Flora fast versengt und das Laub der Gebüsche und Wälder vor Dürre trocken, steif und saftlos wird, bleibt die Flora des Ge- birges und so auch unsrer Alb frisch und das Laub weich und saftig bis spät in den September hinein. Doch wir wollen unsre Umgegend, das Terrain, auf welchem die nachfolgend genannten Mollusken leben, noch mit ein paar Strichen weiter skizziren. Characteristisch und für die so verschiedenen Bedürfnisse der verschiedenen Molluskenarten sehr förderlich ist vor Allem die wunderbare Mannigfaltigkeit der hiesigen Landschaft. Hügel und Thal, trockene Wiesen und Raine und wieder immer feuchte Gründe, scharfes Licht und beständige Schatten, senk- rechte, massige, himmelanstrebende Felsen mit Hunderten von Spalten, grossen und kleinen Höhlen und Löchern, die einen kahl, höchstens mit dünnen, grauen Flechten, die andern über und über mit einer dichten Moosdecke bekleidet und manche dieser Felsen gekrönt mit Burgruinen, den anerkannten Lieblingsplätzen so vieler Mollusken *), dann wieder zerklüftetes Lagergestein und Geröll, das so vielen Weichthieren Schutz bietet im Winter und während der Sommerdürre, sodann wo der Mensch noch ein günstiges Plätzchen uncultivirt übrig gelassen, unsre schöne, reiche Albflora, endlich Wald und Gebüsch in jedem Grade der *) Der Reichthum gerade der Ruinen an Mollusken ist schon anderwärts, z. B. von den verdienten Frankfurter Malacologen (Heine- mann, Kobelt und Andern) mit Recht hervorgehoben worden. Wo Ruinen auf kalkarmen Gebirgen stehen, erklärt es sich leicht, dass die Weichthiere sich dort im Verhältniss zum übrigen Gebirge mannig- faltiger entwickeln können, weil sie in den Ruinen> im Mörtel den für sie so nöthigen Kalk finden, allein auch bei uns, wo das ganze Gebirge Kalk ist, zeichnen sich die Ruinen durch Reichthum an Weich- thieren aus. Von den 74 Arten, die unser nachfolgendes Verzeichniss enthalten wird, könnte der Localkundige wohl an einem einzigen Regen- tage 40 bis 50 auf unsrer Ruine finden, d. h. auf einigen Morgen Platz. Schatten und Licht, kühle und warme, feuchte und trockene Plätze ganz nach Bedürfniss und vor Allem eine Menge Verstecke in den alten Mauern und dem Schutt, dies sind wohl die Ursachen, warum sich die Mollusken auch bei uns mit Vorliebe dort aufhalten. 38