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Erkenntnistheorie: dem Erkenntnissubjekt. Aber er weist Unterschiede zu
diesem auf, die sich freilich nicht auf den ersten Blick erschließen. Sie beruhen
darauf, daß die Aussage als sprachliche, sich im System der Sätze manifestierende
Form fixierter ist als der Denk- und Erkennensvorgang als solcher. Die Aussage
ist eben deshalb ein sprachtheoretisches und kein erkenntnistheoretisches
Phänomen. Das aber besagt nun, daß das Aussagesubjekt, von dem wir oben
schon bemerkten, daß es nicht als aussagendes Subjekt aufgefaßt werden darf,
nicht in der Vielfalt der Aspekte schillert, die dem Erkenntnis- oder allge
meiner : dem Bewußtseinssubjekt darum anhaften, weil es sozusagen ein Faktor
im freien Bereich des personalen Lebens überhaupt ist, der, wie erwähnt, auch
noch in seinen strukturellen Abstraktionen verborgen ist und in verschiedener
Weise — psychologisch, transzendental, intentional — interpretiert werden
konnte. Ja, obwohl der Begriff Subjekt in korrelativer Beziehung zu dem des
Objekts gedacht ist, so kann diese doch in den Hintergrund treten und die
spezifische Subjektivität des Subjekts sich isoliert als solche präsentieren, wie
es schon im Alltagsgebrauch des Adjektivs subjektiv zu Tage tritt. Diese sozu
sagen unbezogene, apolare Bedeutung hat das Adjektiv, wenn z. B. Husserl
vom Urteilen als subjektiver Tätigkeit spricht (ohne dies im psychologischen
Sinne verstanden wissen zu wollen) oder R. Ingarden von subjektiven inten
tionalen Denk- und Bewußtseinsoperationen, deren Resultat und Korrelat der
Satz ist 51 . So lehnt Whitehead überhaupt den »Fachausdruck« Subjekt-Objekt
ab, weil er zu sehr »an das aristotelische Subjekt-Prädikat erinnert«. White-
head verselbständigt darum das Subjekt zum »Ich-Objekt unter den Objekten,
als die Ausgangslage, wie sie sich der erkennenden Erfahrung darstellt« 52 .
Es handelt sich hier natürlich nicht darum, diese aus der Fülle anderer bei
spielsweise zitierten Auffassungen des Erkenntnissubjekts zu diskutieren,
etwa im Zusammenhang der verschiedenen erkenntnistheoretischen oder
metaphysischen Standpunkte der genannten Philosophen. Sie dienen nur als
Hinweis auf den aspektreichen weiten Sinn, der im Begriffe des Bewußtseins
subjekts enthalten ist und je nach der Auffassung der jeweiligen Erkenntnis
theorie bald den einen, bald den anderen Aspekt hervorkehrt. Wir befinden
uns dem Aussagesubjekt gegenüber in einer gebundeneren, föderieren Situa
tion. Sie ist fixiert in der Aussagestruktur, in der das Aussagesubjekt immer nur
in bezug auf sein Aussageobjekt aussagt. Die Aussagestruktur ist eine fixierte
ablesbare Subjekt-Objekt-Relation. Ihre Analyse aber wird zeigen, daß Charakter
und Funktion der Aussage ausschließlich auf dem Aussagesubjekt beruht, ja
61 R. Ingarden, a. a. O., S. 109£, 114
52 A. N. Whitehead, Science and modern World, dt., Zürich 1949, S. 196