Die Kirchen. 17 wird von einem Rippenkreuzgewölbe auf Ecksäulen übersprengt; der Bogen gegen das Seitenschiff (Westseite) ist vermauert. Im zweiten Geschoß war eine jetzt auch vermauerte, gegen Norden, d. h. gegen die Kirche heraus einst offene Empore. Der 1320 ff. errichtete Chor zeigt gegen außen noch die alte ernste Gestalt; sein Gewölbe wurde zu Anfang dieses Jahrhunderts durch ein hölzernes Netzgewölbe in geschickter Weise ersetzt. Zugleich mit dem Chore ward das fünfte Geschoß des Turmes mit schönen Maßwerksfenstcrn aufgesetzt. Das oberste etwas erbreiterte Geschoß ist aus dem Jahr 1488, neuer noch die zierliche Spitzhaube. Die Sakristei, nördlich am Chor, ist bis auf die Gewölbe und den östlichen vieleckigen (auch spätgotischen) Schluß frühgotisch. Bei dem Chorbau vom Jahre 1320 mauerte man iiber dem noch heute erhal tenen romanischen Ostgiebel einen Entlastungsbogen her und setzte darauf den hohen Chorgiebel, der, da jetzt der Chor hoch über das Schiff hinausragte, an der Westseite sichtbar war und zu dessen Giebelgesims man Stücke eines romanischen Giebelgesimses benützte, was alles noch auf der Kirchenbühne zu sehen ist. — Mehr als hundert Jahre nachher, beim gotischen Neubau des Langhauses, dessen Dachstrst auch über den des Chores hinausragt, mußte dann jener Chorgiebel nochmals erhöht werden. Der Neubau der noch jetzt stehenden drei Schiffe samt dem großartig angelegten Westturm ist zum größten Teil das Werk des fürstlichen Baumeisters Albrecht Georg, des Erbauers der Stuttgarter Leonhards- und Hospitalkirche und gar vieler anderer schöner Kirchen ringsum in Schwaben. Das Meisterzeichen des Albrecht Georg, der Sparrenschild mit den drei Sternen, findet sich fünfmal an der Stiftskirche, darunter dreimal an dem herrlichen Apostelthor. Albrecht Georg erscheint nicht bloß als vor trefflicher Baumeister, sondern auch als hervorragender Bildhauer. Bei seinen Kirchen bauten liebte er das Hereinziehen der Strebepfeiler nach innen, so daß an den Lang seiten der Nebenschiffe Kapellenreihen entstanden, dieKirchen dadurch eigentlich fünfschiffig wurden, er liebte reiche Vernetzung der Gewölbe mit vielen von bedeutungsvollen Bildhauereien bedeckten Schlußsteinen, oft auch mit Brustbildern als Gurtträgern; dazu weite und lichte Verhältnisse. — Reichgegliederte Pfeiler (s. Abb.) trennen das höhere, aber fensterlose Hochschiff der Stiftskirche von den Seitenschiffen, die nach innen ge zogenen Strebepfeiler treten außen schwach dreieckig im Grundriß hervor. Ueber den Seitenschiffen spannen sich steinerne Strebebogen gegen das Hochschiff. Die reichen Gewölbe tragen eine Menge skalpierter Schlußsteine. Der Hauptturm und der Seiten turm haben Dächer aus später Zeit, das des „dicken" ist zeltförmig und kurz, das des „schlanken" zierlich und spitzgeschweift, aber beide Türme sind wohl zusammen gestimmt. Feine gotische Friese ziehen unter ihren durchbrochenen Steinkränzen hin. Der ganze Bau aus grünlich-grauem Keuperwerkstein von edler, tief nach gedunkelter Alterssarbe. Oberster Umgang des Hauptturmes um 1530. Jahreszahlen stehen am Apostelthor 1494 und 1495, über dem Hauptfenster des Westturms 1495, an einem Tragstein innen am Südturm, darstellend einen Engel mit dem Schweißtuch 1493. Als Baumeister am Chore wird genannt um 1330 Walther der Steinmetz und beim Neubau Meister Eberlin von Stuttgart, dann fünfmal durch sein Zeichen der Hauptmeister Albrecht Georg; der Schild eines anderen noch nicht aufgefundenen Meisters befindet sich hoch oben, dem des Albrecht Georg gegenüber, an der Thüre des am Südturm aufsteigenden Treppentürmchens. Weiter erscheint der Meisterschild P a u l uj8, Denkm. aus Württemb. 2