302 Schwarzwaldkreis. Oberamt Rottweil. Die Jahreszahl 1517 bezeichnet ohne Zweifel das Jahr der Überwölbung des Hoch- schiffes; bedeutend früher wurden die Seitenschiffe zugewölbt, am frühesten das süd liche. Auf einem seiner östlichen Schlußsteine steht: H. Wegele. Kircher. 1497; auf den andern hier befindlichen Schlußsteinen, es sind im ganzen 18, sieht man wieder verschiedene Heilige dargestellt: Apostel, Engel mit Schweißtuch, eine Heilige mit ägyptischem Kreuz (Julia?), dann Barbara, Ursula, Katharina, Christnskopf, Stadt adler, Dornenkrone und zuletzt im äußersten Osten das Meisterzeichen des Bau meisters. — Dasselbe findet sich auch an der Leonhardskirche zu Stuttgart und an der Stadtkirche zu Markgröningen. Die Schlußsteine des nördlichen Seitenschiffes enthalten eine Heilige mit Winkelhaken und Hammer, dann St. Reinhold, Johannes den Täufer, Johannes den Evangelisten, Andreas, Nikolaus, das Zeichen des Baumeisters, das Stadtwappen, Barbara, Erasmus, Katharina, dann Marterinstrumente, Christi segnendes Brustbild u. s. w.; auf einem der Nebenschlußsteine steht das Jahr der Über wölbung 1504. Die frühgotischen, schönen Rippenkreuzgewölbe des Chors, zum Teil auf Blätterkonsolen ruhend, haben auf ihren drei Schlußsteinen Blätterkränze und auf dem östlichsten das Lamm Gottes. Reichgewölbte Kapellen ziehen sich an Kirche und Chor hin; betreten wir die Kirche von Westen, so zeigt sich zuerst rechts die große Taufkapelle (Nepvmuks- kapelle) mit einem Netzgewölbe auf Fratzenköpfen. Bon sämtlichen Kapellen ist wohl am schönsten gewölbt die am Südeingang der Kirche gelegene; ihr prächtiges Netz gewölbe ruht auf sehr kunstvoll gearbeiteten Trägern: Fratzen, dem Brustbild des Baumeisters (?) und denen der vier Evangelisten; der Schlußstein enthält, gleichwie auch derjenige der gegenüber liegenden Kapelle, das Zeichen des Baumeisters. Die südlich an den früher frei stehenden Chor gebaute Kapelle ist nichts anderes als die östliche Endigung des südlichen Seitenschiffes und war vor der Restauration offen, sie enthält die Fortsetzung seiner reichen Netzgewölbe, viele Schlußsteine und burleske Konsolen mit Tier- und Fratzengebildeu; auf den Schlußsteinen sieht man Marter werkzeuge, Agnus Dei, Christi Haupt auf dem Schweißtuch, und Uneber das Zeichen des Baumeisters. Außerdem besitzt die Kirche eine Menge vortrefflicher Werke der Bildschnitzerei, darunter einige frühgotische, dann schöne Ölgemälde, und die Feilster des Chores strahlen in prachtvollen modernen Glasmalereien, gestiftet von König Wilhelm I. und gemalt von Gebrüder Kellner in Nürnberg 1841, nach Erfindung von Carl Heideloff. — Kirchenschatz mit gotischem Krankenciborium und einer Sonuenmonstranz. In den zwei Chorfenstern (gegen Süden) befinden sich in den Maßwerks- füllungcn auch noch Reste von altgotischcn Glasmalereien. Der schöne neue Hoch altar ist durchaus vergoldet, nur der darauf stehende große imb großartige, tief ergreifend behandelte Kruzifixus stammt aus spätgotischer Zeit. Der frühere Hoch altar war kolossal, im Renaissancestil, und besaß ein großes Ölgemälde, Christus am Kreuz, von Maler Christoph Kraft. Derselbe erhielt nach einem Ratsbescheid vom 16. Januar 1659 dafür 250 fl., samt Nachlaß einer Kapitalschuld von 30 fl., und der verfallenen dreijährigen Zinsen. Hinter dem Hochaltare zieht sich eine Reihe von schönen frühgotischcn steinernen Wandnischen hin, zum Teil tüchtige neuere Öl gemälde, Darstellungen aus der Leidensgeschichte, enthaltend; das beste darunter, die