N Kleine Mitteilungen Ganz unerwartet fühlte man sich plötzlich in den Schwarzwald versetzt: Ein Dorf mit in einer gelichteten Waldlandschaft zerstreuten Fachwerk- häusern mit Giebeln, mit deutschen Menschen, blonden blauäugigen Kin- dern, die alle deutsch sprachen, einem Gasthaus „Alta Bavaria“ (Ober- bayern) mit einer typisch deutschen Gaststube und Speisen wie Flädle- Suppe, bayrische Knödel, Bratwürste, Kalbshaxen, Apfelstrudel oder Erd- beeren mit Schlagsahne. Bedient wurde man von einem hübschen blonden Mädel im Dirndlkleid. In einer deutschen Bäckerei konnte man dunkles Brot kaufen, auch sonst gab es Honig und Marmelade, frisches Gemüse und Obst, wie bei uns. . & NT & y* „7 . dh m ie "A a 0 Abb. 1. Colonia Tovar in Venezuela, eine deutsche Siedlung in der Küsten- kordillere. Auf den Höhen z. T. der noch nicht gerodete Nebelwald. (Fotos: E. Walter) Wie war das mitten in den Tropen nur 10° vom Äquator entfernt mög- lich? Die Ortschaft „Colonia Tovar“ feierte gerade das 125jährige Jubiläum ihrer Gründung. Sie verdankt ihre Entstehung einem der merkwürdigsten Unternehmen. Zur Zeit der Vierten Republik in Venezuela faßte man den Entschluß, die Entwicklung des Landes zu fördern, indem man der Bevöl- kerung europäisches Blut und europäische Erfahrung zuführen wollte. Der italienische Ingenieur und Geograph A. CopAzzı wurde 1841 beauftragt, sich mit dem deutschen Kartographen in Paris ALEXANDER BeENnITz in Ver- bindung zu setzen, um dessen Landsleute zu bewegen, nach Venezuela auszuwandern. Don MANvEL FELIPE TovaArR war bereit, einen Teil seiner 289