2 Neckarkreis. Der Neckarfluß, schon seit alter Zeit der Schifffahrt dienstbar, rinnt fröhlich hinab an einer Reihe von Städten und Städtchen, worunter einige der größten, reichsten und schönsten des Landes, wie Eßlingen, Cannstatt-Stuttgart, Heilbronn. Bis zur Landesgrenze unterhalb Wimpfen zieht sich das Thal meist in großen hufeisenförmigen Bögen hin, die an seine Ufer gedrängten Städte und Dörfer malerisch dem Auge verschiebend und verschränkend. Die Landschaft des Neckarkreises hat natürlich die Züge der anstehenden Ge- steinsarten. Das Thal selbst beherrscht von Cannstatt abwärts der Muschelkalk, mit strengeren Formen, weiter oben im Thal und auf allen Höhen der Keuper, der mit seinem fortwährenden Wechsel von weichen Sand- und Thonschichten, zwischen wagrecht eingezogenen härteren Bänken, reich bewegte Buchten und Absätze zeigt. Darüber das sanfte Licht eines milden Himmels, eine zarte, wegen der vielen nahen Waldberge frische und fast immer sturmlose Luft. Die Hochflächen zu beiden Seiten leiten den Blick über die kantigen Ränder des Thales und seine tiefen, stillen, vielfach verzweigten Seitenthäler hinweg an die blauenden Waldberge, voll von Schluchten und Mulden; — Bergstädtchen, Burgen oder Burgtrümmer auf den vordersten Stirnen. Im Süden, woher der Fluß kommt, streckt sich in der Ferne quer herüber der lange, oben geradabgeschnittenc starre Felsen wall der schwäbischen Alb; wieder ein Kalkgebirge. Gegen Abend erscheinen wenig bestimmt die Streifen des Schwarzwaldes, weiter unten die schönen Keuperberge des Strom- und Heuchelberges, nach Morgen das etwa 60 Geviertmeilen umfassende Berg gewirr der „Wälder", des Schur- und Welzheimer, Murrhardter und Mainhardter Waldes, der Löwensteiner und Waldenburger Berge. Nach Norden ist das Land offener und schließt mit den seinen Linien des Odenwaldes in lichtstrahlender Ferne. Der wichtigste und markigste Hintergrund bleibt immer die Alb, die von jedem Hügel ans, bald näher, bald ferner sichtbar ist und vom äußersten Südwesten bis zum äußersten Nordosten das schwäbische Land durchdämmt. In das fast endlose Berg- und Hügelwerk legen sich nur einige größere Ebenen, wie das Thalbecken von Eßlingen bis Cannstatt-Stuttgart und das bei Heilbronn, dann die Hochfläche links vom Neckar, bei Ludwigsburg; hiemit sind auch schon die fünf größten Städte des Kreises genannt. Woher die ersten Ansiedler gekommen sind, ist in ein Dunkel gehüllt, das sich mit der Zeit wohl noch etwas lichten wird. — Die frühesten Spuren reichen im Neckarkreise zurück in die keltische und germanische Zeit vor dem Eindringen der Römer, um 50 nach Christi Geburt. Aber infolge des langen und gar sorgfältigen Bodenanbaues sind die Reste aus vorrömischer Zeit dünn geworden. Ans waldigen Bergausläufern noch Spuren von Ringwällen und Opferstätten, in den wenigen Waldungen zwischen den Feldern der Ackerebenen noch kleinere Gruppen von Grab hügeln. Zum Glück entgingen einige der wichtigsten dieser urtümlichen Denkmale ver möge ihrer riesenhaften Größe dem Schicksal der Einebnung durch den Pflug des Landmanns: so jene bergartig aus dem Ackerland beim Asberg aufgetürmten Hügel, von denen zwei geöffnet wurden und aus ihrein Schoß prachtvolle Grab beigaben, etwa aus der Zeit Alexanders des Großen (st 323 vor Christi Geburt) wieder ans Licht gaben, verkündend, daß in dieser Vorzeit der steil und einsam aus