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ist mit großen die 9 Musen darstellenden getriebenen Reliefs ver
ziert. Die Plattform ist mit Reliefs bedeckt, Musik und Dichtung
symbolisirend, das Rahmwerk in schwarz gebeiztem Stahl mit den
feinsten Arabesken in Silber und Gold eingelegt und damascirt.
Der Künstler soll 6 Jahre an diesem Kunstwerk gearbeitet und die
Arbeit allein mit 6000 Pfund Sterling bezahlt worden sein.
Im Ganzen war die Broncewaaren-Jndusirie Englands nicht
besonders reich vertreten. In Lüstern wenig Hervorragendes, da
gegen in Anwendung von, in den verschiedensten Querschnitten ge
zogenen Messingröhren zu Geländern rc., waren treffliche Arbeiten
mit einem Vernis von der Reinheit schöner Vergoldung, in welchem
die Engländer die Meisterschaft behaupten, ausgestellt.
Gehen wir auf Oesterreich über, so begegnen wir hier einer
stark entwickelten Bronce-Jndustrie.
Als ich Wien im Jahr 1850 zum erstenmale besuchte, interes-
sirte mich diese damals im Anfange begriffene Industrie sehr.
Firnkorn hatte bereits sein großes Atelier etablirt und W. Hol
lenbach, welcher wohl als Gründer der österreichischen Bronce-
waaren-Jndustrie zu betrachten ist, begann bereits mit Erfolg die
Ausführung von Lustres, Kandelabern u. dergl. nach den Zeich
nungen von bedeutenden Wiener Künstlern, so daß sie auf der ersten
Ausstellung zu London bereits Aufsehen erregte.
Mit der raschen Entwicklung Wiens und dem steigenden
Luxus erhob sich auch diese Industrie auf ihre jetzige Höhe, ge
stützt in ihrer künstlerischen Ausbildung auf die ersten Baumeister,
welche die Zeichnungen nicht allein fertigen, sondern auch die
Ausführung sorgfältig überwachen. Die technischen Fortschritte,
besonders in der Vergoldung, wurden größtentheils in Frankreich
und England erworben und ein tüchtiger Arbeiterstamm herange
zogen, zu dessen Ausbildung wohl auch das neu errichtete Gewerbe-
Museum sehr vieles beigetragen hat.
Unter den Ausstellern hat W. Hollenbach durch seine so
wohl in Form als Technik trefflich ausgeführten Arbeiten wohl
das Beste in einer reichen Ausstellung von Kandelabern, Lüstern,
Kaminschirmen, Girandoles und besonders in dem von Hansen
gezeichneten, unter Lobmaier's Firma ausgestellten Tafelaufsatz
in vergoldeter Bronce geliefert. Nahezu gleichbedeutend wird die
Firma Dziedzenski und Hanusch sein, deren silberner Tafel
aufsatz ebenso trefflich ausgeführt war. In Bronce-Gußwaaren
leisten sie ebenfalls Bedeutendes. Diesen schließen sich eine Menge
Firmen an, welche besonders auch für Etui's und Leder-Galanterie,
Bücher- und Albumdecken auf's Vielseitigste beschäftigt sind, und
in diesen Artikeln den französischen Erzeugnissen völlig ebenbürtig
an die Seite gestellt werden dürfen. So selbstständig auch die
Wiener Künstler in ihren Entwürfen, denen sie die pünktlichste
Ueberwachung zu Theil werden lassen, so schön auch im Ganzen
die ornamentalen Parthien ausgeführt sind, so zeigt sich in Ver
gleichung der figürlichen Darstellung doch, wie weit die französischen
Künstler in Lebendigkeit und Grazie ihnen noch vorausgehen,
während die technische Vollendung wenig zu wünschen übrig läßt.
In Lüstern waren meiner Ansicht nach die Wiener Aussteller den
französischen überlegen.
Ehe ich zu dem Nächstliegenden Deutschland übergehe, glaube
ich noch einige Länder kurz erwähnen zu müssen, wie Italien,
das ja im Mittelalter im Erzguß im Anschluß an die Gold
schmiedekunst die bedeutendsten Arbeiten lieferte und die Lehrmeisterin
aller umliegenden Länder jener Zeit war. Die Künstler waren da
mals vollkommen selbstständige Meister, Bildhauer, Gießer, Ciseleure,
Alles in einer Hand vereinigt, so entstanden jene prachtvollen
Werke, wie die Broncethüren von Ghiberti in Florenz rc.
Venedig lieferte treffliche Bronce-Arbeiten, wie es das Vorzüglichste
in Niello und Filigran hervorbrachte. Diese Kunstfertigkeiten
haben sich zwar noch bis heute fortgepflanzt, jedoch jene Zeiten
nicht mehr erreicht, denn mit dem Untergang der Renaissance
kamen auch diese Industriezweige zurück und erhoben sich zu ihrer
früheren Höhe nicht wieder.
Rußland besitzt eine Jahrhunderte lang auf gleicher Stufe
sich befindende Kunstindustrie mit tüchtigen technischen Kräften und
einer gleich alten eigenthümlichen Kunstrichtung, die wohl auch in
einzelnen Metallgüssen Bedeutendes leistete, sich aber besonders her
vorragend nur in der Goldschmiedekunst darstellte.
Von höchstem Werthe aber waren die Ausstellungen China's
und Jap an's, die ein wahres Wunderland vor den erstaunten
Blicken öffneten, selbst für diejenigen, welche mit einzelnen Kunst
zweigen dieser orientalen Kulturvölker bereits vertraut waren.
Die hohe Vollendung der Broncen zeugt von trefflicher tech
nischer Ausbildung, jeder Schwierigkeit gewachsen.
Am Höchsten aber stehen die eingelegten emaillirten Broncen
mit ihren dauerhaften, so reizend schön zusammengestellten Farben,
mit einer vollendeten Technik, die uns noch lange als Vorbild dienen
werden.
Beim Eintritt in das Deutsche Reich glaube ich daran
erinnern zu müssen, wie jeder Zweig der Kunstgewerbe im Mittel
alter bei uns so hoch entwickelt dastand, wie die Broncegießerei
zwar auch aus Italien ihre Lehrmeister erhielt, die sich in den
schönen Brunnen Augsburgs heute noch darstellen, hieraus sich
aber selbstständig hinaufarbeitete und seine hohe Vollendung in
urwüchsig deutschen Werken, wie an Peter Vischer's Sebaldusgrab
in Nürnberg u. dergl. bekundeten.
Ebenso aber auch, wie das unglückliche Land der Tummel
platz der europäischen Kriegeshorden wurde, und die schönen Künste,
die in den freien reichgewordenen Handels- und Gewerbestädten
ihre schützende Heimath gesunden hatten, mehr und mehr verarmten.
So sank mit dem Wohlstände die Kunst lind die damit eng ver
bundenen Gewerbe, und lange Zeit war dann zu deren Erweckung
erforderlich.
Erst mit der Wiederhebung der bildenden Künste trat auch
die monumentale Erzgießerei wieder auf, wovon z. B. Schlüter's
Guß der Reiterstatue des „Großen Churfürsten" in Berlin ein
hervorragendes Kunstwerk jener Zeit bildet.
Als nun König Ludwig von Bayern in seinem Streben für
die Hebung der bildenden Künste auch die Pflege der Erzgießerei
für seine monumentalen Bauten mit großem Eifer erfaßte, gedieh
diese durch die Münchener Gießerei, welche in Stieglmaier und
Müller würdige Meister erhielt, zur höchsten Blüthe und gipfelte
im Guß der Bavaria, welche ihr den wohlbegründeten Weltruf
verschaffte.
Gleichbedeutendes leistete die Berliner Erzgießerei in dem Denk
mal Friedrichs des Großen von Rauch und gleichzeitig waren die
Erzgießereien von Lauchhammer und Burgschmied (Lenz-Herold)
in Nürnberg entstanden und bezeugten auch deren Arbeiten auf
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