Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

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büschel ca. 45,000 Faschinen, von welchen jede mindestens drei 
Stämme von 3,1—3,3 in. und zwei von 2,1—2,6 m. Länge 
enthält. Diese erzeugten Faschinenbündel, welchen, wenn die 
Stämme zu wenig Astwerk besitzen, noch Reisholz zugesetzt wird, 
haben an ihrem untern Ende ca. 0,45 m., am obern ca. 0,37 m. 
Umfang, beziehungsweise 14,3 cm. und 12 gm. Durchmesser. 
Die kleineren Aeste und Zweige bleiben alle auf dem Haupt 
stamm, der am Wurzelende einen Durchmesser von ca. 3,3 cm. 
besitzt. Das Hundert solcher Faschinen kostet zwischen 5—7 M. 
Zur Herstellung der Faschinenbauten kommen außerdem 
zur Verwendung sogenannte Zaunlatten, das sind entästete 
2—2,6 cm. starke (in Büscheln von 25 Stück zusammenge 
bundene) Weidenruthen von ca. 2,2—2,5 m. Länge, welche 
pro 100 Bündel 22—30 M. kosten, ferner Latten aus nicht 
entasteten ca. 2 cm. starken 2,5—3,1 m. langen Weidenruthen. 
Zum Zusammenbinden und Flechten werden sogenannte Wiep- 
banden verwendet, 1,35—2,0 m. lange Gerten, das Tausend 
zu 3—6 <M>. Staken sind unten zugespitzte Weiden- oder 
Erlenstöcke von ca. 5 cm. Durchmesser und 1,4 ra. Länge, 
Slieten deßgleichen von 6 cm. Stärke und ca. 2,3 m. Länge. 
Dpkhorden sind enge Staketen, die, durch Weidengerten 
mit einander verbunden, einen Flechtzaun darstellen. 
Die meisten Faschinenbauten, die theils zur Regulirung 
der Flüsse, zur Sicherung der Strom- und Meerufer, theils 
zur Abdämmung von Flußarmen oder von Ueberschwemmuugs- 
bassins angelegt werden, erhalten jedoch erst durch Verbindung 
mit Steinwürfen, deren Material vom Rhein, von Norwegen 
und von andern Orten bezogen wird, ihre wirkliche Gestalt. 
So wurde z. B. zur Eindämmmig eines Theils des Zuider 
Sees bei 1,5—8,0 m. Wafferties?-ein Damm von nachstehen 
der Form auf weichem bis auf 12 m. Tiefe reichendem Allu 
vialuntergrund, welcher noch mit Sand unterlagert war, aus 
geführt, wobei während des Baus durch Stürme, Niveauunter 
schiede des Wassers von 3—4,5 m. vorkamen und die Ge 
schwindigkeit des durch die noch nicht geschlossenen Stellen des 
Damms einströmenden Wassers ca. 5 m. pro Sekunde betrug. 
Das fragliche Bauwerk erwies sich nach seiner Vollendung als 
v o llständig w asserundurchlassend. 
Wie aus den Figuren 1 und 2 ersichtlich, werden die 
Böschungen, die Bermen und die Druckrenne mit einer 1,0 m. 
dicken Lattenschichte und einem in Kies oder Klinkerschotter 
versetzten Pflaster verkleidet und beide Seiten mit starken Fa 
schinenlagen beinahe bis Bermenhöhe versehen. 
Der fragliche Bau wurde damit begonnen, daß aus die 
ganze Breite des Dammfußes eine starke Faschinenmatratze aus 
sich gegenseitig um ca. 1,0 m. überdeckenden Stücken von 
6,0 m. Länge, das sogenannte Grondstuck, aufgebracht wurde, 
siehe Figur 3 und 4. 
Ein solches Grondstuck wird in der untersten Lage aus 
rechtwinklig sich kreuzenden 75—100 cm. von einander abste 
henden, übereinander liegenden, also ein Netz bildenden Wippen 
von 12 cm. Stärke hergestellt. Diese Wippen werden alle 
30 cm. mit starken Korbweiden fest zusammengebunden, und 
dazwischen außerdem noch mit leichteren „Wiepbanden" alle 
10 cm. zusammengehalten. Jede zweite, ferner sämmtliche in 
den zwei äußersten Reihen gelegenen Kreuzungsstellen der 
Wippen werden mittelst 13 mm. starker getheerter Stricke, siehe 
Figur 5 und 6 deren Enden auf ca. 1,2 m. Länge frei blei 
ben, zusammengebunden, und sodann die Stricke provisorisch 
an senkrecht in die Kreuzungspunkte eingetriebene Stöcke be 
festigt. Die anderen Wippenkreuzungspunkte werden durch so 
genannte „Kruisbanden" aus Weidengeflecht zusammen 
gehalten. 
Nachdem auf 'diese Weise das Netzwerk vollendet morden 
ist, wird dasselbe mit einer ein Bündel starken Lage „Ryshout" 
überdeckt, über letztere eine gleich starke Querlage und hierauf 
eine dritte Lage wieder in der Richtung der ersten aufgebracht, 
so daß diese 3 Lagen ca. 0,45 m. Stärke erreichen. Auf diese 
Zmischenlage wird nun ein dem zu unterst liegenden ganz 
gleiches Netzwerk aufgelegt und beide durch die obenerwähnten 
an den Krenzungspunkten der Wippen angebrachten Stricke 
fest verbunden. 
Man wählt für die Herstellung des Grondstucks gewöhn 
lich einen Platz, welcher zwischen Hoch- und Niedrigwasser 
liegt, weil das Verstößen des fertigen Grondstucks an die Bau 
stelle sich unter diesen Umständen am leichtesten bewerkstelligen 
läßt. 
Um die so gebildete Matraze nun ins Meer versenken zu 
können, wird dieselbe mit Bruchsteinen belastet. Um letztere 
vor dem Hinabrollen zu sichern und ein einseitiges Einsinken 
des Grondstucks zu verhindern, wird dasselbe durch Anbringung 
sogenannter Tu ins, siehe Figur 7 in einzelne Zellen getheilt, 
wobei in alle Wippenkreuzungspunkte entsprechend starke Stücke 
eingetrieben werden. Sobald die Tuins ihre richtige der Stein 
füllung entsprechende Höhe erreicht haben, werden die Stücke 
in die Matraze soweit hinabgeschlagen, daß deren Enden nur 
noch ca. 15 cm. hervorragen. Durch diese Tuins wird na 
mentlich auch eine größere Steifigkeit des Grondstucks erzielt. 
Beim Versenken wird das Letztere an Ankerketten bis zur 
Verwendungsstelle getaut und mittelst Anker und Kabeln gegen 
das Versinken gesichert; hierauf werden so viele Steine in der 
Mitte und von da gegen Außen hin aufgebracht, daß eine ein 
seitige Einsenkung oder ein Abrollen der Steine vermieden 
wird, das Grondstuck aber fast bis zum Sinken beschwert ist. 
Tritt dieser Zeitpunkt ein, so wird von bereit gehaltenen 
Ballastschiffen aus das Grondstuck vollends und zwar in großer 
Eile und namentlich an den noch nicht beschwerten Seiten mit 
Steinen überwarfen, nachdem die Kabel gelöst worden sind, 
und wird mit dem Nachwerfen von Steinen so lange fortge 
fahren, bis eine gleichmäßige Beschwerung von 65—130 Kilo 
pro □ m. erreicht ist. Auf dem Grondstuck werden nun die 
in ganz gleicher Weise konstruirten sogenannten Zinkstucke, 
siehe die Figur, versenkt. 
Da die Grondstucke sich in der Regel nicht für die ganze 
Länge eines Damms in einem Stück herstellen lassen, so werden 
sie an ihren Stößen übereinandergelegt, so daß ein kontinuir- 
liches Bett gebildet wird. Bei dem Amsterdamer Deich waren 
die Grondstucken 75 cm. stark und betrugen die Kosten exklu 
sive Steinballasts 2,17 JL pro □ m., worin 30 Arbeits 
lohn inbegriffen sind. Inklusive der Steine kostet zur Zeit 
der □ m. ca. 4,25 Ji 
Trotz des erheblichen Gewichts der Grondstucke und des 
darüber gelagerten Damms pflegen erstere nur langsam in den 
weichen Untergrund einzusinken, und tritt hiedurch nur dann 
eine Gefahr für das Bauwerk ein, wenn das Stuck zu schwach 
ist, um das darüber liegende Bauwerk zu tragen, und in Folge 
dessen zerreißt. 
Beim Zerreißen eines Grondstucks muß so lange mit 
Material nachgefüllt werden, bis wieder ein solides Funda 
ment gebildet ist. Bei sandigem Untergrund verdichten sich 
die Zwischenräume der Faschinen durch das betreffende Mate 
rial bald derart, daß eine absolute Wasserdichtheit eintritt. 
Im Uebrigen geht die Konstruktion aus der Figur hervor. 
Da wo der Untergrund fest ist und keine Unterwaschungen 
zu befürchten sind, läßt man das Grondstuck weg und schützt 
nur die äußere Böschung mit Faschinenwerken. 
Es gibt auch provisorische Ufersicherungen. In solchen 
Fällen und da wo die Abspülungen nicht von Belang sind, 
wird Rohr 25—40 mm. dick über die ganze Fläche ausge 
breitet. Diese Rohrschichte wird mittelst 30 mm. starker ge 
wundener, je 60 cm. auseinanderliegender Strohbänder fest 
gehalten, welch letztere alle 10—15 cm. am Dammkörper fest 
genagelt werden. Eine solche „Krammat" genannte Ufer 
sicherung hält etwa ein Jahr und kostet ca. 6 pro 
□ m. 
Die „Bladriet" genannte Ufersicherung besteht aus einer 
Ueberdeckung des Grunds mit einer 10 cm. dicken Schichte in 
grünem Zustand geschnittenen Rohrs, welche mittelst kleiner 
Flechtzäune, genannt Tuins, befestigt wird. Die Zaunlinien 
sind ca. 85 cm. von einander entfernt. Die Dauer dieser
	        
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