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benutzt, um von der Bahn aus Hülfe für Unglücksfälle herbeizu
rufen und sonstige Nachrichten zu geben. Anfänglich benutzte
man zu diesem Zwecke Portative Apparate, welche in den Zügen
mitgeführt wurden, indessen hat sich bald herausgestellt, daß solche
Apparate, wenn sie oft Jahre lang nicht benutzt waren, im
Augenblicke der Noth ihren Dienst versagten, und daß die Kon
dukteure in der Aufregung das seit längerer Zeit nicht mehr ge
übte Telegraphiren mittelst dieser Apparate nicht handhaben konnten.
Eine einfachere Benutzung der Leitung ist mittelst der In
duktionsapparate, welche sehr dauerhaft und zuverlässig sind und
sich leicht einschalten lassen, durchführbar, indem man mittelst der
selben von einem beliebigen Punkte der Bahn aus alle Läutewerke
der Linie in Bewegung setzen kann. Auf diese Weise läßt sich
nun allerdings ein Hülfssignal geben, es kann aber nicht ange
zeigt werden, wo ein verunglückter Zug liegt und welcher Art von
Hülfe er bedarf. Auch ist es schon vorgekommen, daß bei Zu
sammenstößen oder Entgleisungen der portative Apparat durch
Zertrümmerung des ihn enthaltenden Wagens unzugänglich ge
macht war.
Diesen Uebelständen ist nun die folgende Einrichtung nicht
unterworfen.
In den Läutewerken sind auf der Welle, welche die Hämmer
in Bewegung setzt, mehrere Scheiben befestigt, auf deren Umfang
eine Reihe von kürzeren oder längeren Erhöhungen, entsprechend
den Punkten und Strichen der telegraphischen Schrift sich befinden;
ferner hängen an dem Läutewerke mehrere besonders geformte
Schlüssel, von welchen jeder für ein besonderes Signal gilt. Wird
nun ein solcher Schlüssel in das Läutewerk gesteckt und umgedreht,
so wird das Laufwerk ausgelöst und gleichzeitig von der mit dem
Schlüssel korrespondirenden Scheibe der Umfang mit der Leitung
in Kontakt gebracht. Dadurch wird nun auf der Endstation zu
nächst ein Wecker in Bewegung gesetzt und wenn darauf der
Sprechapparat eingeschaltet ist, auf demselben die Reihe der Er
höhungen von dem Umfange der Scheibe als telegraphische Schrift
dargestellt. Die Station ersieht nun dadurch, von welchem Punkte
der Bahn die Mittheilung ausgeht und welche Art von Hülfe
verlangt wird.
Eine noch vollkommenere Einrichtung für Hülsssignale besteht
darin, daß man die Leitung der elektrischen Läutewerke an ver
schiedenen, nicht allzu weit auseinander liegenden Punkten der
Bahnlinie mit förmlichen elektrischen Sprechapparaten ausstattet.
Diese Apparate sind in kleinen Kästchen enthalten, welche in den
Wärterhäuschen an der Wand aufgehängt werden. Beim Gebrauch
ertönt zunächst ein Wecker, worauf der Sprechapparat einzuschalten
ist, um in gewöhnlicher Weise auf einem Papierstreifen die Mel
dung entgegen zu nehmen. Diese Einrichtung hat sich auf mehreren
Bahnen gut bewährt; die betreffenden Bahnwärter haben das Te
legraphiren leicht gelernt und werden in fortdauernder Uebung
dadurch gehalten, daß sie täglich eine halbe Stunde mit ihrem
Nachbarn sich telegraphisch unterhalten und auch alle dienstlichen
Meldungen mittelst des Apparats machen müssen.
Zur Abwendung der im Eingänge erwähnten zweiten Art
von Gefahr, welche von der Möglichkeit des Aufstoßens eines
Zuges auf einen vorausfahrenden Zug herrührt, diente früher nur
die Aufmerksamkeit der Bahnwärter, welche, sobald sie bemerkten,
daß der Abstand zwischen beiden Zügen unter ein bestimmtes Maß
heruntergekommen war, den zweiten Zug zum Langsamfahren oder
Anhalten mittelst Signale aufzufordern hatten; ferner war dem
Personal eines auf der Bahn zum Stillstände gelangten Zuges
aufgegeben, dem nachfolgenden Zuge entgegen zu gehen, um ihm
das Haltezeichen zu ertheilen. Derartige Hülfsmittel sind nun
wohl noch für einen mäßig starken Verkehr, nicht aber für eine
sehr lebhafte Frequenz ausreichend und ist daher die Vorschrift
des Bahnpolizei-Reglements, derzufolge Züge sich nur in Stations
distanz folgen dürfen, dahin zu verstehen, daß auf frequenten
Linien zwischen zwei eigentlichen Stationen noch besondere Signal-
Stationen hergestellt werden sollen, wobei die Einrichtung zu treffen
ist, daß immer zwischen je zwei derartigen Stationen gleichzeitig nicht
mehr als ein Zug auf der Linie sich befinden darf. Diese Signale
werden Blocksignale genannt (von Blocus, Blockiren, weil durch
das Signal die Einfahrt in die nächste Bahnstrecke verschlossen
wird); sie bestehen gewöhnlich aus mäßig hohen Masten, welche 2
Flügel (für jede Bahnrichtung einen) tragen und Nachts weißes
oder rothes Licht zeigen. Mittelst einer elektrischen Leitung sind
dieselben mit einander in Kommunikation gesetzt, damit das Passiren
eines Zuges der zunächst nach rückwärts gelegenen Station ange
zeigt werden kann. Die Einrichtung der Signale ist die folgende.
Ein kleines Kästchen zeigt für jede Bahnrichtung auf schwarzem
Grunde hinter einer runden Oeffnung entweder die rothe Farbe
(Bahn geschlossen) oder die weiße Farbe (Bahn frei); diesen Far
ben entsprechend müssen die Flügel des Mastes voin Wärter ge
stellt werden. Um nun aber diese Flügelstellung nicht der Will
kür der Wärter zu überlassen, ist der Apparat so angeordnet, daß
ein auf das Signal „Bahn geschlossen" gestellter Flügel nicht zu
rückgestellt werden kann, bevor nicht der Wärter des nächsten Sig
nals denselben frei gemacht hat, und zwar kann der letztere dieses
auch nur dadurch, daß er an seinem eigenen Apparat das Signal
„Bahn geschlossen" einstellt. Jeder Wärter hat demnach, wenn
ein Zug bei seinem Signale vorbeifährt, die Bahnstrecke, in welche
dieser Zug hineinführt, für nachfolgende Züge zu schließen, öffnet
aber durch diese Manipulation die vorhergehende Strecke, auf
welcher sich kein Zug mehr befindet, für weitere Züge und kann
darauf die von ihm geschlossene Bahnstrecke erst wieder frei machen^
wenn der nächstfolgende Wärter nach dem Passiren des Zuges an
dem eigenen Signal das Haltezeichen gegeben und dadurch das
zuerst genannte Signal durch Einstellen der weißen Farbe in dem
erwähnten Kästchen als frei gemacht bezeichnet hat. Auf diese
Weise ist, wenn nun sofort nach dem Abgänge eines Zuges hinter
demselben von dem ersten Blocksignale das Haltezeichen gegeben
ist, die Gewißheit erreicht, daß zwischen je 2 Blocksignalen immer
höchstens nur 1 Zug sich befindet und kann die Unachtsamkeiten eines
Wärters im schlimmsten Falle nur veranlassen, daß, wenn er die
vorhergehende Bahnstrecke nicht rechtzeitig frei gemacht hat, ein
Zug länger als erforderlich ist, von einem Haltezeichen aufgehalten
wird. Zur Verhütung solcher Unachtsamkeit ist übrigens auch die
Einrichtung getroffen, daß jeder Blockwärter die Aufmerksamkeit
der Nachbarn mittelst elektrischer Weckapparate anregen kann.
Die letzte Gattung von Signalen, welche noch zu beschreiben
ist, hat den Zweck, die Einfahrt in die Bahnhöfe zu sichern; es
sind dieses die sogenannten Bahnhof-Deckungssignale. Bei ihnen
kommt das Prinzip immer mehr und mehr in Aufnahme, daß für
gewöhnlich die Einfahrten in die Bahnhöfe durch Signale ge-