17
Höhung des Fuhrlohns um 50° 0 , nämlich von 1 auf 1 * 2 kr.
pro Centner in Aussicht, welche neben den Unterhaltungskosten
der Straße auf die Erträgnisse des Hüttenwerks recht nach
theilige Einwirkungen besonders, in der gegenwärtigen Zeit,
auszuüben geeignet war. Hiezu kam neuerdings, daß für
die Schlacken aus den Hochöfen ein Ablagerungsort beschafft
werden mußte, weil die am Ufer des Kochers gelegenen stei
len und dem Hüttenwerke gehörigen Lagerplätze vollständig
mit Schlacken überlegt, weitere Flächen aber nicht zu erhalten
sind, wenn nicht die fruchtbare Niederung des Kocherthals der
landmirthschaftlichen Benützung entzogen und mit hohen Er
werbskosten für die Schlackenlagerung benützt werden will.
Da sowohl volkswirthschastliche als finanzielle Gründe hie-
gegen sprechen, ist an die Hüttenverwaltung die Aufgabe
herangetreten, für zweckmäßige und billige Lagerung der
Schlacken andere geeignete Gelegenheit aufzusuchen, wobei sich
die Frage nahe gelegt hat, ob sich nicht mit der Erzznsuhr
zugleich die Schlackenabsuhr verbinden lasse. —
Der Vorstand des Kgl. Bergraths, Herr Direktor v. Bil-
finger, und der Vorstand des Hüttenwerks Wasseralftpgen, i
Bergrath Erhardt, haben unter Beiziehung des Herrn Ma-
schinen-Jnspektors Heim und ihres Referenten die Lösung
dieser Aufgabe mit großer Sorgfalt versucht.
II. fokale und Jerrain-Versiättnisse, welche für
die Gruvenöasin von Stimmendem Eiriffuß sind.
Wir wollen vor weiterer Erörterung der Aufgabe die
lokalen und topographischen Verhältnisse des Hüttenwerks,
der Grube und des zwischen beiden gelegenen Terrains dar
legen und sodann die Menge, beziehungsweise das Gewicht
der von der Grube zur Hütte zu bringenden Erze und der in
umgekehrter Richtung zu verbringenden Schlacken des Walz
werks und der Hochöfen in Betracht und Berechnung nehmen.
— Wenig über das Kocherthal erhoben, zwischen dem Flusse
und dem Ausläufer des Herdtseldes eingekeilt, welches auf
östlicher Seite in dem sich ca. 200 m. erhebenden Braunen
berge gipfelt, liegt das Hüttenwerk, auf welchem von der
Verhüttung der Erze bis zu der Darstellung der schwierigsten
Guß- und Schmiedeisen-Fabrikate fast alle Zweige der Hütten
industrie vertreten sind. Dasselbe hat neuerdings eine sehr
große Ausdehnung erhalten und ist in einem Complex von
Gebäuden und Plätzen vertheilt, welche, theilweise an den
äußersten Enden des Etablistements gelegen, von der Gruben
bahn noch erreicht werden müssen. In sanfter Abdachung
tritt der genannte Bergausläufer bis an das Hüttenwerk heran
und rückt seinen Fnß hinauf bis in die Nähe der Stadt Aalen.
Vom westlichen Ende des Hüttenwerks ab ist eine tiefe Rinne 1
in denselben eingefurcht, welche sich in östlicher Richtung bis
an den Braunenberg und in die Nähe der Erzlager fortsetzt,
unmittelbar vor der letzteren aber in raschem Ansteigen an
diese Lagerhöhe seinen Abschluß findet. — Dieses Becken ist uns
zu passender Vermittlung des Verkehrs von der Grube bis zum
Hüttenwerk geboten. Das Bedürfniß des Hüttenwerks und seine
Anforderungen an die Grubenbahn stellen sich folgendermaßen:
Nach bisherigen Erfahrungen können 2 Coaksöfen wöchentlich
ca. 4000 Centner Roheisen, 2 Holzkohlenösen ca. 1500 Centner
Roheisen produziren. Die für die Gesammtmenge von 5500
Centner Roheisen erforderliche Menge an Stuferz beläuft sich
aus 14,025 Centner pro Woche oder 2340 Centner pro Tag.
Anlangend die Menge der erzeugten Schlacken, so fallen er
fahrungsgemäß bei einer Gesammtproduktion von 5500 Centner
Roheisen 9600 Centner Hochofen-Schlacken ab, was in einer
Woche mit 6 Arbeitstagen ein tägliches Quantum von 1600
Centner ergiebt, wozu noch für Schlacken der Cupolo-Oefen,
für Flugsand, Gußstaub rc. weitere 100 Centner kommen, die
sich zu ca. 1700 Centner zusammensetzen. Ebenso groß ist das
Schlackenerzeuguiß des Walzwerks, einschließließlich des Ban
dagenwalzwerks. Hienach ist die ganze zu fördernde Schlacken
menge 3400 Centner pro Tag und der tägliche Bedarf air
Stuferz 2340 Centner.
III. Jorm. Gewicht, Kipp- und Kuppelungsein-
richtung der zum Transport der Materialien
öesiimmten Wagen.
Sind nun durch die vorausgegangenen örtlichen Verhält
nisse, durch den Bedarf an Erzen, durch die Menge der er-
zeugtwerdeuden Schlacken die allgemeinen Bedingungen für
den Entwurf der Grubenbahn gegeben gewesen, so mußte jetzt
die Art der Förderung und des Transportmittels, wie für
die Schlacken, so für die Erze festgestellt werden, und es ge
schah dieß durch die Wahl von Wagen mit der sogenannten
Muldenform nach den in der Zeichnung Beilage I ent
haltenen Dispositionen. Diese Form hat zunächst den Zweck,
die Anbringung von Thüren an den Wagenkasten, womit deren
Verschwächung verbunden wäre, zu vermeiden. Tie Weglassung
von Thüren verlangt aber zur vollständigen Entleerung der
Kästen den großen Drehungswinkel von 84 Graden, was bei
der vorliegenden Anordnung gleichwohl eine nur geringe Kraft
erfordert, indem die drei Schienen, auf welchen sich der Kasten
wälzt, derart geformt sind, daß der Schwerpunkt desselben
und der des Inhalts in allen Lagen senkrecht über dem Auf
lagepunkt sich befinden. Diese Anordnung bringt den weiteren
erheblichen Vortheil mit sich, daß der Inhalt ziemlich weit
von der Bahnaxe entfernt ansgeschüttet wird. Wenn nun
durch diese Construktion es möglich geworden ist, die Kasten
mit einer kleinen Kraft umwälzen zu können, so ist es ander
seits für die Zwecke des Fahrens um so nothwendiger, daß
die Kasten unwandelbar mit den Untergestellen verbunden
werden können. Dieses geschieht durch einen einfachen Mecha
nismus, indem durch Drehung des Griffes a uni 180° die
als Excenter wirkenden Endzapfen b den Bügel c d um 15 mm.
auf und ab bewegen. Hiedurch sowie durch Abwärtsdrehen
des Griffes wird der Bügel mit großer Kraft in die Hacken
e eingepreßt. Ein solcher ganz aus Eisen gebauter Wagen
wiegt 850 Kilo; hat 1,0 Cubikmeter Inhalt; faßt demnach
1750 Kilo Erz oder 1500 Kilo Gießereischlacke.
IV. Motoren für die Förderung der Wagenzüge;
Ermittlung der Leistungsfähigkeit der verschie
denen Systeme.
War so die Wahl und die Zusammensetzung der Wagen
festgestellt, so blieb noch übrig die, allerdings wichtigste Be
stimmung über die Wahl des Motors und des ihm ange
messenen Tracee ... Da die Grubenbahn unter allen Um
ständen mit sehr starker Neigung zu traciren war, so war in
erster Linie angezeigt, die bisher für solche Steigung in
Anwendung gekommenen Systeme der Maschinen zu studiren
und unter sich in Vergleich zu stellen. Die mit der Ausgabe
betrauten Beamten haben die Wahl des für die Wasseral-
fingerbahn anzuwendenden Verkehrsmittels erst treffen wollen,
nachdem sie die hiefür geeigneten Systeme an sich, und sodann
einzeln zur Ausführung angekommenen Beispielen kennen gelernt,
und nachdem sie dieselben auf die conkreten Wafferalfinger
Verhältnisse in Anwendung gebracht hatten. Es wurden dem
nächst in Betracht und Untersuchung gezogen:
1) Das System der schiefen Ebene mit stehen-
derMaschineund Seilbetrieb nach der bei Klein Rossel
nächst Saarbrücken bestehenden Aufzugsvorrichtung. Dieses
System ist wohl eines der einfachsten Mittel, Lasten auf Stei
gungen von 5—30°'° emporzuheben und besteht im Wesentlichen
darin, daß man am oberen Ende einer solchen steilen Bahn
eine mit Dampfkraft oder einem andern Motoren betriebene
Winde aufstellt, welche auf ihrer Hauptachse zwei Trommeln
trägt, deren eine ein langes Drahtseil mit aufgehängter Last
auswickelt, während sich ein zweites Seil mit den leer zurück-
8