Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1874)

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doch Herausstellen würde, daß ihre Anwendung 'noch billiger zu 
stehen komme, als die schlechterer und näher liegender Materialien. 
Was die Art und Weise der Unterhaltung der Straßen be 
treffe, so scheine es ihm rationeller, sofort und fortwährend jeden 
sich zeigenden kleinen Schaden wieder gut zu machen, als die 
Straße längere Zeit ihrem Schicksal ohne alle Pflege zu überlasten 
und dann erst mit größeren Reparaturen vorzugehen, welche für 
den Verkehr so lästig seien, — wahrscheinlich werde hiedurch ein 
größeres Personal erfordert, ohne Zweifel werde auch an Material 
erspart; und jedenfalls wäre die Straße das ganze Jahr hindurch 
in einem gut fahrbaren Zustande. Da in der Person des Vor 
standes der Wasser- und Straßenbauabtheilung durch den eben 
erfolgten Tod des seitherigen Direktors ein Personenwechsel ein 
treten werde, so wäre auch für einen Wechsel des Systemes der 
Straßenunterhaltung vielleicht jetzt der geeignetste Moment; er 
schlage deßhalb vor, den Kommissionsbericht dem K. Ministerium 
des Innern mit dem ergebensten Ersuchen zuzustellen, es möchte 
nach dem Vorbilde im Großherzogthum Baden auch in Württem 
berg für die Unterhaltung der Staatsstraßen, sei es durch Ver 
wendung besserer Materialien, oder durch Einführung eines ver 
besserten Verfahrens in umfassenderer Weise gesorgt werden, als 
seither geschehen sei. 
Bauinspektor Rhein Hardt verlangt breitere Felgen für die 
Fuhrwerke, wie dieß auch schon im Kommissionsbericht enthalten. 
Außerdem wünscht er, daß bei den frequenteren Stadtstraßen mehr 
Pflasterung statt Chaussirung angewendet werde. Insbesondere 
schlägt er für die untere Königsstraße ein Pflaster von „Legforchen", 
einem besonders harzreichen und billig zu erhaltenden Holze, vor. 
Oberbaurath v. Cloß verwahrt sich dagegen, daß es mi 
der Straßenunterhaltung in Württemberg so schlimm stehe. Er hab^ 
an Baden grenzende Württembergische Straßen weit besser unter 
halten gefunden als badische; zudem sei die badische Unterhaltung 
wesentlich theurer als die unsrige. Baden habe im Durchschnit 
besseres Material; er glaube, daß bei uns, woselbst viele Straßen 
verhältnißmäßig größere Frequenz haben, als in Baden, mit un 
serem Unterhaltungssystem das Möglichste geleistet worden sei. 
Oberbaurath v. Schlierholz erwidert, daß nach seiner Erfah 
rung aus der Zeit, wo er in Maulbronn gewesen, die badischen 
Grenzstraßen auffallend besser unterhalten gewesen seien, als die 
Württembergischen. Er habe den Grund in dem besseren Unter 
haltungssystem Badens, in den kleiner geschlagenen Steinen und 
in der großen Sorgfalt der Unterhaltung selbst, in der Ausbesse 
rung eines jeden kleinen Schadens gesucht. Es sei dort nicht, wie 
bei uns, der Straßenwart mit dem Schlagen der Steine neben 
der Unterhaltung belastet, es werde offenbar bei uns zu sehr an 
Material und Hülfeleistung gespart, dabei aber gewiß, besonders 
in wirthschaftlicher Beziehung, viel geschadet, da doch auch bedacht 
werden sollte, was auf weniger gut unterhaltenen Straßen an 
Fahrmaterial zu Grunde geht. Derselbe schildert sodann die Vor 
züglichkeit der oberitalienischen Land- wie Städtestraßen und die 
Präzision bei ihrer Ausführung und Unterhaltung. Die Pflaster 
steine werden dort entweder zu Plattenfahrbahnen oder pflaster 
steinartig (größere Platte durch Kurven in Felder von Pflaster 
steingröße getheilt) pünktlich gearbeitet, besonders gut gefügt und 
auf einer festen Unterlage in Mörtel versetzt. Es werden daselbst 
keine Entfernung und keine Kosten zur Erhaltung des besten Ma 
terials gescheut und gewiß hat eine lange Erfahrung die Italiener 
belehrt, daß dieß Verfahren, verbunden mit einer guten Abwässe 
rung, das Billigste sei. 
Zu einer solchen Herstellung gehöre allerdings eine systema 
tische Kanalanlage, in der alles durch unterirdische Röhren, die 
jeder Zeit zugänglich, aufgenommen werden könne. 
Dieß insbesonders dürfte Stuttgart empfohlen werden, und 
erst wenn Letzteres geschieht, werden wir, die Erfahrungen anderer 
in diesem Punkt rationell wirthschaftender Städte benutzend, gute 
Straßen erhalten. 
Der Redner empfiehlt nun unter Zugrundlage der Vorschläge 
der Commission mit weitgehendster Einführung des sogenannten 
badischen Systems für Staatsstraßen bei Verwendung besten Ma 
terials und kleineren Schlagens als seither üblich und Behandlung 
der Kanalisirung und Pflasterung in unserer Hauptstadt in oben 
genanntem Sinn, die Annahme des Diefenbach'schen Vorschlages. 
Derselbe wird in Verbindung mit dem Schlierholz'schen, 
nachdem die Kommissionsmitglieder Bauräthe Schenk, v. Mar 
tens und Kaiser weitere Erläuterungen, besonders auch verwiesen 
auf die aufgehängten Württembergischen und badischen Straßen 
verkehrs-Karten gegeben, wonach in Württemberg, besonders um 
die Residenzstadt, auf den Straßen eine viel größere Frequenz sei 
als in Baden und man deßhalb mit dem badischen System bei 
letztgenannten Straßen nicht ausreichen könne, einstimmig an 
genommen. 
Der Vorstand übernimmt es, dem Kgl. Ministerium des Innern 
alsbald Abschrift von dem Referat und vom bezüglichem Sitzungs 
protokoll zu unterbreiten. 
6) Architekt Baumeister Hettich zeigt die Plane zu einer in 
der Schloßstraße aufzuführenden neuen Freimaurerloge zu den 
3 Cedern vor. 
Das Gebäude ist auf rechteckiger Grundfläche 14,3 in. breit, 
20 ra. tief angelegt und drei resp. vier Stockwerke hoch. Es 
enthält im Souterrain: Holzlegen, Wirthschaftsküche mit Anricht 
zimmer (Aufzüge für die Buffets im Parterre und zweiten Stock), 
Speisekammer und Waschküche, sowie Bier- und Weinkeller mit 
besonderer Treppe zum Buffet der Restauration im Parterre und 
einen Raum zum Luftheizungsapparat für das ganze Gebäude. 
Das Parterre ist im Licht 5,1 ua. hoch und erhält einen 
Restaurationssaal 13,3 m. breit, 10 m. tief mit gesondertem 
Seiteneingang; derselbe ist mit 12 Kappcngewölben überspannt, 
welche ihre mittleren Widerlager auf 6 eisernen Säulen haben; 
zwischen diesen Säulen ist der Saal an den Seitenwänden durch 
sogenannte englische Kabinete mit hölzernen Scheidewänden in 
halber Saalhöhe abgetheilt. An den Saal schließt sich das Buffet, 
Vorplatz und Aborte an. Im hintern Theil des Gebäudes be 
findet sich der seitliche Haupteingang mit Treppenhaus und Aborten, 
sowie noch weitere abgesonderte Gesellschaftsräume. 
Der erste Stock (Beletage) 4,8 in. im Licht hoch, enthält 
neben einem Vorplatz mit Garderobe und Geräthekammern ein 
Vorzimmer 6,5 rn. lang, 4,9 m. breit, daran anstoßend ein Kon 
ferenzzimmer 8,2 rn. lang, 6,5 in. breit und den Sitzungs- 
(Arbeits-) Saal 12,2 rn. lang, 8,2 in. breit. 
Der zweite Stock enthält den Fest- (Banket-) Saal 13,5 in. 
lang, 10,2 ni. breit und 7,5 w. hoch bis zur Kasettendecke des 
Spiegelgewölbes. Im hintern Theil des Gebäudes sind auf diese
	        
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