48; --- vor drei Fahren eine Hirnhautentzündung gehabt hatte, seitvem aber voll- kommen gesund, sehr frisch und lebensfräftig war, fing an zu kränkeln. Man behandelte ihn für verdorbenen Magen, allein die Aerzte kannten sim nicht aus. Mit einem Male stellten sich Fraisenanfälle (Gichter) bei ihm ein, gegen welche kein Mittel helfen wollte. Sie wurden im Laufe von zwei Monaten immer stärker und brachten die Erscheinungen intensiver Affektion der Gehirnhaut mit sich. Der Knabe konnte endlich nicht mehr Urin halten, er schrie vor Angst und seine Anfälle dauerten oft 5 Minuten und wiederholten sich unzählige Male. Da verfiel ich plößlich auf den mir bis dahin ferne liegenden Gedanken, ihm das Schafwollhemd auszu- ziehen und ein leinenes zu geben. Von dieser Minute an (es war am 14. November 1881) hatte er keinen einzigen Anfall mehr bis Anfangs Januar und befand sich anscheinend wieder ganz wohl und lustig. Am 7. Januar fing er wieder an zu kränkeln, fieberte, einzelne Anfälle stellten sich wieder ein und am 7. Februar war unser Liebling eine Leiche. Er starb an Gehirnlähmung. Achtungsvoll ergebenst Dr. F. v. H., Advokat. I< fragte sofort an, ob alle von mir vorgeschriebenen Maßregeln, insbesondere auch das Schlafen bei offenem Fenster befolgt worden seien; darauf erhielt ich am 5. April folgende Antwort: „Mein armes Kind war durch mehrere Monate ganz in Schafwolle gekleidet, mit Ausnahme der Schuhe, die Juchtenleder waren. Bei offenem Fenster schlief es nicht, da im gleichen Zimmer meine Frau schlief, die nicht in Schafwolle gekleidet ist. Cs war dies in Obersteiermark im Enn5- thal, wo die Luft eine sehr frische ist.“ Die Sache liegt hier klar zu Tage. Bei dem Knaben war von der Gehirnhautentzündung wie der Laie sagt =- „ein Buben“ =-, wie ich sage, ein in feste, also unwirksame Form übergegangener Krankheitsstoff (festes Exsudat) sißen geblieben. Die Wolle begann ihre Heilthätigkeit mit der Verflüssigung und Verflüchtigung dieses restlichen Krankheitsstoffes, wodurch derselbe (siehe Beilage zu Nr. 11) wieder als Krankheits- erzeuger, d. h. aktiv auftrat. Hätte man dafür gesorgt, daß dieser flüchtige Krantheitsstoff nicht blos aus dem Körper, sondern auch durch das offene Fenster aus dem Zimmer entweichen konnte, oder hätte fortlaufend den flüchtig werdenden Theil des Krankheitsstoffes mit der damals allerdings mir noch nicht bekannten Platinlampe verbrannt und so unwirksam ge- macht, so wäre der Kranke seinen „Bußen“ lo8geworden. So aber konnte im geschlossenen Zimmer die Wollkrisis nicht zu Ende kommen. Mit Be- seitigung der Wolle wurde die Auflösungöarbeit unterbrochen, die Krisis fistirt, ehe die Ausstoßung des Krankheitsstoffes vollendet war. | Welche Einwirkung im Januar der Auflösungsprozeß hervorrief, habe ich nicht ermittelt, allein <arakteristisch und beweisend für die Wolle ist, daß bei diesem zweiten, nicht in der Wolle stattfindenden Versuch der Natur, sich des Kranfheitsstoffes zu entledigen, der Knabe starb, während ex nach der in der Wolle bestandenen unvollständigen Krise „wieder ganz wohl und lustig“ war. I<h mache namentlich die Aerzte unter meinen Lesern darauf auf- merksam, daß die Wollkrisen häufig unter dem Bild derjenigen akuten Krankheit, an wel<er Patient früher litt, verlaufen; der Grund dafür liegt auf der Hand und das Verfahren hiebei ebenfalls: man gebe dem Krankheitöduft möglichste Gelegenheit sich zu verflüchtigen und Fortsezung in der Beilage.