62 Wohl hatte Deffner unter Leitung des vortrefflichen Vaters eine vollständige akademische Bildung genossen und war in Berlin zu den Füssen Gustav Rose’s gesessen, dem er bis zu dessen Ende ein freundliches Andenken bewahrte, aber wie das gewöhn- lich im menschlichen Leben geht, dass vor der Praxis die wissen- schaftlichen Studien in den Hindergrund treten und die Früchte des akademischen Lebens einschrumpfen, so nahm auch die Lei- tung der Fabrik, die mit jedem Jahr sich mehr ausdehnte, den Chef der Firma C. Deffner dermassen in Anspruch, dass er seine ganze Thätigkeit, sei es auf sein Walzwerk und die best- mögliche Ansnützung seiner Wasserkraft, sei es auf das Studium der Bleche, der Kupfer oder der Lackfarben verwenden musste. Volle Aktenstösse aus jener Zeit zeugen von der rastlosen Thä- tigkeit des Fabrikanten. In den 40er Jahren war Deffner durch und durch Industrieller. Er dachte kaum an Geologie und Petrefaktenkunde. Da brauchte er wieder einmal Formsand für seine Gelbgiesserei, der seit Jahren aus dem braunen Beta von Giengen bezogen wurde. Dass er denselben nach seinem Vor- kommen und seiner Qualität mit allen seinen Fehlern und Vor- zügen genau zu untersuchen anfing, um ihn gründlichst kennen zu lernen, war von Deffner nicht anders zu erwarten. Wider- stritt es doch jeder Zeit dem innersten Wesen unseres Freundes etwas oberflächlich zu nehmen. Alles was er that, that er gründ- lich, was er las untersuchte er, schlug alle Citate und Quellen nach und arbeitete sich grundsätzlich in die Literatur eines zu unter- suchenden Gegenstandes ein. So führte ihn der Formsand seiner Fabrik zur Untersuchung anderer Sande, zur Orientirung über deren Vorkommen und Lagerung, und weiterhin zu dem Ursprung der Sande und deren Bildungsweise überhaupt, womit er plötzlich mitten in der Geognosie stund. Der alte Naumann, der von Berlin her etwas verstaubt in seiner Bibliothek stand, war wieder vorgenommen, speziell für schwäbische Geognosie diente das „Flözgebirge“ zum Führer. Bald aber erkannte Deffner’s klarer Verstand, dass in der Geo- gnosie die Bücherweisheit wenig nütze ist, dass vielmehr die Natur selbst befragt werden muss, um Aufschluss über die Berge und