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Herr Baurath Kaiser berichtigt noch die auf Seite 26
Abs. 2 gemachten Angaben über das Verhältniß der auf 1 wärt»
temb. Morgen Berieselungsfläche zulässigen Anzahl von Menschen;
es soll heißen Abs. 2 Zeile 4:
„193 Personen auf 1 württemb. Morgen."
Zeile 6:
„217,000 Personen.
Bei dem Abschnitt X. Ausführung, sowie dringend her
zustellende Strecken wird von Herrn Baurath Kaiser mit
getheilt, daß cs von Werth sein könnte, wenn die Kommission
sich bestimmt darüber aussprechen würde, welche Kanäle zuerst
zur Ausführung gebracht werden müssen, und namentlich speziell
in Betreff des Hauptauslaßkanals in der Cannstattcrstraße.
Herr Baurath Kaiser bringt daher auf Seite 29 vor
Abs. 2 noch folgenden Passus in Vorschlag:
Um das Kanalnctz in richtiger Folge ohne unnöthige
Ausgaben durchführen zu können, ist es selbstverständlich, daß
mit dem Bau der Hauptkanäle in den unteren Strecken
begonnen werden soll, namentlich wird der projektirte Haupt
auslaßkanal in der Cannstattcrstraße in thunlichster Bälde
zur Ausführung zu bringen sein."
Bezüglich des von der Kommission S. 30 gemachten Vor
schlags über vorläufige Führung des Hauptkanals des nord
westlichen Systems war Gordon seiner Zeit mit der Fassung
nicht einverstanden, weil diese vermuthen ließ, als sei der
Vorschlag der Kommission ein ganz neues Projekt, während das
selbe das scinige sei.
Die Kommission bringt daher für die auf S 30 Abs. 3
stehenden Passus folgenden abgeänderten in Vorschlag:
„Wenn nun auch die Kommission in soweit mit Herrn
Gordon einverstanden ist, daß bas Projekt I., da cs keine
besonderen technischen Schwierigkeiten bietet, als das bessere
zu betrachten sei, so glaubt sie doch dieses schon jetzt nicht so
vollständig zur Ausführung empfehlen zu sollen, wie Gordon
auf S. 62 seines Berichts vorgeschlagen hat, sondern erachtet
es vorerst für genügend, wenn der Hauptkanal des Vogel
sangsystems durch die Alleen- und Schillerstraße nach dem
schon bestehenden Kanal im K. Schloßgartcn, jedoch mit
Hinweglassung des vorgesehenen Regen-Auslasses (nach
Projekt II.) geführt wird.
Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die
Höhenlage des Kanals am Polygon in der Alleenstraße so
gewählt wird, daß eine Verbindung dieses Kanals mit dem
später auszuführenden Hauptkanal unter dem Bahnhof hindurch
nach Projekt I. mit dem nöthigen Gefälle noch möglich ist."
Endlich wird noch auf S. 31 Abs. 2 ein Theil desselben
bis Zeile 9 gestrichen und beigefügt am Schluffe der Zusatz:
„um so mehr, als es auch noch längere Zeit andauern wird,
bis das untere System, dessen Wasser gegenwärtig noch deni Ne-
senbach direkt zufließt, sein Wasser in den Anlagenkanal ergießt."
Mit diesen Abänderungen des Abschnittes X. ist der Verein
einverstanden und ist hiemit die Berathung über die Anlage
von Spülkanälcn für Stuttgart geschlossen.
Der Vorsitzende drückt hierauf seine Freude über den nun
mehrigen Abschluß der Berathungen aus und schlägt zur weiteren
Behandlung des Drucks für die Mitglieder und der Mittheilung
an die Stadtgcmcinde nach den im Verein gemachten Beschlüssen,
vor: eine Redaktions-Kommission zu wählen und zwar bestehend
aus den Herren Oberbaurath v. Egle, Baurath Kaiser,
Professor Laißle, Bauinspektor Rheinhard und Stadt-
Ingenieur Dobel unter Zuziehung des Vereinsvorstandes.
Die Versammlung ist mit dieser Wahl einverstanden und
wird der Kommissionsbericht dem heurigen Vereinshcfte als
besondere Beilage beigefügt werden.
Nachdem der Vorsitzende der Kommission und speciell dem
Vorstand derselben Herrn Baurath Kaiser im Namen der
Versammlung für ihre außerordentliche Thätigkeit in dieser für
die Stadt Stuttgart so wichtigen Angelegenheit den Dank aus
gesprochen hat, welchem die anwesenden Mitglieder durch Er
heben von ihren Sitzen Ausdruck geben, wird die Versammlung
(7» 11 Uhr) geschloffen.
Siebente ordentliche Versammlung vom 8. April 1876.
Vorsitzender: Oberbaurath b. Schlierholz.
Schriftführer: Obcrbaurath Binder.
Anwefend 20 Mitglieder
Das Protokoll der sechsten Sitzung vom 25. Marz wird
verlesen und ohne eine Einwendung genehmigt.
Der Herr Vorsitzende theilt mit, daß der Vorstand des
Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure unsern Verein
mit dem Referate über die verschiedenen Arten von Bauakkorden
betraut hat, über welchen Gegenstand der Badische, der Bres
lauer, der Kasseler und der Westprcußische Verein Gutachten
abgegeben haben, erklärt, daß unser Verein sich diesem Aufträge
nicht entziehen dürfe, und beantragt die Wahl einer Kommission;
als Mitglieder derselben werden vorgeschlagen die Herren:
v. Egle, v. Landauer, Bok, Baumgärtner, Binder,
und werden dieselben auch nach einiger Weigerung der 3 letzteren,
durch Zustimmung gewählt. Herr v. Schlierholz wird ge
beten die Kommission mit seinen eigenen Erfahrungen zu unter
stützen und sagt dieß zu. Herr v. Egle erklärt sich bereit,
die Einleitung und die Geschäftsführung in dieser Kommission
zu übernehmen*).
Eine im Fragekasten vorgefundene Frage wird verlesen:
Welche Einrichtungen sind zu treffen um das Einfrieren der
gewöhnlichen Abtrittgrubcn und Abfallrohre zu verhüten, und
welches ist das beste Material für letztere? —
Herr Silber wird ersucht in der nächsten Sitzung diese
Frage zu bcantworren.
Von dem Herrn Vorsitzenden wird Herr Zngenicurassistent
Hartmann, z. Z. Betriebsbauamtsvorstand in Hcchingen zur
Aufnahme als auswärtiges Mitglied vorgeschlagen; dieselbe
erfolgt durch Zustimmung ohne jede Einwendung. —
Herr v. Landauer referirte nunmehr im Namen der
betreffenden Kommission über den Antrag von Herrn Pr eu in
Leutkirch: der Verein wolle bei der Kgl. Staatsregierung, be
ziehungsweise bei den Ständen geeignete Schritte thun, damit
auch diejenigen Bautechniker, besonders Bauführer, welche die
Staatsprüfung erstanden haben, in den Artikel 39 des neuen
Gesetzes über die Pensionsberechtigung der Staatsdiener auf
genommen werden. — In der Kommissionssitzung seien nun
die Herren Baumgärtner und Köhler mit dem Bericht
erstatter anwesend gewesen, Herr v. Morlock war von hier
abwesend und Herr Schenk hat sich entschuldigen lassen. Es
wird eine Eingabe an die Kammer der Abgeordneten beantragt,
welche dem Antrag desHrn. Pr eu zu entsprechen hätte, und deren
mündliche Befürwortung Herr Baumgärtner, als Mitglied
der Abgeordnetenkammer zu übernehmen bereit sei.
Herr Baumgärtner bestätigt dies und erklärt, daß er
den Gesetzesentwurf schon zuvor gekannt habe, und daß er von
Herrn Preu direkt aufgefordert worden sei, sich der Bauleute
anzunehmen; er habe deßhalb auch eine Eingabe entworfen,
und empfiehlt dringend deren beschleunigte Vorlage an den
Präsidenten der Abgeordnetenkammer, und in besonderen Ab
schriften je an die drei Mitglieder der betr. ständischen Kom
mission. Eine Beschleunigung sei durchaus nothwendig, damit
die Kommission sich schon bei ihrer Berathung über unser
Gesuch aussprechcn könne. Von Herrn v. Schlierholz wird
hervorgehoben; daß der Antrag von Herrn Preu 3 Punkte in
das Auge fasse,
1) daß im Gesetzescntwurf allgemein bestimmt sei, daß bei
geprüften Beamten, bei ihrer definitiven Anstellung in den Staats
dienst, als pensionsberechtigte Dienstzeit diejenige Zeit berechnet
werden soll, welche sie nach zurückgelegtem 25. Lebensjahre im
Staatsdienst bei Anstellung mit vierteljährlicher Kündigung zu
gebracht haben und daß hienach die Bauführer, die meist nicht
mit vierteljährlicher Kündigung angestellt werden und im Gesetzes
entwurf nicht benannt seien, sogar noch übler daran seien, als
Beamte, welche ohne Staatsdienstprüfung angestellt werden, in-
*) Der Kommissionsbericht über die Eintheilung der Akkorde und die
Arbeitsbergebung kann erst in das 2. Jahresheft aufgenommen werden.