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Kreppen.
Die Treppen des Hauptgebäudes, welche sehr groß und
schön angelegt sind und in den Ecken gegen den inneren Hof
liegen — was schon früher bemerkt wurde — sind von
Eichenholz.
Für den Verkehr im Innern der Anstalt, insbesondere für
die Kommunikation mit den einzelnen Abtheilungen und der
Abtheilungen mit den Gärten und nach außen wurden an den
Enden des Mittelbaus noch zwei Treppen von Cement her
gestellt, welche sich gut bewährt haben und ist die eine von
Portland-Cement, die andere von Grenoble-Cement.
Lader.
Wie schon oben angeführt, hat jede Krankenabtheilung
im Allgemeinen ihre besonderen Bäder. Wo diese nicht in
unmittelbare Verbindung mit den Abtheilungen gebracht wer
den konnten, wie im Hauptgebäude, ist dafür gesorgt worden,
daß man von jeder derselben in die Bäder gelangen kann, ohne
eine andere Abtheilung zu berühren.
Die Badwannen sind von emaillirtem Gußeisen. Der
Zufluß des warmen und kalten Wassers erfolgt am Boden der
Wannen und wird, wie auch der Abfluß des Badewassers, durch
besondere Hahnen bewirkt und regulirt, welche unter dem Boden
liegen und durch besondere Schlüssel bewegt werden.
In jedem Badezimmer ist eine Douche für warmes und
kaltes Wasser vorhanden.
Das erforderliche warme Wasser wird in einem beson
deren Apparat im Kesselhause mittelst Abdampf bereitet.
Die Fußböden und Nebenwände sind von Cement und
letztere mit Oelfarbe gestrichen.
Mafferoersorgnng «ui» WafferMeitung.
Unweit der Anstalt, am südwestlichen Ende des Ortes
Schussenried befindet sich ein Hügel, von welchem schon seit
früheren Zeiten das Trinkwasser für das Kloster hergeleitet
wurde.
Für die neue Irrenanstalt wurde unter der Leitung des
Staatstechnikers für das öffentliche Wasserversorgungswesen,
des Oberbauraths vr. v. Eh mann, eine neue Quellenfassung
mittelst Herstellung einer ca. 100 m. langen Gallerie vorge
nommen und hat sich dadurch ein Wasserreichthum von bestem
Trinkwasser ergeben, der das Bedürfniß weit übersteigt.
Leider liegen diese Quellen nicht so hoch, um das Wasser
durch natürlichen Druck in die oberen Stockwerke der Anstalt
zu bringen; es mußten deshalb auf den höchstgelegenen Dach
böden derselben in den Eckpavillons zwei große eiserne Reser
voirs aufgestellt werden, in welche das Wasser vom Kesselhause
aus mit einer Dampfpumpe gepumpt wird.
Von diesen Reservoirs aus ist die ganze Anstalt mit
Wasser versorgt, so daß nicht nur die Bäder, die Küche, Wasch
küche, sondern alle Spülküchen, Korridors, Pissoirs rc. mit
Wasserzuleitung versehen worden sind.
Außerdem ist eine besondere Feuerleitung eingerichtet
und mit der nöthigen sonstigen Ausstattung, als Schläuche,
Löschwerkzeuge und Geräthe rc., versehen worden.
Die Wasserableitung aus den Bädern, Spülküche, Küche,
Waschküche, Kesselhause rc. geschah durch wasierdichte Dohlen,
welche in die bereits vorhandene, oben berührte Abflußdohle
des Mangenweihers eingeleitet wurden.
Heßling und Ventilation.
Einen Gegenstand von größter Wichtigkeit für eine Irren-
anstalt bilden die richtigen Heiz- und Ventilationsein
richtungen, und erfordern diese ein äußerst sorgfältiges und
genaues Studium in allen Einzelheiten.
Die Verwendung gewöhnlicher Ofenheizungen ist nur bei
den ruhigen Kranken und selbst da nicht ohne Bedenken hin
sichtlich der Feuersgefahr thunlich; bei allen andern Kranken
ist sie vollständig ausgeschlossen.
Es drängt sich bei diesen Anstalten daher, wie bei keiner
andern, die Nothwendigkeit der Anwendung von Central
heizungen auf. In der Ausführung dieser Heizungen hat man
nun auch glücklicherweise in den letzten Decennien so große
Fortschritte gemacht, daß man sie jetzt überall mit Ruhe ein
führen kann.
Bei den ersten Entwürfen für die Einrichtung der Anstalt
Schussenried im Jahre 1869/70, bei welchen es sich noch um
eine kleinere Anstalt handelte, durfte ich es der Kosten wegen
nur wagen, eine Alternative zwischen gewöhnlichen Oefen und
gewöhnlicher Ofen-Luftheizung in Vorschlag zu bringen. Erst
bei den späteren, weiter gehenden Entwürfen im Jahre 1872
konnte ich den Vorschlag zu Einrichtung einer Dampf
heizung für die ganze Anstalt machen, und wurde diese
Heizung denn auch höheren Orts genehmigt, nachdem man sich
von der Ausführbarkeit derselben und deren großen Vorzügen,
durch Besichtigung einiger anderen schweizerischen Irrenanstalten
(Königsfelden, Zürich rc.), überzeugt hatte.
Die Vortheile der Dampfheizung sind im vorliegenden
Falle, wie auch in den meisten andern ähnlichen Fällen, so
überwiegend, gegenüber anderen Centralheizungsarten, daß
die Entscheidung über die Wahl nothwendig zu Gunsten dieser
Heizung ausfallen mußte.
Dieselbe hat nämlich die großen Vortheile vor allen an
deren Centralheizungen voraus, daß für die Heizung eines
Gebäudes oder eines jeden noch so großen Gebäude
komplexes nur eine einzige Feuerstelle erforderlich ist,
und daß diese Feuerstelle außerhalb des Gebäudes oder des
Gebäudekomplexes gelegen sein kann.
Es trifft dies weder bei den Wasserheizungen und noch
weniger bei den Luftheizungen zu.
Ein weiterer, der Dampfheizung in höherem Grade
zukommender Vortheil ist der der raschen und sicheren
Heizung, selbst in den entferntesten Räumen.
Nicht minder vortheilhaft zeichnet sich die Dampfheizung
durch die angenehme Wärme aus, die sie erzeugt und kann
bei derselben von einem Verbrennen oder Verderbt
werden der Luft gar keine Rede sein, was bekanntlich den
sog. Osenluftheizungen zum Vorwurf gemacht wird.
Es kann ebenso wenig von Eindringen von Rauch rc.,
wie bei letzteren, die Rede sein, weil solcher bei den Dampf
heizungen gar nicht vorhanden ist.
Es ist vorzugsweise das Verdienst der Maschinenfabrikanten
Gebr. Sulzer in Winterthur, die Dampfheizungen in
neuerer Zeit zu solcher Vollkommenheit gebracht zu haben, daß
das gegen dieselben (zum Theil aus Unkenntniß) bestehende
Vorurtheil nach und nach überall schwindet, und daß man sie
gegenwärtig überall anwenden wird, wo man nicht der größeren
Einrichtungskosten wegen zu anderen wohlfeileren und damit
auch weniger guten Heizsystemen greifen muß.
Die Gebr. Sulzer, welche die Einrichtung von Dampf
heizungen seit vielenJahren als Spezialität betreiben, haben zuerst
für gewöhnliche Zimmerräume sog. Dampfwasseröfen konstruirt,
welche einerseits eine rasche, und andererseits eine nachhal
tige und gleichmäßige Erwärmung derselben gewähren, und
geschieht dies dadurch, daß solche zum Theil mit Wasser gefüllt
werden, welches durch den Dampf erwärmt wird; und daß für
Durchströinung der Zimmerluft, oder (im Falle einer Venti
lation) der äußeren Lust durch die Oefen, behufs deren Er
wärmung, Einrichtung getroffen ist.
Die Hauptschwierigkeiten bei diesen Oefen bestehen in der
Ableitung des Condensationswassers und in einer selbstthätigen
Regulirung des Austritts der Lust aus dem Ofen rc. beim
Einströmen von Dampf, und des Eintritts der Luft nach dem
Heizen rc.
Diese Dampföfen sind nun überall anwendbar, wo Oefen
gestellt werden dürfen, also in allen Räumen, in welchen sich
ruhige Kranke aufhalten, und sie wurden daher in allen Räumen
des Hauptgebäudes der Anstalt verwendet. Nur in den zu
Schlafräumen benützten oberen Stockwerken der nordwestlichen