Man hat auch versucht, die ältere Lösslehmzone aus einer sub- terranen Entkalkung zu erklären und nur einen Löss gelten zu lassen. Diese Erklärung widerspricht aber dem Wesen der Verlehmung , die auf Entkalkung und Oxydation gleichzeitig beruht und nur durch subaörische Vorgänge bewirkt werden kann. Die jüngere Löss- bildung ist gleichalterig mit der letzten diluvialen Vereisung, sie er- reicht mit dieser ihr Ende; an sie schliesst sich die Waldperiode der geologischen Gegenwart. (Sauer,) 3. Oberschwäbischer Zweigverein für vaterländische Naturkunde. Versammlung zu Ulm am 2. Mai 1900. Die Versammlung, an der sich der Mathematisch - naturwissen- schaftliche Verein zu Ulm beteiligte, wurde vom Vorsitzenden Dr. Kreuser- Schussenried mit einer Begrüssung eröffnet, die vom Vorstand des letzteren Vereins, Rektor Dr. Neuffe r-Ulm, erwidert wurde. Prof. Dr. Nestle-Ulm hielt sodann einen Vortrag über »die Ärzte und ihr Publikum im Zeitalter des Hippokrates.« Wenn auch die Naturforschung der Neuzeit in grossartiger Weise über die des Altertums hinausgewachsen ist, namentlich wenn man Dampf, Elektricität, und vielleicht auch Luftschiffahrt in Betracht zieht, so haben doch die Naturforscher und Ärzte des Altertums sehr viel ge- leistet; letztere und speciell die aus dem Zeitalter des HIPPOKRATES sind als die Vorläufer der Medizinalwissenschaft zu betrachten. Lebende Ärzte haben nachgewiesen, dass in der medizinischen Wissenschaft seit dem 4. Jahrh. v. Chr., dem Zeitalter des Hippokrates, bis zum 18, Jahrhundert fast gar keine Fortschritte mehr gemacht worden sind. Insbesondere hat Prof. Dr. LEYDEN gezeigt, dass die Therapie zur Zeit des HIPPOKRATES in grossem Ansehen stand. In der Ilias erscheint der Priester oft als Arzt, in der Odyssee wird der Arzt neben dem Seher, Sänger und Architekten genannt, ja, ein untadeliger Arzt ward als ein Gott angesehen. Das Heilung suchende Publikum fand sich in den asklepiadischen Heiligtümern in Epidaurus, Kridos, Kos ein. Es ent- standen ärztliche Schulen in Kroton, Kos, nach deren Absolvierung die Aerzte sich durch Eid zur gewissenhaftesten Behandlung der Kranken, zum Stillschweigen etc. verpflichten mussten. Von den sogen. hippo- kratischen ärztlichen Schriften aus dem 5.—4. Jahrhundert v. Chr., die nur zum Teil von HırrokrATEes herrühren, befassen sich die älteren nur mit der empirischen Behandlung, wobei die Philosophie, sowie der Ein- fluss der Gestirne einen grossen Einfluss auf das Menschenleben aus- üben. So sprechen EukıL1D und ANAxAGORAS von der Heilkraft der Natur als einziger Grundlage der Medizin. In der Schrift »von den Gelenken« werden die Grundzüge der Anatomie festgestellt; sie hatte bei der Vor- liebe des Griechen für Leibesübungen, wobei die mässige Lebensweise, Bäder, ja sogar Massage mitwirkten, grossen Einfluss. Eine weitere