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Kuppelstangen zuerst auf die Triebräder übertragen wird. —
Diese Stangen rc. nehmen die Außenseite der Maschine so in
Anspruch, daß die Excenter und übrigen Organe der Gooch'-
schen Steuerung innerhalb des Rahmen placirt werden muß
ten. Der Durchmesser der Cylinder beträgt . 240 mm.
Der Kolbenhub 450 „
Der Durchmesser der Triebräder im neuen
Zustand 770 „
Die Heizfläche des Kessels 25 Dm.
Das Gewicht der leeren Maschine . . 9,300 Klgr.
„ im Dienst 10,900 „
Der hauptsächliche Zweck des erwähnten Zahnrades ist
der, daß die Maschine in die Zahnstange eingreifend eine weit
größere Schubkraft, als durch natürliche Adhäsion allein aus
übt. So vermag diese Maschine auf 78°/ 00 Steigung einen
aus 8 Wagen bestehenden Zug von 400 Centner Gewicht mit
15 Kilom. Geschwindigkeit pro Stunde aufwärts zu schieben
und zwar mit Vs Cylinder-Füllung bei 9 Atmosphären und
mit Vj Füllung bei 7 Atmosphären Kesselspannung. Als eine
wichtige Eigenthümlichkeit dieser Maschine ist noch hervorzu
heben, daß ihr Kessel parallel zur Bahn gelegt ist, und daß
die sonst hiemit verbundenen Nachtheile in dem Wasserstand
durch die Anbringung eines zweiten Domes, wie die Zeich
nung zeigt, ausgeglichen ist. — Nicht minder wichtig als die
erhöhte Zugkraft bei der Bergfahrt ist das Bremsmittel beim
Bergabfahren, welches mit größter Ruhe und Sicherheit jeder
zeit eingesetzt werden kann und dann momentan in volle oder-
beliebige Wirkung tritt. Wollte nur die Holzbremse, welche
auf die erste Zwischeuwelle wirkt, zum Bremsen verwendet
werden, so würde das Holz in wenigen Tagen verkohlt sein
und müßte oft erneuert werden. Diese Bremse dient deshalb
nur zum Anhalten auf den Lagerplätzen und zur weiteren
Sicherheit. Die hier für die Thalfahrt in Anwendung gekom
mene Vorrichtung — eine sogenannte Luftbremse — deren
Wirkungsweise mit dem gewöhnlichen Contre-Dampfgeben viel
Aehnlichkeit hat, sofern auch bei ihr atmosphärische Luft durch
das Blasrohr angesaugt, in den Cylinder gepumpt und durch
diese Ansaugung und Pressung der Luft eine Hemmung der
Bewegung erzeugt wird, ist ein außerordentlich wirksames
Bremsmittel. Bei dieser Lustbremse wird der Regulator ganz !
geschloffen, das Blasrohr durch den Tekel i zugedeckt und zu
gleich im Ausströmungsrohr ein Hahnen c geöffnet, durch welchen !
reine Luft aufgesaugt wird. Diese kann bei geschloffenem Re
gulator nicht in den Kessel gelangen, sondern wird durch ein
nur 3 Centm. weites Rohr ausgeblasen. Dieses Rohr ist über
den Führerstand geleitet und passirt dort einen Hahnen 6,
mittelst dessen dem Führer ermöglicht ist, durch allmähliches
Schließen des Hahnen die Geschwindigkeit der Maschine beliebig
zu verzögern und durch dessen völliges Schließen die Maschine
plötzlich zum Stillstand zu bringen. Die starke Compression in
den Cylindern erzeugt eine Erhitzung derselben und würde schäd
lich wirken, wenn nicht in dieselben ein feiner Wasserstrahl
geleitet würde, welches dann in Dampfform durch das 3 Cen-
timeter weite Rohr ausgeblasen wird. So aber bleibt dieser
Maschinenteil in richtiger Temperatur. Die Elasticität der
atmosphärischen Luft, welche hier in Wirkung kommt, bietet
unter kräftigstem Widerstand dennoch eine zweckmäßigere Mil
derung allzuheftigen Angriffs der Zugtheile auf die Maschine.
Im Uebrigen ist diese Lokomotive anderen Tendermaschinen
ähnlich und sehr solid gebaut. Was nun endlich
VIII. die Zahnradbahn selbst und die ihr eigen
thümliche Zahnstange
anbelangt, so ist Construktion derselben aus beiliegender Zeich
nung ersichtlich und erscheint nur nöthig, den Uebergang von
der gewöhnlichen Bahn in die Zahnbahn näher zu beschreiben.
Es ist einleuchtend, daß bei diesem Einfahren nicht immer die
Zähne des Hauptzahnrads genau auf die Zahnlücken der
Zahnstange treffen; es würden vielmehr in 3 Fällen einmal
die Zähne des Rades auf jene der Bahn aufsteigen und es
würde erst nach Passirung eines Weges von 1—2 m. Länge
das Rad und mit ihm die Maschine unter heftigem Stoß ein
fallen. Nm dies zu vermeiden, ist am untern und obern Ende
der Zahnstange je ein 2 h.- rn. langes bewegliches Zahn
stangenstück, auf zwei starken Federn ruhend,'angebracht. Will
nun der obige schlimme Fall eintreten, so geben die Federn
unter der Last der Maschine nach. Damit nicht die Zahn
spitzen des Rades auf jenen des beweglichen Stückes von An
fang bis Ende fortrollen, so stehen letztere in Entfernungen
von 82 mm., während die Zahntheilung des Rades 80 mm.
beträgt. In Folge dieser Differenz wird im ungünstigsten
Fall das Zahnrad noch 1 j 2 Meter von der unbeweglichen
Zahnstange entfernt in deren Zahntheilung eingerückt und es
geht sonach der Eintritt des Rades in die Zahnstange richtig
von Statten. Im Falle aber, daß das Rad ganz richtig am
beweglichen Stücke ankommen würde, so müssen die Treibräder
pro Zahntheilnng um 2 mm. gleiten, was erfahrungsgemäß
ohne Nachtheile von Statten geht; folglich muß auch unter
diesen Umständen das Rad richtig in die feste Zahnstange ein
treten, ehe noch die Steigung erreicht ist. Eine erhöhte
Sicherheit dürfte geboten sein, wenn die bewegliche und
ungleich getheilte Zahnstange nicht an den Visirbruch, son
dern noch um ca. 30 Meter von demselben ab und auf
die flache Bahn gerückt würde. Uebrigens ist das Ein
fahren in die Zahnstange bisher ganz ohne allen Zwischen
fall von Statten gegangen. Ueberhaupt sind bei den un
term 28. Oktober 1876 vorgenommenen Probefahrten, wie auch
bei den seitherigen nach dem Programm regelmäßig geleisteten
Dienst-Fahrten keinerlei Unfälle eingetreten und es sind
nur überall günstige und den obigen Berechnungen ent
sprechende Ergebnisse erzielt worden, welche zu dem Schluffe
berechtigen dürften, daß es den Herrn Vorständen des Kön.
Bergraths und des Hüttenwerks Wasseralfingen durch sorg
fältiges Studium gelungen ist, die vorgelegene Ausgabe in
möglichst rationeller Weise zur Durchführung zu bringen.
Zum Schluffe möchte ich mir noch gestatten, den Wunsch
beizufügen, daß bei Bearbeitung und Auswahl all weiterer
Bahnprojekte in gleich gründlicher Weise vorgegangen, und
auf entsprechende Entwicklung unseres Eisenbahnwesens hin
gewirkt werden möge. Hiedurch allein wird die sonst drohende
Einstellung oder Einschränkung des Eisenbahnbaues abgewendet
werden, während die damaligen Bestimmungen für den Eisen
bahnbau der weiteren Ausbreitung und Vervollständigung des
Eisenbahnnetzes im Wege, weil damit unerschwingliche und
stets wachsende Ausgaben verbunden sind. In Württeniberg
z. B. sind nach dem den Ständen vorgelegten Finanz-Etat
die Baukosten der Bahnen fortwährend im Steigen begriffen.
Es haben die früher erstellten Bahnen, z. B. die Hauptbahn
Heilbronn—Friedrichshafen, von Stuttgart bis Ülm zwei
spurig, pro Kilom. 230,000 Mark.
Die Bahn Plochingen —Reut
lingen „ 246,900 „
Die Bahn Reutlingen—Rotten
burg „ „ 205,000 „
Die Remsbahn „ „ 189,000 „
Die vom Jahre 1866 bis 1873
ausgeführte Donaubahn . „ „ 241,400 „
Die Allgäubahn „ „ 200,700 „
gekostet. Die in den letzten Jahren zur Verabschiedung ge
langten Bahnen sind niit einem kilometrischen Bauaufwand
von 527,000 bis 480,000 Mark in Rechnung gestellt und die
kilometrischen Einnahmen und die Rente befinden sich meist
in fühlbarem Rückgänge; mehr und mehr werden sich diese
Mißverhältnisse vergrößern und geltend machen, bis sie dahin
führen, daß dem Bedürfniß nach Eisenbahnen durch Verein
fachung der baulichen Anlagen, vielleicht auch theilweise mit
Anwendung von schärferen Curven und steileren Gradienten
Rechnung getragen wird. Als eine der wichtigsten Aufgaben
der Ingenieure dürfte daher die Ausmittlung der zweck
mäßigsten Steigungen, Krümmungen und der denselben angc-