Unterentwicklung von Randgebieten führen. Der wichtigste Teil der Gelder für eine Garnisonsgemeinde ist das verfügbare Jahreseinkommen der Bundeswehrangehörigen, also Soldaten und Helga Jäger zivile Arbeitskräfte. Je kleiner der Ort, umso kleiner der Anteil vom Jahreseinkommen, der auch tatsächlich dort bleibt. Demgegenüber hat aber auch eine Militär- ansiedlung für kleine Gemeinde gewisse Nachteile: ® Besonders Gemeinden in strukturschwa- chen Gebieten sind auf den Fremdenver- kehr angewiesen, aber auch das Militär siedelt sich dort gerne an, weil in diesen Regionen der Flächenbedarf noch gedeckt werden kann. Wehrmacht und Fremden- verkehr sind aber Entwicklungen, die sich schwerlich vereinbaren lassen. War die Garnison nach der Gründung in den 50er Jahren ein Magnet für alle ver- fügbaren zivilen Arbeitskräfte, wurde so eine gewerbliche Entwicklung verhindert. ® Durch den z.T. immensen Bedarf an Flä- chen für beispielsweise einen Truppenü- bungsplatz wird eine Industrieansiedlung verhindert. ACH SE wo AUT LE ruppenübungsplatz Schwarzenbofr + a TU Quellenangabe 1) a.- Zimmermann, Horst: Öffentliche Aufgaben und re- gionale Wirtschaftsentwicklung, Tübingen Basel 1970 b- Maneval, Helmut, Neubauer, Günter: Untersu: chungen über die Wirkungen von Verteidigungsaus- gaben auf die regionale Wirtschaftsstruktur. Forschungsbericht Nr. 1 der wissenschaftlichen Ein- richtung Volkswirtschaftslehre der Hochschule der Bundeswehr München, München 1978 2) Maneval, Helmut, Neubauer, Günter: Die Rolle der Garnisonen der Bundeswehr für die Räumliche Ent- wicklung — unter besonderer Berücksichtigung des Frei- staates Bayern. Forschungsbericht Nr. 2 der wissenschaftlichen Einrich- tung Volkswirtschaftllehre der Hochschule der Bundes- wehr München, München 1979 entfällt Stadt Osnabrück, Amt für Stadtentwicklung und Stati- stik (Hrsg.): Die wirtschaftliche Bedeutung der Bundes- wehr und der britischen Streitkräfte in der Garnison Os- nabrück, Osnabrück 1980 Eine ausführliche Bibliographie zum Thema ’Militär und Landschaft’ ist für DM 5,- zu erwerben bei Andreas Schmitz, Sommerweg 15a, 3500 Kassel. EN 11 Maßstab 1: 25 000 Kr Zeichenerklärung x siehe Kartenblatt de fa Serie M B84* 77 id be % Die Soldaten sind da Das Beispiel Schwarzenborn A dministrierte Strukturschwäche... N eben bestimmten Ansprüchen an Relief, Boden- und Bewuchsstruktur, die das Militär stellt, sind als ständige Ubungsflächen solche ländlichen Gebiete prädestiniert, de- nen staatliche Raumordnungspolitik das Prä- dikat ’strukturschwach’ verliehen hat und Sorge für seine Beibehaltung trägt. Als Indiz sei hier nur die nicht zufällige Nachbarschaft der bundesdeutschen Naturparke, einer an- deren planerischen Besetzung ländlicher Räume, mit Armeeübungsplätzen und militä- rischen Einrichtungen jeder Art erwähnt. Häufig überlagern sich diese beiden Nutzun- gen direkt, wie die Beispiele niedersächsi- scher Heidepark, hessischer Habichtswald, Meißner-Kaufunger Wald, Hoher Vogels- berg usw. zeigen. „Die Nutzung dünn besiedelter und zur Abwanderung ten- dierender Gebiete für militärische Zwecke ( ) liegt nahe: der Flugplatz für Düsenjäger ist so gut ein Schicksal solcher Regionen wie der Naturpark. ( ) Beiden Nutzungen ist ge- mein, daß sie andere ausschließen”, kennzeichnete H Schwedt dieses Phänomen.‘ Die Präferierung der genannten Räume begründet sich in ihrer Struktur und den mit ihr verbundenen, für vielerlei Großprojekte vorteilhaft erscheinenden Qualitäten: die Bo- denpreise liegen eher niedrig und die Grund- eigentümer sind einem Landverkauf zumeist geneigt. Wenngleich es bundesdeutschem oder alliiertem Militär in vielen Fällen ge- lingt, seine Flächenansprüche auf staatseige- nem Gelände wie Forsten oder Domänen zu befriedigen. Den von militärischen Vorhaben betroffe- nen Gemeinden und auch den Bewohnern ist die Streitmacht in Spekulation auf lokalöko- nomische Effekte eher willkommen als unge- legen. Militär kann regionaler Wirtschaftsfaktor in zweifacher Hinsicht sein: zum einen als In- stitution, die Aufträge an Handel und Ge- werbe vergibt, deren Beschäftigte ihren indi- viduellen Konsum in der Standortgemeinde decken und sich möglicherweise hier fest nie- derlassen, zum anderen als Arbeitgeber, der zivile Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Kommunale Erwartung bezieht sich jedoch auch auf die gesetzlich zugesicherten Beihil- fen zum Infrastrukturausbau in Standortge- meinden ...und militärische Tradition als Vorausset- zung Viele Standortübungsplätze” sowie 12 der 13 auf bundesdeutschem Gebiet liegenden Truppenübungsplätze existieren schon seit dem Dritten Reich oder gar schon seit Kai- sers Zeiten. In diesen Orten gehört die Präsenz von Mi- litär zum Gewohnten, zum Alltag. Im dörfli- chen oder kleinstädtischen Einerlei vieler Garnisonsgemeinden laufen vermittelt Vor- gänge ab, die Ottomeyer” als ’subjektive Mi- litarisierung’ beschreibt, „eine Schein-Ver- söhnung von unmittelbarer Alltagswelt und ’großer Geschichte”. (...) Der Soldat hat teil an einer globalen Umgestaltung. Er ist le- bensgeschichtlich ’dabei gewesen’, als Dinge passierten, die in den Geschichtsbüchern ste- hen, kann sich auf diese Weise als das spüren und darstellen, was die Individuen unter aller Entfremdung tatsächlich sind: als Subjekt der dk msn = Anmeldung für Mot - Marsch Einheit : Du Standort: ___ EEE Tag:—.._ Uhrzeit: von___bis__ Anzahl der Ktiz: Rad ___.Kette__ Marschstrecke mm" sms ku sin za rote Pfeile Leitender; HATTE TrÜbPIK Schwarzenborn genehinkgt: Geschichte.” Die Präsenz von Soldaten, mili- tärischem Apparat und Gerät projiziert in diesem Sinne einen Abglanz auf die Standort- gemeinde. Eine weitere Vermutung über die Ursachen der Akzeptanz von Militär, über noch zu beschreibende materielle Vorteile hinausgehend, nimmt ihren Ausgang in häu- fig zu hörenden individuellen Außerungen über das Sicherheitsgefühl, das die Anwesen- heit von ’eigenem oder befreundetem’ Militär verschafft: ’Schutzmacht’. Selbstverständlich finden die vorgestellten und teilweise reali- sierten ökonomischen Effekte auch in der in- dividuellen Erfahrung ihren Widerhall. Die Kleinstadt Schwarzenborn ist abseits der großen Verkehrsachsen mitten im hohen Knüll gelegen und ursprünglich eine land- wirtschaftliche Gemeinde mit typischen Mit- telgebirgsproblemen. Im südlichen ‚Bereich der Stadt erstreckt sich indessen auf 1200 ha früherem Weide- und Wiesenland die Bun- deswehranlage Schwarzenborn mit Lager und Truppenübungsplatz. Weitere 500-600 ha des insgesamt fast 1800 ha großen Gelän- des liegen in den Gemarkungen der angren- zenden Gemeinden. Schwarzenborn soll ein- schlägiger Meinung zufolge beispielhaft für die Einvernehmlichkeit zwischen Militär und Gemeinde sein und in hervorragender Weise die positiven Effekte von Truppenstationie- rung demonstrieren.