sagens, die transzendental-intentionalen Bewußtseinscharakters ist. Sondern es
tritt hier ein Subjektbegriff auf, der weder der Logik noch der Psychologie,
aber auch nicht der Erkenntnistheorie, sondern der Sprachtheorie zugehört.
Denn das Problem der Aussage ist, wie im folgenden zu zeigen versucht
werden wird, das Problem der Sprache selbst.
In der Sprachtheorie ist jedoch, soweit ich sehe, das Problem der Aussage
bisher nicht zum Gegenstand der Untersuchung geworden. Dies scheint
darauf zu beruhen, daß sie im wesentlichen ihre Aufmerksamkeit nur nach
zwei Seiten richtete: auf die Sprache als grammatisch-linguistisches Gebilde
und auf die Sprache als Mitteilung bzw. als Rede. Bei der Mitteilungstheorie
ist jedoch einen Augenblick stehenzubleiben. Denn hier erscheint ein Subjekt
begriff, der gleichfalls nur der Sprache, dem sprechenden Leben zugehört,
nicht aber in der formalen Grammatik und Linguistik auftritt. Es ist der Sub
jektbegriff, der, aus der Radiotechnik übernommen, als Sender bezeichnet wird
und dessen Gegenpol der Empfänger ist. So sagt Karl Bühler in seiner »Sprach
theorie«: »Das Wort >ich< nennt alle möglichen Sender menschlicher Bot
schaften und das Wort >du< die Klasse aller Empfänger als solcher.« 48 Diese
Formel für die Mitteilung gibt sogleich an oder läßt doch erkennen, daß und
worin sich die Mitteilungstheorie von der Aussagetheorie unterscheidet.
Während diese sich als die Theorie von der Struktur und zwar der verborgenen
Struktur der Sprache überhaupt herausstellt, betrifft die Mitteilungs- oder
Redetheorie nur die Situation des Sprechens. Es zeigt sich, daß das Sender-Ich
der Mitteilung etwas anderes ist als das Aussage-Subjekt der Sprache, dessen
Gegenbegriff denn auch nicht der des Empfängers-Du, sondern der des
Objekts ist. Das besagt, daß weder der grammatische Satz, auch der sogenannte
Aussagesatz nicht, noch die sprachliche Form der Mitteilung zur Rede steht,
wenn im Gebiet der Sprache eine Subjekt-Objekt-Beziehung, genauer: eine
Subjekt-Objekt-Struktur auftritt. Sondern es ist allein der Begriff der Aussage,
der damit beschrieben ist. D. h. es ist die Aussage, die als Subjekt-Objekt-Struktur
der Sprache sich darstellt. Die Aussage ist insofern ein sprachtheoretischer und
kein grammatischer oder auch urteilslogischer Begriff, als sie das System aller
Sätze, d. h. alle Satzmodalitäten umfaßt. Nicht nur der »Aussage«- (d. i. Be-
hauptungs-)satz, auch der Frage-, der Wunsch-, der Befehls- und der Ausrufe
satz sind Aussagen 49 : Aussagen eines Aussagesubjekts über ein Aussageobjekt.
48 K. Bühler, Sprachtheorie, Jena 1934, S. 90
48 Daß hier ein Problem vorliegt, ist mehrfach gespürt und diskutiert worden. Wenn sich
J. Ries (Was ist ein Satz, Prag 1931) dagegen wehrte, auch die andern Satzmodalitäten als
Aussagesätze aufzufassen, so hat H. A. Gardiner, der die Sätze in Behauptungs-, Frage-,
Befehls-, Ausrufesätze (statements, questions, requests, exclamations) einteilt, die Verwandt-