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ren Partien, den entstandenen Vertiefungen nachgehend und die
vorhandenen Erhöhungen umgehend, ohne Einhaltung bestimmter
Formen in mehreren Touren möglichst geschloffen ausgebessert werden.
Ueber vorstehende 3 Aeußerungen haben wir nun Folgendes
zu bemerken:
Zu 1) Das von Herrn Regierungs- und Baurath Lauer
beschriebene Unterhaltungssystem vermögen wir trotz der guten Er
folge, welche damit erzielt worden sein sollen, nicht als nach-
ahmenswerth zu bezeichnen, da es offenbar seine starken Schatten
seiten hat. Bei dem so großen Einfluß, welchen die Witterung
auf die Abnützung der Straßen hat und der großen Verschieden
heit, welche bei uns die einzelnen Jahrgänge, insbesondere die
Winter, zeigen, glauben wir nicht, daß ein auf Jahre hinaus
berechneter Straßenunterhaltungsplan sich systematisch durchführen
läßt; zwei Winter, wie z. B. die letztvergangenen, müssen noth
wendig den ganzen vorentworfenen Plan zerstören und die Folge
haben, daß diejenigen Straßenstrecken, für welche schon seit län
gerer Zeit nichts oder nur wenig geschehen war, in besonders
hohem Grade nothleiden.
Ganz zu verwerfen finden wir aber den Gebrauch, die Straße
mit Sperrsteinen (auch Schlangensteine genannt, weil sie die
Fuhrwerke nöthigen, in Schlangenlinien zu fahren) zu belegen,
um hiedurch eine gleichmäßige Abnützung der Fahrbahn zu erzielen.
Dieses den Verkehr in hohem Grade belästigende und unter Um
ständen selbst gefährdende Belegen der Straße sollte im Gegentheil
streng verboten und nur in Nothfällen zum Schutze der nicht
chaussirten Nebenwege zugelassen sein.
Zu 2) Mit der Aeußerung des Herrn Baurath Günther,
welcher die Anwendung der partiellen Ausbesserungen anempfiehlt,
so lange mit derselben überhaupt auszukommen sei, dagegen bei
Straßen, die einer starken Abnützung unterworfen sind, das Ein
bringen einer geschloffenen Decklage und Einwalzen derselben für
nöthig hält, können wir uns einverstanden erklären.
Zu 3) Bezüglich der Eintheilung der Straßen im Jnspek-
tionsbezirk Oberndorf in solche von kleinem und mittlerem Verkehr
und in solche von großem Verkehr haben wir zu bemerken, daß
die frequenteste Straße in diesem Bezirk einen Verkehr von nicht
viel über 300 Zugthieren per Tag aufweist, von einem großen
Verkehr daher dort nirgends die Rede sein kann.
Die von Herrn Leibbrand gemachte Eintheilung bezieht sich
somit thatsächlich auf Straßen von kleinem und mittlerem Verkehr
und zwar solche, die
a) mit wenig bindenden, d. h. sandigen oder quarzhaltigen Ge
steinen und solchen die
b) mit gut bindenden, d. h. thonigen und kalkhaltigen Steinen
unterhalten werden.
Das System der periodischen Ausbesserungen hält nun Herr
Leibbrand nach den von ihm gemachten Erfahrungen besonders
bei Straßen mit kleinerem Verkehr und bei Verwendung eine?
zum Sanden geeigneten Materials, sowie bei Straßen in trockener
Lage für zweckmäßig und beschränkt das „vorbauende System"
auf Straßen mit größerem Verkehr bei Verwendung von Material
mit erheblicher Bindekraft oder bei Zusatz eines Bindemittels.
Im Allgemeinen finden wir die hier gemachte Unterscheidung
der Beschaffenheit des Unterhaltungsmaterials zwar für wohl be
gründet, glauben aber nach den in Baden gemachten Erfahrungen,
wo das vorbauende System auf Straßen mit ziemlich starkem
Verkehr und einem Unterhaltungsmaterial, das fast keine Binde
kraft besitzt, wie Porphir, mit großem Erfolg angewendet wird,
daß Herr Leibbrand dieses System in einen etwas zu kleinen
Rahmen gebracht habe.
Anhaltungspunkte zu einer Vergleichung des Aufwandes, welchen
die verschiedenen Systeme erfordern, wurden von keinem der drei
genannten Herren geliefert.
Baurath Schenck.
Baurath Martens.
Städt. Baurath Kaiser.