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den Vortrieb eines kleineren Stollens voraussetzt, der zur Ent
wässerung des Gebirges und zum Transport der Berge dient.
Die Ausführung geschah in folgender Weise:
Zunächst wurde von den abgeteuften Schächten aus ein Sohl
stollen (Bl. 2 Fig. IV) vorgetrieben. Nach dem Durchschlag des
Stollens zwischen 2 Schächten konnte man mehrere Meter von
den Schächten entfernt, also ohne den Schachtbau einer Bewegung
auszusetzen, mit einem Aufbruch zum Firststollen vorgehen und
letzterem Stück für Stück in der Kronbalkenlänge von 5 dis 6 M.
den Vollausbruch mit dem englischen Einban folgen lassen. Zu
erst wurden die 2er Kronbalken eingezogen und damit die Ständer
des Sohlen- und Firststollens ausgewechselt, hierauf erfolgte die
Ausweitung und das Einziehen der 4 weiteren Kronbalken gleich
mäßig nach beiden Seiten. Bl. 2 Fig. VI bis VII zeigt die
Anwendung in druckhaftem Gebirge. Da hiebei Auswechslungen
vermieden werden mußten, so wurden die 2er Kronbalken ganz
außerhalb des Mauerrings gelegt, so daß dieser geschlossen werden
konnte, ehe diese Kronbalken weggenommen wurden. Der Raum
zwischen dem Mauerwerk und den Firstpfählen wurde sodann mit
Erdmaterial ausgestopft. Im günstigeren Gebirge (Bl. 2 Fig. V)
wurden die 2er Kronbalken tiefer in das Profil des Mauerrings
gelegt; derselbe konnte daher erst geschlossen werden, nachdem die
darüber liegenden Kappen gegen das fertige Mauerwerk und die
Lehrbögen abgespreizt und die Kronbalken herausgezogen waren.
Ein Ausstopfen zwischen dem Mauerwerk und den Pfählen war in
diesem Falle erspart.
Die Arbeitseintheilung wurde so getroffen, daß nach dem
Sohlenstollen-Durchschlag zwischen zwei Förderschüchten (die Hülfs-
schächte konnten ohne Zeitverlust aufgegeben werden) ein Schacht
den Bergleuten für die Arbeiten des Vollausbruchs, den Erd-
und Holztransport überwiesen wurde, während der andere Schacht
den Maurern zur Einbringung ihrer Materialien und Gerüste
diente. — Die Mauerung folgte dem Vollausbruch unmittelbar.
— Hiebei waren drei Maurerparthieen beschäftigt- in der Art,
daß die erste das Sohlengewölbe herstellte, die zweite bis über die
Kämpfer und die dritte zunächst bis an die obersten Kronbalken
mauerte. Nachdem djese sodann von den Bergleuten herausgezogen
waren, erfolgte der Schluß des Gewölbes auf Kronbalkenlänge.
Während der Zeit, in welcher die Kronbalken durch die Bergleute
weggenommen wurden, waren die Maurer mit dem Versetzen ihrer
Gerüste und Lehrbögen vollauf beschäftigt.
Man erreichte so den Vortheil, daß der Holzeinbau möglichst
rasch durch die Ausmauerung ersetzt wurde und das Gewölbe in
größeren Längen zumal geschlossen werden konnte. Die sonstigen
Vortheile des englischen Einbaus in Beziehung auf Holzverbrauch
u. s. w. können als bekannt vorausgesetzt werden und es wäre
noch von den Nachtheilen dieses Systems zu sprechen, welche sich
in den Strecken zeigten, wo eine genügende Entwässerung auch
durch den Sohlstollen nicht erreicht worden war und starker Ge-
birgsdruck zu überwinden war. Es zeigte sich namentlich, daß das
Gebirge durch das Eintreiben der Pfähle, da eigentliche Abtreibe-
Arbeit nicht möglich ist, zu sehr in Bewegung kommt und ungün
stige, besonders auch seitliche Druckäußerungen hervorgerufen wer
den, denen die Zimmerung nicht widerstehen kann, trotz aller Un
terstützungen und Verstrebungen, welche natürlich erst bei den An
zeichen des Drucks, also im äußersten Nothfall angebracht werden.
Die hiezu nöthigen Hölzer haben überdieß die nachtheilige Folge,
daß der Raum für die nachfolgenden Arbeiten sehr beengt wird.
Senkungen in vertikaler Richtung waren übrigens beim Kronbal-
kensystem mit weniger Mühe und Aufwand als beim großen Stol-»
lenbau zü verbessern, da sich das richtige Profil mittelst eines
niedrigen Firststollens leichter wiederherstellen ließ. — In unserem
Falle wären diese Nachtheile vermieden worden, wenn von Anfang
an mehr auf vollständige Entwässerung hingearbeitet worden wäre;
auch war der Uebergang von einem System auf das andere nicht
ohne üble Folgen, durch Aufstauungen des Wassers und Erweichung
des Gebirges, durchzuführen, da man vor Allem darnach strebte,
die gegebene, sehr kurze Bauzeit einzuhalten.
Um die bedeutenden Schwierigkeiten würdigen zu können,
welche sich den Tunnelarbeiten entgegenstellten, muß noch etwas
näher auf das unerwartet ungünstige Verhalten der Gebirgsfor-
mation eingegangen werden, welches schon dem Vortreiben des
Sohlstollens die größten Hindernisse bereitete.
Von einer einigermaßen regelmäßigen Schichtung des Ter
rains war keine Rede und selbst der Wasserzufluß war ein ganz
unregelmäßiger, was wohl daraus zu erklären ist, daß das allzu
häufige Durchbrechen der wasserführenden Schichten durch die
Schächte Schwankungen hervorrufen mußte, welche sich erst mit der
Zeit ausgleichen konnten. — Ganz unvermuthet wurde öfters
schwimmendes Gebirge angehauen, das sich in Gestalt von mehr
oder weniger großen Nestern vorfand und aus Triebsand, Thon
und Wasser bestand. Trotz der bereit gehaltenen Hülfsmittel zum
Verstopfen der Fugen mit Stroh, Mist und Moss und der An
wendung von Abtreibezimmerung mit Spuntpfählen waren ein
Auslaufen dieser Nester und in Folge davon, bei der geringen
Terrainhöhe über dem Siel, Tagesbrüche nicht zu vermeiden.
Aber nicht allein in diesen Fällen spielte der feine Triebsand
(oder Schleichsand, wie ihn die Häuer bezeichnend nennen) seine
unangenehme Rolle, sein allgemeines Vorkommen vermehrte auch
die Schwierigkeiten der Wasserförderung, er zerstörte die Kolben
liderungen und Ventile der Pumpen in unglaublich kurzer Zeit
und verursachte täglich mehrmalige Reparaturen derselben. Auch
durch doppelte Einrichtungen von Pumpensätzen in einem Schacht
war es daher nicht zu verhindern, daß sich das Wasser in den
Stollen aufstaute und den harten Thon, der in kaum faustgroßen
Stücken mit Schlägel und Keilhaue gelöst werden konnte, zu
einer zähflüssigen Masse erweichte, in der jeder Einbau, selbst
wenn die Thürstöcke Mann an Mann gestellt worden wären, zu
Grunde gehen mußte. — Diesen Uebelständen war nur durch re
gelmäßige Wasserförderung vorzubeugen und es wurden daher
statt der Kolbenpumpen, welche sich hier so schlecht bewährten,
Centrifugalpumpen angewendet. Dieselben hatten allerdings vom
Triebsand nichts zu leiden, sie erforderten aber eine verhältniß-
mäßige große Betriebskraft, auch mußten an den langen Riemen
leitungen häufige Reparaturen vorgenommen werden, da dieselben
einer bedeutenden Abnützung unterworfen waren und das unver
meidliche Naßwerden auch aus die angewendeten Schweizer- (Crown-)
Leder- und Gummi-Riemen ungünstig einwirkten. Die Anwendung
von Drahtseil-Transmissionen erschien bei einer Umdrehungsge
schwindigkeit der Pumpen von 1600 bis 2000 pro Minute un-
thunlich.
Die Erfahrungen, welche man im schwimmenden Gebirge