Gesellschaft für Naturkunde staubter Tradition — haben wir unter meiner Leitung immer in Aulendorf getagt. Denn diese Stadt ist nun einmal verkehrsmäßig der Mittelpunkt Oberschwabens, ganz gleich, ob man mit der Bahn oder mit dem Auto reist. Das gilt vor allem auch für diejenigen, die, wie z.B. ich, an der Peripherie des Oberlandes wohnen. Die Vereinsleitung hat aber die Be- lange aller Mitglieder, also auch die der Randsiedler, zu vertreten. Weitere Fragen, über die man verschiedener Meinung sein kann, mußte ich allein entscheiden, einfach deshalb, weil mir aus den Kreisen der Mit- glieder bessere Ratschläge nie zugegangen sind. So habe ich z. B. an der alten Übung, im „Löwen“ zu tagen, festgehalten, und zwar ganz bewußt. Die Zusammenkünfte des Oberschwäbischen haben meines Erachtens nicht nur den Zweck, den Besuchern einige Vorträge zu bieten. Bei dieser Ge- legenheit soll auch die Möglichkeit zu gegenseitiger Aussprache, zum „Fachsimpeln“ und anderem gegeben und soll der persönliche Konnex unter den Naturliebhabern gepflegt werden. Darauf legen vor allem solche Wert, die auf dem Lande oder in kleinen Städten wohnen und dort keine Ansprache haben. Für Zusammenkünfte dieser Art sind aber Schul- oder Vortragssäle weniger geeignet. Wenn der Vortrag aus ist, liefe dort alles gleich auseinander. Denn man hat heutzutage keine Zeit mehr, nicht für sich selber und noch weniger für andere. Was ich zum Schluß allgemein über die Veranstaltungen des Oberschwä- bischen gesagt habe, ist meine persönliche Meinung, basierend allerdings auf 18jähriger Erfahrung. Es bleibt Ihnen jedoch unbenommen, meine Ansichten als überholt und nicht mehr zeitgemäß anzusehen und es in Zukunft anders zu machen. Doch davon unabhängig, meine Damen und Herren, konnten Sie aus meinem kurzen Rückblick ersehen, daß wir im „Oberschwäbischen“ ein altes und gutes Erbe zu wahren und weiterzugeben haben. Mögen sich immer wieder Männer und Frauen finden, die zur Mitarbeit an dieser schönen Aufgabe bereit sind. Mit diesem Wunsche an Sie alle beschließe ich meine offizielle Tätigkeit im alten Oberschwäbischen Zweigverein für vaterländische Naturkunde, in dem sich der Hauptteil meiner Vorstand- schaft abgespielt hat, und der heute auf 94 Jahre fruchtbaren Wirkens zurückblicken darf. Richard Lohrmann 16