9
rath v. Cloß und geht sofort zur Tagesordnung über. Derselbe
erwähnt, daß von dem Verbandsvorstande für die nächste Haupt
versammlung unserem Verein der Vortrag über „die Verwendung
des Cements im Hochbauwesen" zugewiesen worden sei, mit dem
Ersuchen, hiefür einen Redner zu bezeichnen und fordert zu An
meldungen auf. Da sich aber in heutiger Sitzung hiefür Niemand
meldet, werden hiezu vorgeschlagen: Herr Professor Walter und
im etwaigen Verhinderungsfälle die Herren Professor Dollinger
und Baumgärtner. Der Vorsitzende hat es übernommen, mit
diesen Mitgliedern in weiteren Verkehr zu treten.
2) Kommt zur Berathung, welche Excursionen diesen Sommer
vom Verein unternommen werden wollen. Im Hinblick auf die
bevorstehende Versammlung in Berlin wird beschlossen, nur eine
Excursion von einem Tage in Aussicht zu nehmen, und zwar
thunlichst am 24. Juni (Johannisfeiertag) nach Lorch und Gmünd.
Für die Ausführung der Excursion, Berathung der Details wird
ein Komite gewühlt, bestehend aus:
Binder, Oberbaurath )
Rheinhardt, Bauinspektor / in Stuttgart.
Silber, Professor
Diesch, Baurath \
Dillenius, Bauinspektor i
ui
Gmünd.
3) Auf den Antrag des Bibliothekars wird vom Vereins
ausschuß im Hinblick darauf, daß der Verein seit letzter Mehr
anschaffung von Zeitschriften, wo er 130 Mitglieder zählte, nun
mehr deren 170 zähle, nämlich 80 in Stuttgart und 90 aus
wärts, beschlossen, folgende weitere Zeitschriften anzuschaffen und
in Cirkulation zu setzen:
a) ein zweites Exemplar der Hannover'schen Zeitschrift für
Architekten und Ingenieure;
b) L’art pour tous;
c) Ingeniering, deutsche Ausgabe:
cl) Americain scientific;
e) Civilingenieur;
f) zwei weitere Exemplare der deutschen Bauzeitung.
Diese Zeitschriften ergeben einen jährlichen Aufwand von 73 fl.
4) Zur Aufnahme wird vorgeschlagen und aufgenommen:
Kämmerer, Sektionsingenieur für den Eisenbahnbetrieb inJaxtfeld.
5) Referirt zunächst Herr Baurath Schenk als Vorsitzender
der Kommission über die seiner Zeit im Fragekasten vorgefundene
Frage betreffend „Erfahrungen bei Straßenunterhaltung". Außer
dem geben die 2 weiteren Mitglieder, die Herren Bauräthe v. Mar
tens und Kaiser ihre Erfahrungen über die Staats- und Etter
straßen um und in Stuttgart zur Kenntniß. In den von der
Kommission dem Vereine übergebenen Ausarbeitungen in Beilage 7,
7° und 7" ist sodann der Gegenstand in ausführlicher, höchst
interessanter und umfassender Weise behandelt.
Der Vorsitzende dankt der Kommission mit herzlichen Worten
für ihre ebenso mühevollen als vortrefflichen Arbeiten über den in
finanzieller wie in wirthschaftlicher Hinsicht interessanten Gegen
stand, um so mehr als auch derzeit das König!. Württ. Ministe
rium des Innern sich für denselben interessirt und es gewiß bei
hoher Stelle auch von Werth sein wird, die Ansicht unseres Vereins
zu erfahren.
Bei der Debatte berührt Demillas die Straßenstrecke hier
qom Königsthor bis zur Galgcnsteige und meint, diese Straße mit
ihrem ganz außerordentlich starken Verkehr'könne schon deßhalb
nicht gut unterhalten werden, weil sie zu wenig Gefüll habe.
Allgemein wird zugegeben, daß wir in Württemberg mit dem
Unterhaltungsmaterial besonders schlimm daran sind.
Regierungsrath Diefenbach freut sich, daß dieser wichtige
Gegenstand auf der Tagesordnung der Berathung stehe und an
erkennt die eingehende Behandlung dieser Frage durch die Herren
Referenten; obgleich nicht Fachmann, erlaube er sich einiges All
gemeine über die Frage der Straßenunterhaltung in Württemberg
hier vorzubringen —, er könne sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß in unserem Lande über dem Eisenbahnbau die Pflege der
Straßen etwas vernachläßigt worden sei, oder daß dieselbe wenig
stens mit demselben nicht gleichen Schritt gehalten habe. — Unsere
Eisenbahnen machen, wenn man sie mit vielen des Auslandes
vergleiche, den Eindruck außerordentlicher Solidität und Muster
gültigkeit; dasselbe könne man von einem großen Theile der Straßen
unseres Landes nicht sagen —, es sei das aber sehr zu bedauern,
denn die Straßen seien ganz ebenso wichtig als die Eisenbahnen
und die natürlichen Speisekanüle derselben.
Wer oft Gelegenheit gehabt habe, zwischen dem Großherzog-
thum Baden und Württemberg auf Fahrstraßen zu verkehren, der
bekomme den Eindruck, daß im Großherzogthum Baden die Straßen
ungleich besser unterhalten seien, als im Königreich Württemberg;
man begegne auf den badischen Straßen das ganze Jahr hindurch
einem zahlreichen Personale, das fortwährend mit Pflege und Un
terhaltung der Straßen beschäftigt sei, den Staub und Schmutz
entferne, für Abfluß des Wassers sorge, jeden kleinen Schaden
nöthigenfalls unter Anwendung von Wasser bei trockenem Wetter
mit dem besten Steingeschläge reparire, — die Straßen seien in
Baden in der That ausgezeichnet; die Gründe warum dieß, habe
er nicht zu untersuchen Veranlassung gehabt; es mögen die geognosti-
schen Verhältnisse vieler Gegenden Badens für die Straßenunter
haltung weit günstigere sein, es mögen dort weit bessere Mate
rialien zur Verfügung stehen, doch scheine ihm der Grund auch in
dem Systeme der Straßenunterhaltung, sowie darin zu liegen, daß
man in Baden schon seit einer langen Reihe von Jahren dem
Gegenstände mehr Aufmerksamkeit geschenkt und wahrscheinlich
größere Summen dafür verwendet habe.
Ueber die Wasser- und Straßenbauverwaltung im Großherzog
thum Baden gebe das treffliche Werk des Direktors Baer, Vor
stand der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, eingehende
Aufschlüsse und reiche Belehrung; die Verbreitung dieses Werkes
(Verlag der Braun'schen Buchhandlung in Karlsruhe) unter den
Straßeninspektoren des Landes wäre gewiß sehr nützlich, — die
Großherzogl. badische Regierung habe außerdem eine Reihe von
Publikationen bezüglich der Straßenbauverwaltung herausgegeben,
welche wichtige statistische Erhebungen enthalten, die für weitere
Maßnahmen werthvolle Anhaltspunkte bieten; an solchen fehle es
seines Wissens in Württemberg ganz oder wenigstens treten sie
nicht an die Oeffentlichkeit. Würden solche Arbeiten auch in
Württemberg gemacht, so würde sich wahrscheinlich auch in Zahlen
Herausstellen, daß für die Unterhaltung der Straßen zu wenig
geschehe, sei es nun, daß man in der Verwendung der Materialien
nicht wählerisch genug sei und die Beschaffung der theueren Ma
terialien scheue, obgleich sich bei genauer Untersuchung vielleicht
2