240 Schivarzwaldkreis. Oberamt Reutlingen. erscheint. Dieser Peter muß also im Jahr 1359 gestorben sein; leider wissen wir nicht in welchem Alter, er hatte Fran und Kinder — und können uns aus dieser Nachricht keine» Schluß auf den Beginn seiner Thätigkeit erlauben. Wohl aber ist die Nikolauskapelle, jetzt katholische Kirche, in Reutlingen nach einer Inschrift am Chor angefangen (incepta) im Jahr 1358, und wir greifen gewiß nicht fehl, wenn wir Peter als den Meister, der den Plan zur Kirche machte und teilweise auch noch ausführte, annehmen. Er ist wohl ein Einheimischer gewesen, und jene Urkunde zeigt, daß er in naheti Beziehungen zum Kloster Bebenhausen gestanden hatte. v.... Die Nikolauskirche in Reut- lingen, besonders der Chor zeigt, daß der Meister dieses Werkes seine Studien sowohl an der französischen Art der Marienkirche gemacht hat, daß er in der Reutlinger, von eineni Parier geleiteten Bauhütte gewesen, aber auch daß er an den aus der Schule von Salem am Bodensce, dem Vorort der südwestdeutschen Cisterzienser, hervorgegangenen Pracht bauten von Kloster Bebenhausen gelernt haben muß, besonders an dem 1335 in Bebenhausen errichteten Sommer-Rest torium. Es unterliegt keinem Zweifel, dieses hochentwickelte, seiner Zeit voraus geeilte Werk schwebte dem Meister der Mikolauskapelle vor; an ihr sehen wir einen Meister, der im Fenstermaßwerk französische, schon spätausartende For men mit frühgotischen deutschen mischt, in der Gewölbebildung aber ganz dem reizvollen Palmen-Rippennetz des Beben hauser Sommer-Refektoriums, das nadel spitzig an den Wänden zusanimenstrahlt, nur in ein wenig derberer Weise, folgt, in den Schlußsteinen jedoch an den alten frühgotischen Blattrosetten hängen bleibt. Ganz dieselbe Art zeigt nun auch die neue, nördlich an den Chor der Marienkirche angebaute Sakristei, errichtet nach der Vollendung der Kirche im Jahr 1343, um 1350. Stilformen und Steinmetzzeichen weichen von allen übrigen an der Marienkirche ab — und letztere sind zum Teil gleichfalls wieder am Chor der Nikolauskapelle zu finden. Die Nikolauskapelle und die neue Sakristei hat mit größter Wahrscheinlichkeit Meister Peter von Reutlingen gemacht, auch hals er wohl die Turmpyramide vollends ausführen. Weiter aber könnte Peter von Reutlingen der Meister sein der frühesten Teile der herrlichen, um 1336 begonnenen Stiftskirche zu Herrenberg. Turmbau, Chor und Umfassungs mauern erinnern an die Marienkirche. Es sind besonders der für die Marienkirche so bezeichnende Spitzbogenfries unter dem Dachgesims, das hohe Prachtfeuster an der Reutlingen. Marienkirche.