Gesellschaft für Naturkunde alten Jahrhundert, obwohl die äußeren Voraussetzungen in vielem ungün- stiger waren als heute. Es gab noch keine Kraftwagen und Omnibus- verbindungen, die Eisenbahn fuhr seltener und langsamer, lauter Dinge, die bei einem so weitverbreiteten Verein eine Rolle spielen. Aber man hatte noch Zeit. Die Menschen lebten noch nicht in einer fortgesetzten Hetze, sie waren noch nicht dauernd überfüttert mit den Erzeugnissen der modernen Zivilisation: akustisch und visuell, mit einem Übermaß von be- drucktem Papier. Damals wurde all das, was ein Verein wie unser „Ober- schwäbischer“ seinen Mitgliedern zu bieten hatte, dankbar aufgenommen, besonders auch von solchen, die abseits der großen Welt in kleinen Städten und auf dem Land lebten. Mit all dem mag es auch zusammenhängen, daß die Streuung der Mitglieder nach ihren Wohnorten wie nach Berufssparten eine viel weitere war als heute. Soweit, meine Damen und Herren, mein kurzer Rückblick auf die Ge- schichte des Oberschwäbischen Zweigvereins! Da dies heute aber zugleich mein „Schwanengesang“ ist, halte ich mich für verpflichtet, Ihnen auch noch einen kurzen Bericht über meine eigene Tätigkeit zu erstatten: Neubeginn nach dem Krieg. Schon im Sommer 1948 hat Forstmeister NEUNHÖFFER erstmals versucht, mich als seinen Nachfolger zu gewinnen. Aber die Zeit war noch nicht reif: Vereine mußten von der Besatzungsmacht genehmigt werden usw. Erneute Bemühungen folgten im Sommer 1951. Dem vereinten Zuspruch von NEUNHÖFFER und dem unver- geßlichen Dr. REINHOLD LoTzE, damals Vorsitzender des Gesamtvereins, konnte ich nicht widerstehen und habe Ja gesagt. Die erste Versammlung des „Oberschwäbischen“ fand dann am 11. November 1951 in Aulendorf statt. Eine Amtsübergabe hat nicht stattgefunden. Ich wußte nur, daß NEUNHÖFFER in Medizinalrat Dr. MorstTATT von Schussenried einen sehr rührigen Schriftführer gehabt hatte. Ich habe deshalb verschiedene Anläufe gemacht, auch so einen Adlatus zu gewinnen; es blieb aber beim Versuch. So habe ich eben die Geschäfte allein besorgt; wie ich noch nachträglich feststellen muß, ein nicht gerade idealer Zustand! Vortragstätigkeit: Seit 1951 hat jedes Jahr im Oktober eine Tagung in Aulendorf stattgefunden, teils mit Rednern aus den eigenen Reihen, teils mit auswärtigen Rednern, bei deren Vermittlung mich die Stuttgarter Herren im Bedarfsfall in dankenswerter Weise unterstützt haben. Die Vorträge befaßten sich mit den verschiedensten Wissensgebie- ten: Geologie und Zoologie je 8 — Botanik einschließlich Moorkunde und Geographie je 6 - Naturschutz 5 —- Vorgeschichte 2. Das sind zusammen 35 Vorträge. Acht davon führten ins Ausland, 14 galten speziell Ober- schwäbischen Fragen. Sie sehen also, daß wir keine Kirchturmpolitik ge- trieben haben. - Bei Durchführung der Vorträge hat mich das Aulendorfer Grünlandinstitut, speziell Herr Dr. SCHÖNE, durch technische Bereitstellun- gen unterstützt, in den zwei letzten Jahren auch Herr Rektor BAUMANN, der Leiter der Aulendorfer Volksschule. Diesen beiden Herren möchte ich nochmals herzlich danken. Und ganz am Schluß noch ein Wort zu Ort und Stil der Tagungen des Oberschwäbischen! Überlieferungsgemäß — aber nicht nur aus ver- 15