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Styl erbaut, das längst zugemauert, aber an seiner Umrahmung
mit dem reichen normannischen Zickzack verziert ist; vor mehreren
Jahren noch war dasselbe ganz verdeckt von wildem Gestrüpp, seit
einiger Zeit ist es sichtbar gemacht und die neueste Ausgrabung
hat cs sammt dem hohen kraftvollen dreifachen Sockel, der an der
i 'Mauer hinläuft, vollständig bloßgelegt, als ein edles und ergrei
fendes Denkmal aus den Tagen Philipps und Jrene's."
Im Weiteren stößt seitwärts an die Kirche nördlich und mit
dieser durch einen Gang verbunden das eigentliche Klostergebüude,
baulich in einem verwahrlosten Zustande, aus späterer Zeit als die
s Kirche, ein Stück Kreuzgang, der Kapitelsaal, das Refectorium und
s im oberen Stockwerke eine Reihe von Zellen enthaltend, in archi-
s tektonischer Beziehung jedoch von weniger Interesse.
Am Eingang steht ein früheres Beamtenhaus mit schön ge-
( arbeiteten! Wappen in Stein — das jetzige Kameralamt — und
i das Ganze ist mit einer Mauer umschlossen.
Herabgestiegen zur Bahnstation fuhren wir und drei nachgc-
kommene Kollegen mit dem Mittagzuge nach Gmünd, indessen un
sere Ahnung zur Wahrheit, das Wetter besser wurde und das in
schöner Landschaft gelegene Gmünd uns in freundlichem Lichte —
der Rechberg ansichtig — begrüßte. Unser Eingang in die Stadt
' gieng über die Remsbrücke mit dem malerischen Anblick des daher
rauschenden, stark angeschwollenen, über das Wehr stürzenden Flus-
s ses, gegen den sog. fünfeckigen Thurm durch die Ledergasse gegen
das Spital zum heiligen Geist an dem Armenhause mit herrl chen
: mächtigen Holzgiebeln vorüber auf den Marktplatz an das male-
j rische Rathhaus, von hier zunächst zur Johanniskirche und zur
t Stadt- oder heiligen Kreuzkirche.
In der in der neuesten Zeit durchgehends restaurirten, mit
j neuem Dache und Chor-Abschlusse versehenen Johanniskirche
j mit ihrer interessanten romanischen Giebelfayade und dem im vier-
:• eckigten Unterbau romanischen, unter dem Einflüsse der Uebergangs-
( Periode steil ins Achteck übergehenden, seitwärts an der Nordseite
i stehenden, bis zum Knopfe 158' (45,26 in.) hohen Thurme ein-
; psieng uns Herr Kaplan P fitz er, die Seele der Restaurationen
i beider Kirchen, welchem, unterstützt durch den ebenfalls anwesend
gewesenen Kirchenpfleger Krauß, es gelungen ist, die ausgedehn
ten Restaurations-Arbeiten meist mit gesammelten Beiträgen zu
beginnen und mit Ausschluß der inneren Einrichtung im Kosten
betrag von ca. 30,000 fl. auszuführen. Derselbe überraschte uns
mit einer reichen Ausstellung von Zeichnungen über den früheren
Zustand der Kirche (im Innern dreischiffig, früher romanisch, aber
später verzopft mit gothischem Chore aus dem 14. Jahrhundert,
Giebel-, und Langhaus ohne Zweifel theils aus Resten einer schon
im 12. Jahrhundert unter den Hohenstaufen erbauten romanischen
Kirche bestehend, theils, wie z. B. der Chor über den Fundamen
ten derselben erbaut) und ihrer Umgestaltung in eine dreischiffige
Basilika mit halbrunder Apsis über vorgefundenen Fundamenten,
erklärte uns mit dem den Bau leitenden Stadtbaumeister Steeg
maier dieselben und den Gang der Ausführung, sowie das, was
weiter geschehen solle.
Die Kirche ist bis zum Triumphbogen 116' (33,23 in,) lang,
an der Westend 62' (17,76 in.), am Triumphbogen 67' (19,19 in.),
das Mittelschiff 29' (8,31 in.) und 31' (8,88in), also ungleich
breit, die lichte Höhe beträgt 24' (6,78 nr.). Die Arkadenreihen
des Mittelschiffs zeigen Pfeiler — mit Ausnahme nachstehenden
Curiosums — mit Rundbögen überspannt; es ist nemlich die letzte
Travs nach Osten spitzbogig und ebenso die letzte am Westende der
Nordseite, wo sich auch statt eines Pfeilers eine Halbsäule mit einem
Würfelknaufe findet.
Der Eindruck all des Gesehenen drängte uns zur vollsten An
erkennung gegen alle bei der Wiederherstellung Mitwirkenden, wo
runter auch Herr Architekt Steindorff, Lehrer am hiesigen Po
lytechnikum, mit dem Wunsche: es möchte den Leitern dieser großen,
gewagt gewesenen und verdienstlichen Arbeit mit reichlichen weiteren
Spenden gelingen, das schöne Werk zur baldigen Vollendung zu
bringen.
Herr Kaplan Pfitzer hatte die Güte, in Beilage 1 sowohl
über die Restauration der Johannis-, wie über die der heiligen
Kreuzkirche eine interessante Beschreibung in unserem Protokoll in
dankenswerthester Weise niederzulegen, so daß die Beilage als eine
Ergänzung des Excursionsberichtes betrachtet werden möge.
Die heilige Kreuzkirche, zugleich Stadtpfarrkirche, ist
ein gothischer Bau ohne Thurni aus dem 14. Jahrhundert; sie
wird irrthümlich dem Baumeister des Mailänder Domes, Arier
aus Gmünd, zugeschrieben, sie soll aber ein Parlier Heinrich
von Boulogne 1351—1377 erbaut und der Grundstein zum Chor
den 16. August 1351 gelegt, soll auch mit zwei Thürmen in ihrer
Kreuzung angelegt worden sein, die aber (vid. Beil. 1) 1497 am
Charfreitag eingestürzt sind.
Das Innere ist dreischiffig mit erhöhtem Chore. Chorumgang
und Kapellenkranz hat eine Gesammtlänge von 271 württ. Fuß
(77,64 nr.), eine Breite im Langhaus von 77,4' (22,17 in.), eine
Gesammtfläche von 2793 □' (229,24 dm.).
Die Gewölbe werden von 22 Rundsäulen getragen, wovon
14 auf das Schiff und 8 auf den Chorumgang kommen.
Der Eindruck ist von großer und erhebender Wirkung, die
Kirche wohl eine der schönsten unseres Landes.
Die Restauration im Innern und der Chor im Aeußern, wie
schon bemerkt, vorzugsweise von Herrn Kaplan Pfitzer, unter
stützt durch den damaligen Kirchenpfleger Müh leisen, begonnen,
betrieben und geleitet, wurde durch Bildhauer Ferdinand Ries
aus Gmünd (gest. 11. Juni 1871) in den Jahren 1848 bis 1856
mit einem Aufwande von 60,000 fl., worunter 35,000 fl. milde
Beiträge, ausgeführt.
Alles nicht stylistisch zugehörige — mit Ausnahme der schönen
Rennaissanye-Chorstühle vom Jahr 1550, der Kanzel und des ori
ginellen sehr reichen Zopf-Orgel-Gehäuses vom Jahr 1688 mit
prächtigen Atlanten-Trägern unter der Orgel-Empore, welche ihrer
Originalität und ihrem Kunstwerthe entsprechend, wesentlich unter
Einfluß unseres Mitgliedes Herrn Oberbaurath v. Egle erhalten
— wurde entfernt und ist die Restauration mit Ausnahme einiger
neuen Altäre, selbst des Hochaltars, die nüchtern und zu linear
gegenüber den alten vorhandenen schönen gothischen Altären aus
gefallen sind, glücklich ausgefallen und haben sich genannte Herren
hiebei großes Verdienst erworben, denen die Mittel zu Fortsetzung
der Restauration auch am Aeußern in Bälde zu wünschen wäre.
Unter Dankesbezeugung verließen wir den schönen Bau, um
der freundlichen Einladung des Herrn Fabrikanten F. Erhard
zu folgen, um so viel als die kurz bemessene Zeit cs erlaubte, dort
nicht nur die Fabrikate von oxydirten Gußwaaren, von eben so
meisterhaften Formen als Ausführung, sondern auch dessen interes-