Aber hören Sie mal, Fräulein Richter, die Geschichte wird
höchst unangenehm. Sie dürfen doch nicht fremdes Gut
verpfänden.
Der Ring gehört mir, Herr Justizrat.
Der Kerl hat Sie offenbar um den Verstand gebracht. Den Ring
behalte ich. Hier ist ein Scheck über hundert Mark und
damit ist die Sache erledigt.
Bitte, Herr Justizrat, geben Sie mir den Ring wieder, wenn ich
meine Schuld abbezahlt habe.
Warum wollen Sie durchaus diesen dummen Ring haben.
Er war in meiner Backe eingegraben, Herr Justizrat.
Also, Fräulein Richter, Sie sind total übergeschnappt. Seien
Sie jetzt mal wieder vernünftig. Wie ich als Anwalt
taxiere, haben Sie dem Kerl schon die fünfhundert Mark
geschickt. Sie nehmen den Scheck und ich schenke Ihnen
einen andern Ring extra. Natürlich wird er etwas ein
facher sein, aber dafür in besserer Fassung.
Ich bin in Ihrer Hand.
Unsinn, ich bin doch kein Erpresser. Ihr Ring ist in meiner
Hand. Und wenn Sie durchaus nicht wollen, dann sollen
Sie ihn wieder bekommen. Aber überschlafen Sie sich die
Sache einmal. Und reden Sie mir nur nicht wieder so
gruselige Geschichten vor. Sonst kann ich Sie in meinem
Büro nicht gebrauchen. Gute Nacht.
Also heute Abend bleibt Du endlich zu Hause.
Ich habe einen schweren Tag gehabt, Mutter.
Jeder Tag ist schwer. Dazu ist der Tag da. Willst Du etwas
essen.
Danke, Mutter.
Es ist ein Skandal. Was sollen die Leute sagen. Sie werden
mich für eine schlechte Mutter halten, wenn sie Deine
mageren Backen sehen.
Ich habe keinen Hunger, Mutter.
Jetzt wirst Du zwei Stunden mit mir tüchtig spazieren gehen,
damit Du besser aussiehst. Zieh doch die Schulter nicht
so hoch, das sieht häßlich aus.
Ich bin sehr müde, Mutter.
Nach dem Spaziergang kannst Du Dich schlafen legen. Ich muß
etwas frische Luft schöpfen. Und allein ist es mir zu lang
weilig. Ich habe schon so nie etwas von Dir.