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5 Steine Platz hatten, die Mannschaft also ihre Zeit besser aus
füllen konnte und nicht immer ausschließlich mit demjenigen Quader
beschäftigt war, der eben gesetzt werden sollte, auch war dadurch
der Uebelstand eines allzulangen Seils vermieden, das auf der
Trommel der Hebevorrichtung ganz aufgewickelt einen lästig großen
Durchmesser erhält und außer Verhältniß zur Länge des Kurbel
armes kommt.
Der Erbauer hat eine genauere Beschreibung dieser Gerüste
mit Abbildungen für den Verein für später zugesagt, die auch be
züglich der bei dem Bau des Schiffs verwendeten Rüstung einiges
Interesse darbieten wird, weil bei deren Anordnung von höchster
Einfachheit, im Laufe des Baus mehrfache Umgestaltungen nöthig
wurden in dem Maße, als der Bau in die Höhe gedieh und die
unten verwendeten Hebevorrichtungen nicht mehr ausreichten.
Die Zweckmäßigkeit dieser sämmtlichen Rüstungen geht auch
daraus hervor, daß während der ganzen Dauer des Bauwesens
nicht das mindeste Unglück sich ereignete.
Alle Anwesenden waren hoch erfreut über das durch alle
: Theile meisterhaft ausgeführte Gebäude und den erhebenden Ein-
i druck von Innen und Außen, insbesondere über den in den schön-
> sten Verhältnissen aufstrebenden, bis zur obersten Spitze massiv
ausgeführten Thurm.
In warmen Worten hob der Vorstand hervor, wie es un-
serem verehrten Leins gelungen feie, mit schwachen Geldmitteln
p anfangend, durch seine Beharrlichkeit während einer Reihe von
s Jahren ein so reich durchgeführtes Gotteshaus seiner nahen Voll-
i endung entgegenzuführen, wie bereits der mit seiner mächtigen
- Kreuzblume gekrönte Thurm schon eine Reihe von Legaten an sich
gezogen habe und so es dem Zauber dieses Bauwerkes auch sicher
1 gelingen werde, bald das fehlende Geld zum vollen Ausbau zu
. schaffen, in welche Wünsche sämmtliche Anwesende, Herrn v. Leins
- den genußreichen Nachmittag freundlich verdankend, einstimmten.
Es wurde nun noch das in der Nähe der Johanniskirche in
der Johannisstraße von Herrn Staatsbaurath Wolfs im Renais-
: sance-Styl erbaute dreistöckige Doppel-Schulhaus, an dem das kräf
tige massive Hauptgesims wohlthuend mit dem Uebrigen zusammen
wirkt, besichtigt, worauf ein größerer Theil der Mitglieder auf der
Silberburg noch einige Stunden in Geselligkeit verbrachte.
Fünfzehnte Versammlung den 15. Dezember 1874.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Architekt Halber.
Anwesend: 25 Mitglieder.
Das Protokoll der vorgehenden Sitzung wird verlesen und
gutgeheißen.
Herr Bauinspektor Banholzer von Biberach, welcher un
serer heutigen Sitzung anwohnte, wird vom Vorsitzenden begrüßt.
Herr Architekt Gerok wird durch Herrn Bauinspektor Knoll
zur Aufnahme in den Verein vorgeschlagen und sofort einstimmig
aufgenommen.
Der Vorsitzende ladet die Mitglieder zur Besichtigung der
durch Herrn Professor Gnauth aufgelegten Farbenskizzen über
Partien in Verona, welche derselbe im Auftrage des Herzogs von
Somerset dieses Frühjahr angefertigt hat, ein; sie stellen vor:
1) Monument von San Signorio,
2) Piazza Erbe (Gemüsemarkt),
3) Interieur von San Zeno,
4) Blick aus der Krypta von San Zeno,
5) Größere Ansicht von S. Zeno.
Sämmtliche Bilder sind mit bekannter Meisterschaft ausgeführt
und werden deßhalb namentlich von denjenigen Mitgliedern, wel
chen diese Partien von ihrer Kunstreise her bekannt sind, mit gro-
hem Interesse betrachtet.
Außerdem legte Herr Professor Gnauth noch zwei Photo
graphien des am 2. Dezember d. I. eingeweihten Kriegerdenkmals
auf dem Fangelsbach-Kirchhof auf, über dessen künstlerischen Werth
sich bereits auch hiesige Blätter rühmlichst ausgesprochen haben.
Herr Fabrikant Stotz erläutert die ihm durch Herrn Rie-
dinger junior in Augsburg in freundlichster Weise übergebenen
Original-Zeichnungen über eine Pulver-Ramme nebst einer Photo
graphie ihrer Aufstellung auf dem Bauplatz.
Aus dem Vortrage geht hervor, auf welch' sinnreiche Weise
die Manipulationen der Ramme bewerkstelligt werden können und
daß diese Art Ramme, welche von ihrem Constructeur auf zwei
Bauplätzen mit großem Erfolg verwendet worden ist, sogar bis
jetzt die Leistungen einer Dampframme übertroffen hat, wobei
namentlich der Vortheil hervorzuheben ist, daß durch sie die Köpfe
der Pfühle nicht zerschlagen, überhaupt die Pfähle nicht eingeschla
gen, sondern gedrückt und zur Bedienung derselben nur zwei Mann
nöthig werden.
In Beilage 3 mit zugehöriger Zeichnungsbeilage 2 hatte Herr
Stotz genauen Beschrieb und Darstellung der Ramme mit aner-
kennenswerther Zustimmung des Herrn Rieding er zu geben die
Güte.
Herr Baurath Bock legte die Zeichnungen über den hiesigen,
von ihm entworfenen und ausgeführten Ludwigsspital vor und
erläuterte dieselbe so eingehend, daß der unter seiner Leitung mor
gen Nachmittags stattfindende Besuch des Gebäudes selbst, das Ver
ständniß der Airlage wesentlich fördern wird.
Am Schluffe dankt der Vorsitzende den Herren Gnauth,
Stotz und Bock für ihre werthvollen Mittheilungen an dem heu
tigen Abend.
Sonntag den 6. Dezember 1874, Nachmittags, ver
einigten sich 28 Mitglieder und einige Gäste in dem Ludwigs
spital, woselbst von der Direktion die ganze Anstalt auf das Be
reitwilligste geöffnet war.
Herr Baurath Bok erläuterte wiederholt sämmtliche Räume
und Einrichtungen, welche auf dem neuesten Standpunkt der Wissen
schaft und Erfahrung getroffen worden sind, so namentlich die mit
telst Dampfkraft in Gang zu setzenden Apparate in der Wasch-
und Kochküche, in den Bädern, bei der Wasserversorgung, Heizung
Ventilation u. s. w.
Die Besucher verließen diese interessante, auch in architektoni
scher Beziehung wohlgelungene Anstalt mit größter Befriedigung
und versammelten sich in der Liederhalle, um noch einige Stunden
in Geselligkeit zuzubringen, woselbst der Vorstand und Herr Ober
baurath v. Landauer mit warmen Worten Herrn Bok den
Dank für seine freundliche Führung und Erläuterung und die An
erkennung, welche er auf dem hygienischen Gebiete sich durch eine
Reihe von Bauten erworben — mit betn Wunsche — aussprachen: