39 Abhandlungen Die Äußere Jungendmoräne bei Bad Waldsee und das Riedtal Von RÜDIGER GERMAN, Tübingen, und MATTHIAS MADER, Kirchheim u. T., Mit 2 Abbildungen Zusammenfassung Eine Sedimentkartierung im Bereich des würmeiszeitlichen Maximalvor- stoßes östlich von Bad Waldsee ergab wesentliche neue Gesichtspunkte über die Entstehung des Walles der dortigen Äußeren Jungendmoräne und den lokalen Ablauf des Hoch- und Spätglazials. Demnach ist die Äu- ßere Jungendmoräne (ÄJE) nicht nur eine sehr komplex zusammengesetzte Bildung aus Moränen und Schmelzwassersedimenten, sondern es lassen sich auch Unterschiede in der Bildungszeit nachweisen. Entsprechend ist das Riedtal nicht einheitlicher, geschlossener Entstehung, sondern stellt den Endzustand nach einer Reihe verschiedener, hintereinander erfolgter Aufschüttungen mehrerer Eiszungen dar. Im Zuge dieser mehrgliedrigen Akkumulation zwischen Haisterkircher Rücken und Hochgelände im Osten einerseits und den glazialen Bildungen im Westen andererseits wurden die jungen eiszeitlichen Bildungen durch Seitenerosion der Schmelzwässer späterer Stadien teilweise wieder vernichtet. Im Gegensatz zur bisherigen Ansicht stellt daher die Grenze ÄJE-Riedtal östlich von Bad Waldsee in teilweisem Gegensatz zu den nördlich anschließenden Teilen nicht den ursprünglichen hochglazialen Rand glazigener Moränen gegen glaziflu- viale Schmelzwasserablagerungen dar, sondern ist erst durch Erosions- und Umlagerungsprozesse im späten Hoch- und frühen Spätglazial entstanden. Damit ist der geomorphologisch bisher so geschlossen erscheinende Wall der ÄJE in diesem Bereich nicht zeitgleicher Entstehung. Ferner hat die Waldseer Eiszunge das Riedtal bei Mühlhausen während der Maximallage der Würmeiszeit abgesperrt. Ihre Schmelzwässer verursachten die würm- eiszeitlichen Aufschüttungen im Umlachtal. Die Bildungen dieser Wald- seer Eiszunge wurden in diesem Zusammenhang von der Maximallage ins Hinterland bis nach Bad Waldsee verfolgt. Damit steht das Vorkommen der seit WEIDENBACH (1936) bekannten umfangreichen Deltabildungen im Stadtgebiet von Bad Waldsee nicht mehr isoliert da, sondern kann im Zuge der Erdgeschichte des Spätglazials und der Wirkung dieser Eiszunge begründet eingebaut werden. Dies zeigt wieder einmal, daß Quartärforschung in ehemals von Eis be- deckten Gebieten mit Hilfe der Kartierung von Sediment-Typen (GERMAN Jh. Ges. Naturkde. Württ. 131 (1976)