Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1874)

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gelegt, ringsum einbstonirt worden sind; an denjenigen 
Stellen, wo der Baugrund locker war, wurde eine Art Vor 
lage, wie bei Straßen eingestellt und mit der Handramme 
gestoßen. Ich würde jedoch in Zukunft Folgendes thun: 
a) Für Dachwasser und zu gleicher Zeit für Ventilation 
der Hauptdohle. Fig. 4. 
Die Lichtweite resp. der Durchmesser des Querschnittes ist 4", 
die Wandstärke 2*/—3"; bei schlechtem Baugrund eine Vorlage, 
wie vorhin bemerkt, dann wird die oben erwähnte 2' lange Scha 
blone aus der Hauptdohle herausgezogen und anstatt derselben eine 
solche von 5'—6' Länge eingesteckt, richtig gelegt, verspannt und 
satt einbotonirt; nach Verfluß von V 2 Stunde schon kann die 
Schablone soweit herausgezogen werden, daß sie nur noch 5" im 
fertigen Theil stecken bleibt; gegen das Ende der Dohle wird nur 
noch eine kurze Schablone angewandt, damit diese noch herausge 
zogen werden kann; dann wird das Bogenrohr eingelegt, verspannt 
und einbotonirt. Das in diese Thonröhre einmündende, unterste 
Rohrstück wird von starkem Zink Nr. 13 nach der nöthigen Form 
gemacht, ebenfalls mit Anwendung von Portlandcement einbötonirt 
und hernach der Anschluß an das Fallrohr hergestellt. 
1>) Für Küchenwasser. 
Lichtweite der Dohle 5", Wandstärke 3". Fig. 3 a. b. u. c. 
Die Herstellung der Dohle geschieht, wie vorhin angegeben, 
an ihrem Ende in ein Bogenrohr — Uebereichröhre — einmün 
dend , welches in einem von Portlandcement-Böton 23" langen, 
14" breiten und nutzbar 20" tiefen Schacht in der Art einmün 
det, daß die von starkem Zink hergestellte Ausmündung ca. 3" 
tiefer liegt, wodurch der Wasserabschluß hergestellt worden ist. 
Der ganze Schacht wird mittelst eines Deckels, welcher im 
Falz einer Rahme aufliegt und leicht abgehoben werden kann, 
möglichst hermetisch geschlossen. 
Diese Einrichtung hat die Vortheile, daß keine üblen Dünste 
aus der Dohle in die Küchen hinaufsteigen, daß die Dohle sowie 
das Schächtchen — der Schlammsammler — sehr jleicht gereinigt 
werden können. Der Schlammsammler reicht erfahrungsgemäß 14 
Tage lang für 4 Küchen aus, wo dann dieser für Dohlen sehr 
lästige Satz, welcher mit der Zeit so hart werden kann, daß er 
daselbst nur mühsam aufzulockern und zu entfernen ist, aus diesen 
Schächtchen ohne große Mühe und Zeitaufwand herausgeschöpft, 
in ein wasserdichtes, zugedecktes Fuhrwerk gethan und an den La 
gerungsplatz geführt werden kann. 
o) Für Flüssigkeiten von Straßenkandeln, gewerblichen 
Anlagen, Höfen, Winkeln rc. Fig. 2a.b.o.u.ä. 
Der Unrath sammelt sich, wie vorhin, in Schächtchen von 26" 
Länge, 15*/ 2 " Breite und einer nutzbaren Tiefe von 2'; der Was 
serabschluß wird hier dadurch erzielt, daß ca. 4" tiefer, als die 
Einmündung der ebenfalls in den Schacht heraufführenden Bogen 
röhre — Uebereichrohr — eine senkrechte Scheidewand eingestellt 
wird, wodurch an der Oberfläche 2 Kammern gebildet werden, von 
denen die eine — kleinere — das Uebereichrohr enthält, die an 
dere den Zufluß der Flüssigkeiten gestattet; die größere ist mit 
einem durchbrochenen Deckel versehen, welcher bis zur Scheidewand 
geht, die kleinere mit einem undurchbrochenen Deckel, welcher in 
einem Falz der Rahme und auf der Scheidewand liegt. Diese 
Vorrichtungen werden am besten von Gußeisen gemacht. Bei dem 
von mir ausgeführten Dohlenbau sind sie jedoch von Sandstein 
platten konstruirt worden, was die Nachtheile hat, daß man nicht 
zum Uebereichrohr kommen kann und die Reinigung des Schächt- 
chens nicht so leicht von Statten geht. 
Diese Vorrichtungen haben sich darin bewährt, daß 
1) der Dohlendunst vermöge des Wasserabschlusses im Schlamm- 
sammler die Geruchsorgane nicht belästigt; 
2) die Beseitigung des Schlammes aus dem Schächtchen, welche 
erfahrungsgemäß monatelang unterbleiben kann, leicht zu be 
wältigen ist; 
3) das Reinigen der Dohle, welches beiläufig bemerkt seit 3 
Jahren nicht nöthig war und sehr wahrscheinlich auch nie 
nöthig werden wird, ohne große Mühe ausgeführt werden 
kann; 
4) der Schlamm, nachdem das Dünnflüssige in das Uebereich 
rohr resp. die Dohle geschöpft worden, ziemlich dicker Natur 
ist und vermöge dieser Einrichtung nicht in die Hauptdohle 
kommt, woselbst er sich meistens fest lagert und dessen Her 
ausschaffen, was bei Nacht zu geschehen hat, zeitraubend und 
kostspielig ist; 
5) das befürchtete Einfrieren während 3 Wintern nicht vor 
gekommen ist, wozu die warme Dohlenluft Vortheilhaft ge 
wirkt hat. 
ä. Einsteigschächte. Fig. 1b. u. o. 
Sie wurden ca. alle 200" entfernt von einander angebracht; 
ihre Lichtweite ist 2' allweg und haben oben einen quadratischen 
Gußdeckel, welcher auf 4 Ansätzen in den Ecken der gußeisernen 
Rahme aufliegt und einen Spielraum von l‘/ 2 Linien ringsum 
hat. Die Platte hat ein ovales Locb außer der Mitte derselben, 
wodurch das Heben des Deckels einfach mit dem Pickel möglich ist. 
Das Anlegen der Leiter und das Hinabsteigen in die Dohle geht 
besser, als bei runden oder ovalen Deckeln von Statten. Das 
Oeffnen dieser Art Deckel hat bis heute noch keinerlei Schwierig 
keiten bereitet, wie dieß bei andern Arten der Fall ist. Mancher 
von Ihnen weiß, wie schwierig und zeitraubend das Oeffnen der 
Deckel mit Bajonetschluß und Schlüsseln, namentlich im Winter 
ist und welche Widerwärtigkeiten deßhalb in wichtigen Fällen dem 
Baubeamten anfallen können? 
E. Pflasterung. 
Die Steine hiezu sind aus den Vaihinger Brüchen — Lias 
kalkformation. 
Die Wölbung der Fahrbahn ist ‘/ 2 „—‘As der Breite zwi 
schen den Randsteinen; sie wurde deßhalb so gewählt, damit der 
Druck auf die Dohle vermindert und die Widerstandsfähigkeit 
gegen Setzungen vergrößert werde, was sich in der Ausführung 
bewährt hat, da an keiner Stelle des Pflasters eine derartige Ver 
tiefung bemerkbar ist. Die Pflasterung wurde ein Jahr nach Voll 
endung der Dohle vorgenommen, sie dürfte aber viel bälder her 
gestellt werden, wenn nicht ein Setzen der Auffüllung über der 
Dohle daran hinderlich wäre. 
Die Pflastersteine sind im Haupt höchstens 40 Quadratzoll 
groß, 6" dick und sitzen auf einer 3"" dicken Sandbettung. Das 
Trottoirpflaster hat 4°/ 0 Gefäll vom Haus ab und enthält kleinere 
Steine.
	        

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