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und wirkt das Licht und die darunter liegenden Stellen des prä
parirten Papiers werden daher dunkler, während alle Linien und
Punkte der Zeichnung das Licht nicht durchlassen und demgemäß
die unmittelbar unter dieser liegenden Stellen des präparirten Pa
piers unverändert, d. h. weiß bleiben. Die negative Kopie bietet
somit eine weiße Zeichnung auf dunklem Grunde.
Die weiß gebliebene Zeichnung hat aber noch die Lichtempfind
lichkeit, sie würde, dem Licht ausgesetzt, immer mehr dunkeln und
zuletzt ganz verschwinden. Daher muß die Lichtempfindlichkeit durch
weitere Behandlung aufgehoben, das Bild, die Zeichnung muß
„fixirt" werden. Zu diesem Zwecke schwämmt man das Blatt
wiederholt in reinem Wasser, das durch Auswaschen von über
schüssigem Chlorsilber eine weißliche Färbung annimmt. Aus die
sem Wasserbade bringt man es in eine mit etwas Ammoniak ver
setzte Lösung von unterschwefligsaurem Natron, in der es etwa 5
Minuten liegen bleibt, worauf es in stets erneutem reinem Wasser
noch mehrmals gewaschen an der Luft getrocknet und durch leichte
Pressung geglättet wird. Das Licht hat nunmehr keinen weiteren
Einfluß auf die Zeichnung.
Um sofort von diesem Negative die positive Zeichnung zu er
halten, legt man in den Rahmen an die Stelle der Originalzeich
nung das Negativ und verführt weiterhin ganz auf die zuvor an
gegebene Weise. Das Licht wirkt jetzt durch die weiß gebliebene
Zeichnung, nicht aber durch die dunkeln Flächen des Negativs.
Auf dem zur Aufnahme eingelegten präparirten Papier erscheint
daher zuletzt als positives Bild die dunkle Zeichnung auf weißein
Grunde. Die Fixirung erfolgt wie beim Negative.
Ich habe bei meiner Rückkehr in die Heimath diese Kopir-
methode unter dem Namen „Photokopie" hier eingeführt und
es freut mich, daß sie immer mehr Eingang findet.
Das Chlorsilberpapier kommt aber ziemlich theuer zu stehen.
Es ist daher von Werth, sich von demselben möglichst unabhängig
zu machen; ich verfolgte dieses Ziel und es ist mir nach fortge
setzten Versuchen gelungen, aus billige Weise ein brauchbares Papier
selbst herzustellen, das noch den weiteren Vortheil gewährt, daß die
ganze Operation einfacher ist. Da es mir nur darum zu thun
ist, mit meiner Erfahrung Anderen zu dienen, so theile ich die Art
der Zubereitung des Papiers und mein weiteres Verfahren hier
gerne mit; ich bekenne übrigens, daß ich auch die von mir gefun
dene Modifikation der Photokopie einer Andeutung des Hrn. Or.
Vogel verdanke, die aber meines Wissens bisher noch nicht prak
tisch verwerthet war. Das von mir angewandte chemische Präparat
ist eine in Wasser gelöste Mischung von doppelchromsaurem Kali
mit Eiweiß oder Gummiarabikum. Diese Mischung, in Wasser
löslich, wird unter Einwirkung des Lichts unlöslich und dunkelt.
Darauf beruht der ganze Versuch. Mit jener Lösung bestreiche ich
— bei Lampenschein — ein gut geleimtes und satinirtes Papier
möglichst gleichmäßig und trockne es sodann in einem dunkeln
Raume. Sobald es trocken ist, vertritt es die Stelle des vorher
verwendeten Chlorsilberpapiers. Der Apparat ist dem Lichte um
Weniges länger auszusetzen, als bei Anwendung von Chlorsilber
papier; dagegen ist die weitere Behandlung viel einfacher. Wenn
das Licht die Kopie zur Reife gebracht hat, brauche ich keine Che
mikalien mehr, sondern nur reines Wasser, in dem das Blatt, nach
dem es kurze Zeit darin gelegen, mit einem weichen Schwamm
oder Pinsel abgewaschen wird. Dabei wird die auf das Papier
aufgetragene Lösung an den Stellen, an denen sie der Einwirkung
des Lichts entzogen war und daher löslich blieb, entfernt, also
bei dem Negativ unter der Zeichnung des Originals, daher das
Negativ helle Zeichnung auf dunklem Grunde zeigt. Es bedarf
nun nur noch eines wiederholten Wasserbades, worauf das Blatt
an der Luft getrocknet und geglättet wird.
Eines ist aber noch zu beachten: Durch die Einwirkung des
Lichts wird die von mir verwendete Lösung zwar unlöslich und
dadurch auf dem Papier fixirt, aber nicht sehr gedunkelt; Grund
und Zeichnung stechen nicht in dem Grade von einander ab, wie
bei dem Chlorsilberpapier.
Um diesem Mangel abzuhelfen und eine kräftige Zeichnung zu
gewinnen, setze ich meiner Lösung eine intensive Farbe zu und be
streiche mit der gefärbten Lösung das Papier. Mein Papier ist
blau, braun oder schwarz. Bei sonst richtiger Behandlung läßt
sich auch die gefärbte Lösung da, wo sie gegen das Licht gedeckt
war, ganz rein auswaschen und am Ende der Operation habe ich
auf dem weißen Papiere eine blaue, braune oder schwarze, voll
kommen treue Kopie der Originalzeichnung.
Wenn einer der verehrten Herrn einen Versuch mit der Photo
kopie machen will, so gebe ich den Rath, ehe eine Sicherheit in
korrekter Herstellung des gefärbten Kalipapiers erlangt ist, zu den
Negativen das Berliner Chlorsilberpapier zu verwenden. Bei die
sem läßt sich die Entstehung der Kopie deutlich beobachten und die
Reife derselben unmittelbar erkennen, bei meinem Papier ist es
anders: die Vorderseite desselben behält die ihm gegebene Färbung;
zuweilen machen sich die stärkeren Linien auf der Rückseite, wohl
auch auf der Vorderseite, in dunkler Zeichnung bemerklich. Es
hängt dieß von der Qualität des Papiers und der angewendeten
Farbe ab. Die Erscheinung der dunkeln Linien zeigt die Reife
der Kopie an; wenn Papier und Farbe diese Erscheinung nicht zu
lassen, muß man eben aus Versuchen und aus der eigenen Beob
achtung entnehmen, welche Dauer der Aussetzung unter verschiede
nen Umständen eine fertige Kopie liefern kann.
Die von mir vorgelegten Proben sind nicht tadellos, was ich
damit zu entschuldigen bitte, daß ich neben den Berufsarbeiten
keine Zeit habe, der Sache genügend abzuwarten. Indeß glaube
ich durch dieselben wenigstens das Prinzip gewahrt zu haben und
bin meines Theils befriedigt, wenn ich durch meine Mittheilungen
da und dort zu weiterer Entwicklung und Vervollkommnung der
Photokopie Anregung gebe.