a SP a RAN - ; N ; A AT n Se rd a SE - Manfred Sack EINFACHE PARADIESE* Aal ——Zx Der Blick auf all Kompositionen der Kinder, die gebauten Irrtümer rings- auch nicht ganz so komforta- um und die unbeantwortete bel wie eine Holzhäuser- Frage, wie es denn anders, gruppe, die ein Zeichen für besser weitergehen könnte, den Katalog der Ausstellung brachte den Architekten und „Maisons de Bois” vom Cen- Konstrukteur Frei Otto auf tre Pompidou in das knorrige einen ungewöhnlichen Ein- Astwerk einer gewaltigen Ei- fall: Vielleicht ließe sich che komponiert hat. Man er- erfahren, welche Häuser die kennt daran eine Lust, in den Sehnsucht baut, solange sie Schoß zurückzukehren, sich noch unverbildet ist. „Wie”, zu verkriechen - das (Holz-) so hatte‘ der‘ Stuttgarter Haus kehrt heim‘ in ‘den Professor, der sich in seinem Baum, der Mensch kuschelt Universitäts-Institut mit der sich an den Busen der alma Erforschung „leichter Flä- mater Natur. Damit ver- chentragwerke” beschäftigt, glichen, sind die Hochsitze 1979 die Kinder der Welt von viel einfacherer Bedeu- gefragt, „sollten Häuser und tung: für den Jäger Versteck Städte sein, damit Menschen und Ausguck, für herum- in der Zukunft in Einklang stromernde Kinder verbote- mit der Natur wohnen, arbei- ne Ziele “herzklopfender ten und leben können?” Ihn Klettereien, die den zauber- erreichten an die sechshun - Markthalle in Beaune, Burgund haften Blick von oben auf die dert Antworten. Sie kamen tatsächlich aus aller Welt, aus Osten Welt eröffnen. wie aus Westen, und nicht wenige enthielten Vorschläge wie den, Die seltsame Symbiose aber, die das alte Baumaterial Holz mit „daß man einen Baum baut, der gleichzeitig ein Haus ist” (nicht dem Gemüt heutzutage so innig verbindet, ist denn auch erst durch zuletzt deswegen, „weil darin auch die Vögel nisten können”). Ein die Industrialisierung, durch Bezwingung und Ausbeutung der Junge schrieb neben den Buntstift-Entwurf seines Baumhauses die Natur möglich geworden, Ergebnis eines Reflexes also, wie ihn der für einen Vierzehnjährigen recht genaue Beobachtung: „In einem Frankfurter Flugplatz und all die verwandten Anstrengungen deut- Baumhaus zu leben, ist der Traum vieler Menschen.” lich machen, das Leben mit Hilfe-von Wissenschaft und Technik Ihn träumen aber nicht nur erstaunlich viele Kinder in Jugosla- bequemer, schlüpfiger, schneller, gleicher, kühler zu machen. Man wien und Polen, im Iran und in der Sowjetunion, in den Vereinigten braucht nur im Bau-Schimpfwörterbuch der Gegenwart zu blät- Staaten, in der Bundesrepublik und sonstwo, es träumen ihn auch ern, um das Bedürfnis nach dem anderen, nach der lange Zeit ver- Erwachsene allüberall mit dem Vorzug, ihn in die Tat umsetzen zu eSsen gewesenen Alternative zu begreifen. Auf die Betonkklötze, können, sobald eine Gelegenheit sie dazu ermuntert - so im Flörs- -kisten und -kolosse ? auf Schlafstadt und B CtONWÜSLS, Verdichtung, heimer Wald, wo sie sich, um ihren Protest gegen den Bau der Schnellverkehr, grüne Witwe und andere bösartige Segensreichtü- Frankfurter Startbahn West am Flughafen auch nachts und bei Mer folgt nun das Verlangen nach einer neuen Einfachheit, nach Regen nicht unterbrechen zu müssen, ein Hüttendorf gezimmert dem möglichst Natürlichen (wie unnatürlich seine Beschaffenheit hatten. Es verkörperte zugleich ihre Philosophie, die den Frieden uch geworden ist), nach dem Reinen, Ungiftigen, Gesunden, mit der Natur, hier vor allem mit dem Wald, schließen will. Selbstgestrickten - aber auch wieder nach Bescheidenheit, Genüg- T a A samkeit, Vorsicht und Vernüftigkeit, kurzum, nach einer neuen Der Frankfurter Architekt Günter Bock sah darin eine „Architek- Moral. Viel einfacher: Holz statt Beton, Bio- wurde zum beliebten var SEM höheren Sinne ‚also wohl eine andere, als seinesglei- Präfix, grün zum demonstrativ gebrauchten Adjektiv und zugleich chen meistens hervorzubringen p flegt, ob ehrgeizig, blind, berech- „4 einem politischen Programm. Der Baustoff Holz, obwohl schon nend, unterwürfig oder naiv. In meinen Augen war es eine traum- von den Urhüttenbauern gebraucht und seiner vielen physikali- hafte diesseitige Architektur, herausgefordert in einer Sternstunde. schen, technischen und wirtschaftlichen, seiner physiologischen Wenigstens drei Anlässe hatte es dafür gegeben: den Widerstand ‚nd ästhetischen Vorzüge wegen massenhaft verwendet, gegen gegen die platzverschwenderische, Lärm und Auspuffgase erzeu- Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus dem Gebrauch gekom- gende Betonbahn ebenso wie den Widerwillen gegen das aus- men, von Ziegel, Beton und Stahl nahezu vollständig verdrängt - ufernde, verbrauchslüsterne moderne Leben überhaupt; es war das Holz wird seit ein paar Jahren wiederentdeckt. aber auch die stille Sehnsucht nach dem ver lorenen Garten Eden, Ein natürliches Material? Gewiß, schreibt Stefan Polönyi, wenn- die sich hier ein Gegenbild schuf - mit Hütten aus Holz, mit Baum- gleich diese Klassifizierung nichtssagend sei. „Alle Materialien ein- häusern. schließlich der Kunststoffe”, erläutert er, „sind Naturprodukte, die Lebendig gebliebene Kindheit - die Technik hat die Naivität aus Stoffen hergestellt werden, welche in der Natur vorkommen.” nicht umbringen können, die Vernunft nicht und auch nicht die Seien denn, fragt er, Sand und Kies, mit Zementleim verbunden, Kreativität. Das Hüttendorf im Flörsheimer Wald war, viel ein- weniger Naturprodukt als Bretter, die mit Kunstharzen zusammen- dringlicher noch als die naiv-phantastischen Hüttenbaukunstwerke „geleimt” sind? Und sei denn der unter hohen Temperaturen aus in Kalifornien, ein Garten der Poesie, und er hätte nirgendwo Eisenerz gewonnene Stahl unnatürlicher als der aus Ton gebrannte anders entstehen können als in einem Wald, als unter, zwischen Ziegel? Nein, sagt er und rät dazu, dann schon lieber von traditionel- und hoch oben in den Bäumen - nicht unähnlich den versonnenen len und modernen Baustoffen zu sprechen. Vermutlich weiß er, daß “©