Ueber die physikalischen, chemischen und biologischen Ursachen der Farbe unserer Gewässer *. Von Prof. Dr. C. B. Klunzinger. Früher lehrte man, dass das reine Wasser im allgemeinen farblos sei, „wasserklar“ oder glashell, „hyalin“, wie reines Glas oder Dia- mant, das Blau des Meeres odes eines Sees, wie des Genfer und Garda- sees, aber komme vom einfallenden und reflektierten Blau des Himmels: eine Anschauung, die von vornherein abzuweisen ist, da im letzteren Fall die blaue Farbe im wesentlichen dieselbe bleibt, ob der Himmel blau oder mit Wolken bedeckt ist und höchstens der Ton sich ändert. Untersuchung der Wasserfarbe durch lange Röhren. 1. Der erste, der eine befriedigende Erklärung zunächst der Farbe des reinen destillierten Wassers gab, ist Bunsen. Bei einer Reise nach Island fielen ihm die grünlichblauen, aquamarinblauen Gumpen zwischen dem Kieselsinter des Geisirs auf, er ging zu Hause dieser Erscheinung weiter nach, suchte sie zu erklären und die Deu- tung durch Experimente zu stützen. Die berühmte Abhandlung hierüber erschien 1847 unter einem Titel, der die Erörterung der Frage der Wasserfarbe nicht vermuten liess, „über den inneren Zu- sammenhang der pseudovulkanischen. Erscheinungen Islands“ *, Das Resultat dieser Untersuchungen Bunsen’s ist: Das chemisch reine Wasser ist nicht farblos, sondern rein blau, was aber erst dann dem Auge sichtbar wird, wenn das Licht durch eine Wasserschicht von be- deutender Dicke dringt. Zum Beweise machte er folgendes Experiment: 1 Diese Abhandlung ist eine weitere Ausführung eines Vortrags, den ich am 12. Oktober 1899 in unserem Verein hielt (siehe den kurzen Sitzungsbericht in diesen Jahresheften 1900, S. XXXVII). Meine Untersuchungen über einige einheimische Gewässer, über den „Feuersee“ in Stuttgart und den „Blautopf“ bei Blaubeuren werden sich als besondere Abhandlungen später anschliessen, 2 Bunsen in den Annalen der Chemie und Pharmazie von Wöhler und Liebig 1847, Bd. 62, S. 44—45. Jahreshefte d, Vereins f, vaterl. Naturkunde in Württ. 1901, 921