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doch Herausstellen würde, daß ihre Anwendung 'noch billiger zu
stehen komme, als die schlechterer und näher liegender Materialien.
Was die Art und Weise der Unterhaltung der Straßen be
treffe, so scheine es ihm rationeller, sofort und fortwährend jeden
sich zeigenden kleinen Schaden wieder gut zu machen, als die
Straße längere Zeit ihrem Schicksal ohne alle Pflege zu überlasten
und dann erst mit größeren Reparaturen vorzugehen, welche für
den Verkehr so lästig seien, — wahrscheinlich werde hiedurch ein
größeres Personal erfordert, ohne Zweifel werde auch an Material
erspart; und jedenfalls wäre die Straße das ganze Jahr hindurch
in einem gut fahrbaren Zustande. Da in der Person des Vor
standes der Wasser- und Straßenbauabtheilung durch den eben
erfolgten Tod des seitherigen Direktors ein Personenwechsel ein
treten werde, so wäre auch für einen Wechsel des Systemes der
Straßenunterhaltung vielleicht jetzt der geeignetste Moment; er
schlage deßhalb vor, den Kommissionsbericht dem K. Ministerium
des Innern mit dem ergebensten Ersuchen zuzustellen, es möchte
nach dem Vorbilde im Großherzogthum Baden auch in Württem
berg für die Unterhaltung der Staatsstraßen, sei es durch Ver
wendung besserer Materialien, oder durch Einführung eines ver
besserten Verfahrens in umfassenderer Weise gesorgt werden, als
seither geschehen sei.
Bauinspektor Rhein Hardt verlangt breitere Felgen für die
Fuhrwerke, wie dieß auch schon im Kommissionsbericht enthalten.
Außerdem wünscht er, daß bei den frequenteren Stadtstraßen mehr
Pflasterung statt Chaussirung angewendet werde. Insbesondere
schlägt er für die untere Königsstraße ein Pflaster von „Legforchen",
einem besonders harzreichen und billig zu erhaltenden Holze, vor.
Oberbaurath v. Cloß verwahrt sich dagegen, daß es mi
der Straßenunterhaltung in Württemberg so schlimm stehe. Er hab^
an Baden grenzende Württembergische Straßen weit besser unter
halten gefunden als badische; zudem sei die badische Unterhaltung
wesentlich theurer als die unsrige. Baden habe im Durchschnit
besseres Material; er glaube, daß bei uns, woselbst viele Straßen
verhältnißmäßig größere Frequenz haben, als in Baden, mit un
serem Unterhaltungssystem das Möglichste geleistet worden sei.
Oberbaurath v. Schlierholz erwidert, daß nach seiner Erfah
rung aus der Zeit, wo er in Maulbronn gewesen, die badischen
Grenzstraßen auffallend besser unterhalten gewesen seien, als die
Württembergischen. Er habe den Grund in dem besseren Unter
haltungssystem Badens, in den kleiner geschlagenen Steinen und
in der großen Sorgfalt der Unterhaltung selbst, in der Ausbesse
rung eines jeden kleinen Schadens gesucht. Es sei dort nicht, wie
bei uns, der Straßenwart mit dem Schlagen der Steine neben
der Unterhaltung belastet, es werde offenbar bei uns zu sehr an
Material und Hülfeleistung gespart, dabei aber gewiß, besonders
in wirthschaftlicher Beziehung, viel geschadet, da doch auch bedacht
werden sollte, was auf weniger gut unterhaltenen Straßen an
Fahrmaterial zu Grunde geht. Derselbe schildert sodann die Vor
züglichkeit der oberitalienischen Land- wie Städtestraßen und die
Präzision bei ihrer Ausführung und Unterhaltung. Die Pflaster
steine werden dort entweder zu Plattenfahrbahnen oder pflaster
steinartig (größere Platte durch Kurven in Felder von Pflaster
steingröße getheilt) pünktlich gearbeitet, besonders gut gefügt und
auf einer festen Unterlage in Mörtel versetzt. Es werden daselbst
keine Entfernung und keine Kosten zur Erhaltung des besten Ma
terials gescheut und gewiß hat eine lange Erfahrung die Italiener
belehrt, daß dieß Verfahren, verbunden mit einer guten Abwässe
rung, das Billigste sei.
Zu einer solchen Herstellung gehöre allerdings eine systema
tische Kanalanlage, in der alles durch unterirdische Röhren, die
jeder Zeit zugänglich, aufgenommen werden könne.
Dieß insbesonders dürfte Stuttgart empfohlen werden, und
erst wenn Letzteres geschieht, werden wir, die Erfahrungen anderer
in diesem Punkt rationell wirthschaftender Städte benutzend, gute
Straßen erhalten.
Der Redner empfiehlt nun unter Zugrundlage der Vorschläge
der Commission mit weitgehendster Einführung des sogenannten
badischen Systems für Staatsstraßen bei Verwendung besten Ma
terials und kleineren Schlagens als seither üblich und Behandlung
der Kanalisirung und Pflasterung in unserer Hauptstadt in oben
genanntem Sinn, die Annahme des Diefenbach'schen Vorschlages.
Derselbe wird in Verbindung mit dem Schlierholz'schen,
nachdem die Kommissionsmitglieder Bauräthe Schenk, v. Mar
tens und Kaiser weitere Erläuterungen, besonders auch verwiesen
auf die aufgehängten Württembergischen und badischen Straßen
verkehrs-Karten gegeben, wonach in Württemberg, besonders um
die Residenzstadt, auf den Straßen eine viel größere Frequenz sei
als in Baden und man deßhalb mit dem badischen System bei
letztgenannten Straßen nicht ausreichen könne, einstimmig an
genommen.
Der Vorstand übernimmt es, dem Kgl. Ministerium des Innern
alsbald Abschrift von dem Referat und vom bezüglichem Sitzungs
protokoll zu unterbreiten.
6) Architekt Baumeister Hettich zeigt die Plane zu einer in
der Schloßstraße aufzuführenden neuen Freimaurerloge zu den
3 Cedern vor.
Das Gebäude ist auf rechteckiger Grundfläche 14,3 in. breit,
20 ra. tief angelegt und drei resp. vier Stockwerke hoch. Es
enthält im Souterrain: Holzlegen, Wirthschaftsküche mit Anricht
zimmer (Aufzüge für die Buffets im Parterre und zweiten Stock),
Speisekammer und Waschküche, sowie Bier- und Weinkeller mit
besonderer Treppe zum Buffet der Restauration im Parterre und
einen Raum zum Luftheizungsapparat für das ganze Gebäude.
Das Parterre ist im Licht 5,1 ua. hoch und erhält einen
Restaurationssaal 13,3 m. breit, 10 m. tief mit gesondertem
Seiteneingang; derselbe ist mit 12 Kappcngewölben überspannt,
welche ihre mittleren Widerlager auf 6 eisernen Säulen haben;
zwischen diesen Säulen ist der Saal an den Seitenwänden durch
sogenannte englische Kabinete mit hölzernen Scheidewänden in
halber Saalhöhe abgetheilt. An den Saal schließt sich das Buffet,
Vorplatz und Aborte an. Im hintern Theil des Gebäudes be
findet sich der seitliche Haupteingang mit Treppenhaus und Aborten,
sowie noch weitere abgesonderte Gesellschaftsräume.
Der erste Stock (Beletage) 4,8 in. im Licht hoch, enthält
neben einem Vorplatz mit Garderobe und Geräthekammern ein
Vorzimmer 6,5 rn. lang, 4,9 m. breit, daran anstoßend ein Kon
ferenzzimmer 8,2 rn. lang, 6,5 in. breit und den Sitzungs-
(Arbeits-) Saal 12,2 rn. lang, 8,2 in. breit.
Der zweite Stock enthält den Fest- (Banket-) Saal 13,5 in.
lang, 10,2 ni. breit und 7,5 w. hoch bis zur Kasettendecke des
Spiegelgewölbes. Im hintern Theil des Gebäudes sind auf diese