256 Schwarzwaldkreis. Oberamt Reutlingen. Der Salmansweiler Pfleghof, auch Nürtinger Hof genannt, weil er später in Besitz des dortigen Spitals kam, fetzt Kameralamt, vor 1304 gegründet. Der Marchthaler Hof, das Hauptgebäude hat sich in seinen dicken Mauern noch erhalten, sowie die schöne spätgotische Kapelle zur heil. Maria, jetzt Freimaurer loge, innen ein schönes Rippenkreuzgewölbe aus gebrannten Ziegeln mit zwei Schluß steinen, das Klosterwappen (Schwert und Schlüssel) und das des Abtes Simon Götz, 1482—1514 (ein Hackbeil). Am Hintergebäude sieht man noch einige Wappen der Äbte und Klosterhofmeister. — Der Marchthaler Hof wurde schon anfangs des 13. Jahrhunderts gegründet. Vom Königsbronner Hof, späterer Oberamtei, jetzt in Privatbesitz, hat sich das von Abt Melchior Ruoff 1538 neu erbaute Hauptgebäude erhalten; in einem gegen den Hof hin liegenden Gewölbe meldet eine Inschrift: Als man zalt von Christi unsers einigen Heilands Gepurt 1538 jar, hat der erwyrdig in gott Vater und Herr Herr Melchior Ruoff Apte des Gotzhauß Kunigsbronneu diß gegenwärtig Haus sampt des neuen Gewelbs von dem neuwen erhaben und gepauwen Gott sey Lob. Darüber noch einmal die Zahl 1538. Der kleine altertüniliche Raum, mit einer ein zigen Lichtöffnung gegen den Hof, zeigt ein Gurtenkreuzgewölbe, auf dessen Schluß stein ein Abtswappen, Mann auf Dreiberg einen Strick oder Kette haltend. Die Gurtenansäuge sind geziert durch einen Abtskopf, ein Cisterzienser-Wappen und einen leeren Schild. — Neben dem Hause steht eine hübsche spätgotische Kapelle; der Chor mit Netzgewölbe mit Rosettenschlußstein und einfachen gotischen Fenstern. An dem spitzbogigen, einfach profilierten Portal ein Steinmetzzeichen; leider gilt von diesem schönen Kirchlein noch heute wie zu Fizions Zeit: „Vor Zeit las man drin Meß mit Fleiß, Jetzt wird's gebraucht zn Holz und Reis." Der Spital mit der nach dem Jahr 1539 umgebauten ev. Heiliggeistkirche. An ihr noch ein großes reichgegliedertes frühgotisches Portal und jenes rätselhafte frühgotische Prangerbild, ein gefiedertes Ungetüm zwischen einem Jüngling und einem Mädchen. Den Mittelpunkt des städtischeir Lebens bildete in früheren Zeiten wie heute der Marktplatz. Dort standen das Rathaus, das Bürgerhaus, das Kaufhaus, der Spital mit Kirche, die Metzig mit den Fleischbänken und die Brotbänke. Das alte Rathaus, von dem im 15. Jahrhundert die Rede ist, war ohne Zweifel ein Holzbau, der mit der Zeit baufällig wurde: „Wurmstichig war es überaus, Baufällig, liederlich von Sachen, Wollt' einfallen, fing an zn krachen." (Fizion.) Durch denselben Baumeister, der sich auch im Spital, im Zwiefalterhof und im Kirchbrunnen ein Denkmal schuf. Hans Motz von Gmünd, wurde 1562 au dem selben Platze, mitten auf dem Markt, ein Neubau aufgeführt in den besten Formen der Renaissance. Das Haus, 36 m lang, stieß mit einer Seite an die Kramergasse; es ruhte auf 33 steinernen dicken Säulen, die z. T. aus der Kirche des Barfüßerklosters stammten. An den Ecken ragten Erker empor mit kupferbelegten Dächern, getragen