20
Um diese letztere zu gewinnen, wäre nöthig, dieselbe
gleich nach Verlassen der Durchfahrt unter der Staatseisen
bahn beginnen zu lassen. Hiedurch wäre die Anlage eines
Dammes bis'zu 12 m. Höhe an höchster Stelle bedingt.
Die Anschüttung dieses Dammes, welcher theilweise aus der sehr
zweifelhaften Einschnittsmasse der Opalinusthone und zum
größeren Theil aus Schlacken des Hüttenwerks zu bewerk
stelligen wäre, sowie die sonstigen Anlagen, insbesondere der
Oberbau, dessen Theile wegen der 350 Centner schweren Ma
schine überall eine Verstärkung erfahren müßten, hätten zu
einem Bauaufwand geführt von 110,000 Mark. Die An
schaffungskosten stellen sich für die Lokomotive auf 27,000
Mark; für 50 Wagen ü 260 Mark auf 13,000 Mark, somit
die Gesammtkosten der Adhäsionsbahn auf 150,000 Mark.
Die Betriebskosten berechnen sich folgendermaßen:
Verzinsung des Bau- und Betriebs-Kapitals
von 150,000 Mark ä 4 1 2 °/o = . . . 6750 Mark
Hiezu für Instandhaltung 6°'o des Bau- und
Anlage-Kapitals 9000 „
Für 1 Führer und 1 Heizer ...... 2700 „
Somit Betriebskosten pro 300 Arbeitstagen . 18450 „
Hieraus tägliche Ausgabe bei 300 Arbeitstagen 61,5 „
Ferner für 5,70 Kilo Steinkohlen .... 17,1 „
Für Schmier- und Putzmaterial . .' . . 6,0 „
Zusammen . . 84,6 M.
Es würde somit bei einer täglichen Förderung von
5190 Centner — 259,500 Klgr., der Centner auf 1,63 Pf.
zu stehen kommen.
Projekt C. Die Bahn mit extremer Steigung und
Zahnradmaschinc.
Wie aus anliegendem Projektplane (Zeichnungsbeilage I)
zu ersehen, verzweigt sich die Bahn entsprechend den oben an
gegebenen Bedürfnissen mit einer Maximalsteigung von 25°/oo
auf dem Hüttenwerk nach allen Richtungen, den Hochöfen,
Werkstätten, zum Möllerplatz, zum Schlackenlagerplatz und zu dem
Walzwerke; überschreitet sodann die Staatsstraße Aalen-Ell-
wangen und führt von hier aus mit 25°,00 zu dem Eisenbahn
durchlaß. Nachdem sie diesen durchschritten, steigt sie mit.
25°,00 bis an das Gehänge des Appenwang'swaages und
windet sich dann auf 763 rn. Länge mit 78°/00 Steigung und
in einer Curve von 450 in. Radius hinauf zur Ebene der Erz
grube. Ausschließlich auf dieser letzteren Strecke nun ist das in
mitten der Räder der Lokomotive angebrachte Zahnrad in Wirkung
gesetzt, indem es in die, inmitten der Bahn erhöht angebrachte
Zahnstange eingreift. Auf dem Erzscheideplatz selbst ist die
Bahn wieder horizontal gelegt. Die Baukosten für diese
Bahn betragen 140,000 Mark. Besonders kostspielig ist bei
diesem System die erstmals in die Praxis eingestellte Zahn
stange. Dieselbe kostet nämlich pro laufenden Meter 31,2
Mark, sowie die Lokomotive, welche 26,400 Mark, also
bei 218 Centner Maschinengewicht pro Centner 121 Mark
kostet, während die Adhüsionsmaschinen auf der Uetlibergbahn
pro Centner und eine Güterzugsmaschine
350
der König!. Württ. Staatsbahnen — 48 Mark pro
Centner Aufwand verursacht. ' Die Anschaffungskosten des
rollenden Materials betragen:
1 Maschine 26,400 Mark
16 Wagen ä 530,25 M. = 8,484 „
Zusammen 34,884 Mark.
Die Betriebskosten stellen sich, wie folgt:
Verzinsung des Kapitals von 140,000 M.
ä 4V/0 = 6300 Mark
Unterhaltungskosten ü 6°/g des Bau- und An
lage-Kapitals 8400 „
1 Führer, 1 Heizer 2700 „
Zusammen . 17400 Mark.
Somit tägliche Ausgaben bei 300 Arbeitstagen 58,00 M.
Ferner für 470 Klgr. Kohlen 14,10 „
Für Schmier- und Putzmaterial 5,72 „
77,82 M.
was bei einer täglichen Förderung von 5,190 Centner —
259,500 Klgr. dem Preis von 1,50 Pf. pro Centner ä 50 Klgr.
entspricht.
VI. Wahl und Ausführung des Projekts auf
Orund der oöigen Rechnungen und lokalen
Bedürfnisse.
Nach Vergleichung der vorstehenden Projekte und Rech
nungen und der einschlägigen Verhältnisse hat sich der König
liche Bergrath unter Absehen von noch andern Systemen auf
den Antrag seiner Techniker hauptsächlich in Erwägung, daß
1) Projekt 6. die billigste Förderung der Erze und Schlacken,
2) daß die in der Schweiz schon erprobten und durch Herrn
Riggenbach neuerdings wesentlich verbesserten Anordnungen
bei der Zahnstange der Lokomotive und ihrer Bremsvorrich
tungen, welche letztere ihre Wirkung wie auf das Zahnrad,
so gleichzeitig auf den ganzen Bewegungs-Mechanismus aus
üben, die meiste Sicherheit für den Betrieb bieten, und end
lich 3) daß für die Ablagerung der voll der Hütte kommen
den Schlacken eine Lokomotive von dem kleinsten Gewichte,
wie solche bei Projekt 6. in Anwendung zu kommen hatte,
von der größten Wichtigkeit ist, sofern diese Maschine mit den
Wagen stets an dem Rande des Haldensturzes dieser Schlacken
hinzulenken ist, um die Abladung derselben sofort an der rich
tigen Stelle und ohne jegliches Umladen vornehmen zu können;
und sofern eine schwerere Maschine nur mit größerer Gefahr
an den Rand dieser Schüttung gebracht werden könnte, für
die Ausführung des Projekts 6. entschieden. Nachdem auch
das königliche Staatsministerum der Finanzen den diesbezüg
lichen Antrag genehmigt hatte, ist Projekt 0. nach Maßgabe
des schon erläuterten Planes und der vorgetragenen Bestim
mungen über die Größe und Anordnung der Lokomotive,
Wagen rc. zur Ausführung gestellt und in 3 Monaten vollen
det worden. Die Auffüllung der Dämme in dem untern Theil
der Bahn ist von Hochofenschlacken, am obern Ende derselben
mit den Opalinus-Thonen des braunen Jura bewerkstelligt
worden. Der Anschnitt dieser Gebirgsschichtung, sowie die
Unzuverlässigkeit des genannten Materials für Zwecke der Auf
füllung haben viele Sicherheitsvorrichtungen nöthig erscheinen
lassen, und zwar: Sikergräben hinter dem Rande des Ein
schnitts und Trockenlegung des Untergrundes und der Damm
masse durch Einbringung von Schlackenlagen rc. rc.
Diese Sicherheits-Vorkehrungen sind von dem Herrn
Betriebs-Inspektor Neker in anerkennenswerthester und sach
gemäßer Weise unmittelbar getroffen, geleitet und überwacht
worden. Die Lieferung der Maschine ist von Herrn Riggen
bach in wesentlich vertragsmäßiger Weise effectuirt worden.
Bei der Wichtigkeit und hervorragenden Rolle, welche
sie bei unserm Unternehmen spielen wird, wird es sich wohl em
pfehlen, unter Hinweisung auf die beigegebenen Pläne in
der Zeichnungsbeilage, ein besonderes Kapitel
VII. üöer die Lokomotive, ihre Bremsvorrichtungen
und das Aahngetrieve
beizufügen. Die Wasseralfinger Zahnradlokomotive ist eine
zweiachsige Tendermaschine, welche sich von den gewöhnlichen
Lokomotiven insbesondere dadurch unterscheidet, daß bei ihr
die Dampfkraft nicht direkt von der Schubstange auf die Trieb-
axe übertragen wird, sondern erst auf eine Zwischenwelle,
welche in ihrer Mitte ein 435 mm. großes Zahnrad trägt. Dieses
greift in ein größeres Zahnrad von 764 mm. Durchmesser ein
und treibt damit eine zweite Zwischenwelle, welche an ihren
Enden zwei Kurbeln trägt, von welchen aus die Kraft mittelst