Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1876)

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Höhung des Fuhrlohns um 50° 0 , nämlich von 1 auf 1 * 2 kr. 
pro Centner in Aussicht, welche neben den Unterhaltungskosten 
der Straße auf die Erträgnisse des Hüttenwerks recht nach 
theilige Einwirkungen besonders, in der gegenwärtigen Zeit, 
auszuüben geeignet war. Hiezu kam neuerdings, daß für 
die Schlacken aus den Hochöfen ein Ablagerungsort beschafft 
werden mußte, weil die am Ufer des Kochers gelegenen stei 
len und dem Hüttenwerke gehörigen Lagerplätze vollständig 
mit Schlacken überlegt, weitere Flächen aber nicht zu erhalten 
sind, wenn nicht die fruchtbare Niederung des Kocherthals der 
landmirthschaftlichen Benützung entzogen und mit hohen Er 
werbskosten für die Schlackenlagerung benützt werden will. 
Da sowohl volkswirthschastliche als finanzielle Gründe hie- 
gegen sprechen, ist an die Hüttenverwaltung die Aufgabe 
herangetreten, für zweckmäßige und billige Lagerung der 
Schlacken andere geeignete Gelegenheit aufzusuchen, wobei sich 
die Frage nahe gelegt hat, ob sich nicht mit der Erzznsuhr 
zugleich die Schlackenabsuhr verbinden lasse. — 
Der Vorstand des Kgl. Bergraths, Herr Direktor v. Bil- 
finger, und der Vorstand des Hüttenwerks Wasseralftpgen, i 
Bergrath Erhardt, haben unter Beiziehung des Herrn Ma- 
schinen-Jnspektors Heim und ihres Referenten die Lösung 
dieser Aufgabe mit großer Sorgfalt versucht. 
II. fokale und Jerrain-Versiättnisse, welche für 
die Gruvenöasin von Stimmendem Eiriffuß sind. 
Wir wollen vor weiterer Erörterung der Aufgabe die 
lokalen und topographischen Verhältnisse des Hüttenwerks, 
der Grube und des zwischen beiden gelegenen Terrains dar 
legen und sodann die Menge, beziehungsweise das Gewicht 
der von der Grube zur Hütte zu bringenden Erze und der in 
umgekehrter Richtung zu verbringenden Schlacken des Walz 
werks und der Hochöfen in Betracht und Berechnung nehmen. 
— Wenig über das Kocherthal erhoben, zwischen dem Flusse 
und dem Ausläufer des Herdtseldes eingekeilt, welches auf 
östlicher Seite in dem sich ca. 200 m. erhebenden Braunen 
berge gipfelt, liegt das Hüttenwerk, auf welchem von der 
Verhüttung der Erze bis zu der Darstellung der schwierigsten 
Guß- und Schmiedeisen-Fabrikate fast alle Zweige der Hütten 
industrie vertreten sind. Dasselbe hat neuerdings eine sehr 
große Ausdehnung erhalten und ist in einem Complex von 
Gebäuden und Plätzen vertheilt, welche, theilweise an den 
äußersten Enden des Etablistements gelegen, von der Gruben 
bahn noch erreicht werden müssen. In sanfter Abdachung 
tritt der genannte Bergausläufer bis an das Hüttenwerk heran 
und rückt seinen Fnß hinauf bis in die Nähe der Stadt Aalen. 
Vom westlichen Ende des Hüttenwerks ab ist eine tiefe Rinne 1 
in denselben eingefurcht, welche sich in östlicher Richtung bis 
an den Braunenberg und in die Nähe der Erzlager fortsetzt, 
unmittelbar vor der letzteren aber in raschem Ansteigen an 
diese Lagerhöhe seinen Abschluß findet. — Dieses Becken ist uns 
zu passender Vermittlung des Verkehrs von der Grube bis zum 
Hüttenwerk geboten. Das Bedürfniß des Hüttenwerks und seine 
Anforderungen an die Grubenbahn stellen sich folgendermaßen: 
Nach bisherigen Erfahrungen können 2 Coaksöfen wöchentlich 
ca. 4000 Centner Roheisen, 2 Holzkohlenösen ca. 1500 Centner 
Roheisen produziren. Die für die Gesammtmenge von 5500 
Centner Roheisen erforderliche Menge an Stuferz beläuft sich 
aus 14,025 Centner pro Woche oder 2340 Centner pro Tag. 
Anlangend die Menge der erzeugten Schlacken, so fallen er 
fahrungsgemäß bei einer Gesammtproduktion von 5500 Centner 
Roheisen 9600 Centner Hochofen-Schlacken ab, was in einer 
Woche mit 6 Arbeitstagen ein tägliches Quantum von 1600 
Centner ergiebt, wozu noch für Schlacken der Cupolo-Oefen, 
für Flugsand, Gußstaub rc. weitere 100 Centner kommen, die 
sich zu ca. 1700 Centner zusammensetzen. Ebenso groß ist das 
Schlackenerzeuguiß des Walzwerks, einschließließlich des Ban 
dagenwalzwerks. Hienach ist die ganze zu fördernde Schlacken 
menge 3400 Centner pro Tag und der tägliche Bedarf air 
Stuferz 2340 Centner. 
III. Jorm. Gewicht, Kipp- und Kuppelungsein- 
richtung der zum Transport der Materialien 
öesiimmten Wagen. 
Sind nun durch die vorausgegangenen örtlichen Verhält 
nisse, durch den Bedarf an Erzen, durch die Menge der er- 
zeugtwerdeuden Schlacken die allgemeinen Bedingungen für 
den Entwurf der Grubenbahn gegeben gewesen, so mußte jetzt 
die Art der Förderung und des Transportmittels, wie für 
die Schlacken, so für die Erze festgestellt werden, und es ge 
schah dieß durch die Wahl von Wagen mit der sogenannten 
Muldenform nach den in der Zeichnung Beilage I ent 
haltenen Dispositionen. Diese Form hat zunächst den Zweck, 
die Anbringung von Thüren an den Wagenkasten, womit deren 
Verschwächung verbunden wäre, zu vermeiden. Tie Weglassung 
von Thüren verlangt aber zur vollständigen Entleerung der 
Kästen den großen Drehungswinkel von 84 Graden, was bei 
der vorliegenden Anordnung gleichwohl eine nur geringe Kraft 
erfordert, indem die drei Schienen, auf welchen sich der Kasten 
wälzt, derart geformt sind, daß der Schwerpunkt desselben 
und der des Inhalts in allen Lagen senkrecht über dem Auf 
lagepunkt sich befinden. Diese Anordnung bringt den weiteren 
erheblichen Vortheil mit sich, daß der Inhalt ziemlich weit 
von der Bahnaxe entfernt ansgeschüttet wird. Wenn nun 
durch diese Construktion es möglich geworden ist, die Kasten 
mit einer kleinen Kraft umwälzen zu können, so ist es ander 
seits für die Zwecke des Fahrens um so nothwendiger, daß 
die Kasten unwandelbar mit den Untergestellen verbunden 
werden können. Dieses geschieht durch einen einfachen Mecha 
nismus, indem durch Drehung des Griffes a uni 180° die 
als Excenter wirkenden Endzapfen b den Bügel c d um 15 mm. 
auf und ab bewegen. Hiedurch sowie durch Abwärtsdrehen 
des Griffes wird der Bügel mit großer Kraft in die Hacken 
e eingepreßt. Ein solcher ganz aus Eisen gebauter Wagen 
wiegt 850 Kilo; hat 1,0 Cubikmeter Inhalt; faßt demnach 
1750 Kilo Erz oder 1500 Kilo Gießereischlacke. 
IV. Motoren für die Förderung der Wagenzüge; 
Ermittlung der Leistungsfähigkeit der verschie 
denen Systeme. 
War so die Wahl und die Zusammensetzung der Wagen 
festgestellt, so blieb noch übrig die, allerdings wichtigste Be 
stimmung über die Wahl des Motors und des ihm ange 
messenen Tracee ... Da die Grubenbahn unter allen Um 
ständen mit sehr starker Neigung zu traciren war, so war in 
erster Linie angezeigt, die bisher für solche Steigung in 
Anwendung gekommenen Systeme der Maschinen zu studiren 
und unter sich in Vergleich zu stellen. Die mit der Ausgabe 
betrauten Beamten haben die Wahl des für die Wasseral- 
fingerbahn anzuwendenden Verkehrsmittels erst treffen wollen, 
nachdem sie die hiefür geeigneten Systeme an sich, und sodann 
einzeln zur Ausführung angekommenen Beispielen kennen gelernt, 
und nachdem sie dieselben auf die conkreten Wafferalfinger 
Verhältnisse in Anwendung gebracht hatten. Es wurden dem 
nächst in Betracht und Untersuchung gezogen: 
1) Das System der schiefen Ebene mit stehen- 
derMaschineund Seilbetrieb nach der bei Klein Rossel 
nächst Saarbrücken bestehenden Aufzugsvorrichtung. Dieses 
System ist wohl eines der einfachsten Mittel, Lasten auf Stei 
gungen von 5—30°'° emporzuheben und besteht im Wesentlichen 
darin, daß man am oberen Ende einer solchen steilen Bahn 
eine mit Dampfkraft oder einem andern Motoren betriebene 
Winde aufstellt, welche auf ihrer Hauptachse zwei Trommeln 
trägt, deren eine ein langes Drahtseil mit aufgehängter Last 
auswickelt, während sich ein zweites Seil mit den leer zurück- 
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