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Gesang
Wir sind ein Samenkorn.
Unendliche Hände schenken uns fremdem Boden.
Kinder der Sonne sind wir
Licht küßt uns zum Frühling empor.
Nächte tauen uns silbrig zum Knospen,
Stumm trinken wir Sterne und Monde.
Des Windes Gespiel ist unser schwankes Leben.
Der Wind ist Fruchtbereiter dem Herbste.
Regen beugt uns furchtsam zu Boden.
Keusch im Regenbogen blicken wir aufwärts
zu Gott.
•Fremde Sichel singt in der Sonne:
Vom Nirgends gegeben
von der Welt gediehen
fruchtschwer ins Namenlose geschritten,
der Sonne gejubelt
dem Abend zerschnitten
Spreu in den Wind gestreut
namenlos
weht unser Sein vorbei.
Leben ist Garbenfülle der dunkelen Scheuer,
eine Kinderhand tastet uns jauchzend ins Haar,
ln tausendfach Vollem erblüht uns Bestimmung
in windstillen Nächten erwachsen wir uns.
Stille Stimme spricht in der Scheuer:
Alles ist Leben, dem Zwecke gegeben.
Dasein ist Leben
Fühlen ist Sonne
fruchtloses Schreiten ist Ende und Tod
Weit hinter Wäldern hängt vom Himmel ein Strahl,
glühend beglänzt er ein dunkles Boot.
Bergwaldherüber erbraust ein Lied:
Hoch in den Wipfeln wiegen sich Sonnen.
Strahlen, himmelher aus den Gletschern gestiegen,
Himmelblau, von reifenden Feldern getragen,
Hände in meinen Haaren,
klein bin ich und blind vor eurem Leuchten.
Wolken feuchten den Gang,