Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

Die Kosten berechneten sich nach den im Frühjahr 1873 
gefertigten Ueberschlägen, zu welchen sodann noch weitere Ein 
richtungen, wie z. B. eine neue Gasanstalt, hinzukamen, und 
welche hierauf im August 1873 nach nochmaligen weiteren 
Abänderungen zur Vorlage kamen, auf ca. 615,000 fl., wozu 
später im Jahre 1876 noch eine weitere Exigenz von ca. 
50,000 fl. für weitere Erfordernisse hinzu kam. 
Zu diesen höheren Kosten hatte auch die inzwischen ein 
getretene Steigerung der Preise der Bauinaterialien und Tag 
löhne wesentlich beigetragen. 
Nach erfolgter Genehmigung dieser Ueberschläge wurde 
die Ausführung so rasch betrieben, daß das Hauptgebäude 
schon im Frühjahr 1875 und die Neubauten zu Anfang des 
Jahres 1876 bezogen werden konnten. 
Es ergibt sich aus dem Vorstehenden, wie viele vergebliche, 
mühevolle und anstrengende Arbeiten vorgenominen werden 
mußten, bis endlich das erreicht wurde, was zur Ausführung 
gekommen ist. 
Die Vorbereitungsbauten zur Freimachung des 
Hauptgebäudes, welche schon im Jahr 1871/73 zur Ausführung 
gebracht wurden, bestanden in: 
Erbauung eines neuen Kameralamts-Ge- 
bäudes in Saulgau mit einem Auf 
wand von ca 26,400 fl. 
Einrichtung von Wohnungen im alten 
Kloster für 3 katholische und 1 evangeli 
schen Geistlichen und für den Revierförster, 
sammt Stallung für diesen, ca 34,000 fl. 
Erbauung von Wohnungen für 8 verheirathete 
Arbeiter des Hüttenwerks, welche im 
alten Kloster sich befanden, sammt Wasch 
küche, Gebäude und Stallungen ca. . . . 20,000 fl. 
Einrichtung eines Magazins für das Hüt 
tenwerk und weitere Wohnungsein 
richtungen für Arbeiter ca 12,000 fl. 
Verlegung der Gärten für die Beamten 
und Geistlichen, Einrichtung einer 
Meßuerwohnung im Thorhause rc. . . 3,600 fl. 
zus. 96,000 fl. 
Jncl. der Kosten des Abbruchs alter Gebäude, welche an der 
Stelle der Neubauten und Gärten standen, und sonstiger Neben 
arbeiten kann der Aufwand für die Vorbereitungsbauten auf 
rund 100,000 fl. angenommen werden. 
Ueber den großen Umfang der Arbeiten, welche für die 
Anstalt selbst nöthig wurden, gibt wohl die Zusammenstellung 
des Aufwands für die verschiedenen, nothwendig gewordenen 
Bauten den besten Aufschluß. Diese bestehen in: 
Einrichtung und Veränderung im Haupt 
gebäude im Betrag von ca. .... 175,000 fl. 
Aufführung von Neubauten für unreinliche 
und unruhige Kranke beiderlei Ge 
schlechts mit zusammen ca 180,000 fl. 
den Heizungseinrichtungen aller Art 
sammt Kessel, Maschinen, Küche- und Wasch 
küche-Einrichtung, Wasserversorgung rc. im 
Innern, zusammen ca 100,000 fl. 
den neuen Quellenfassungen und der 
neuem Wasserleitung mit ca. . . . 19,000fl. 
der Erbauung des Kesselhauses sammt Neben 
schuppen, Ventilationskanälen rc.,mitca. 26,000 fl. 
der Errichtung der beiden großen Torfschup 
pen, mit ca 8,000 fl. 
der Einrichtung des Thorhauses zu Woh 
nungen, Sektionslokal, mit ca 6,300 fl. 
dem neuen Gaswerk sammt Gasleitungen, 
Lampen und Zugehör, mit ca 24,000 fl. 
der Umfriedigung und Herstellung der Gärten 
der Anstalt und deren Bepflanzung ca. . 64,000 fl. 
der Kegelbahn im Männergarten ca. . . . 1,800fl. 
der Veranda im Fraueugarten ca 1,900fl. 
der Erbauung der Schweineställe mit ca. . 2,300fl. 
der Verlegung der Straße auf die Südseite 
der Kirche ca 1,600 fl. 
Ausführung von Erdarbeiten zur Beseitigung 
des früheren Dammes des Mangenweihers ca. 2,000 fl. 
den Telegrapheneinrichtungen ca. . . . 2,400fl. 
der nachträglichen Ueberdohlung des Ueberlauf- 
kanals unter dem Gemüsegarten, Herstellung 
von Pavillons und Abtritten in den Gärten, 
Errichtung von Trockenschuppen, Geräthc- 
und Geschirrhütten rc., zus. ca 15,000 fl. 
Der ganze Aufwand belauft sich incl. verschiedener anderer 
Ausgaben, wie z. B. Trottoirs, Wasserableitung und Pflaster 
ungen, auf ca. . . 640,000 fl. 
wozu noch die obengenannten Vorbereitungsarbeiten 
mit rund 100,000 fl. 
kommen, so daß der Gesammtaufwand ca. . . . 740,000 fl. 
oder ca. 1,268,000 M. 
beträgt, und sind hiebei die Kosten der Bauführung inbegriffen. 
Dieser Aufwand erscheint in Vergleichung mit dem einer 
neuen Anstalt nicht hoch, denn es kommen auf einen Kranken, 
wenn deren Zahl nur zu 320 angenommen wird, nur ca. 2310 fl., 
während diese Kosten bei der seiner Zeit für Tübingen pro- 
jektirten neuen Anstalt im Jahre 1865 bei günstigeren 
Preisverhältnissen aus 3160 fl. berechnet wurden, wobei aller 
dings eine besondere Oekonomie (Viehhaltung) berücksichtigt 
ist, wogegen andererseits bei Schussenried die sehr ausgedehnten 
verschiedenen Gartenanlagen, Gemüsegärten rc. eiue größere 
Berücksichtigung erfahren haben dürften, und die oben ange 
führten Vorbereitungsbauten, welche für die Anstalt selbst 
direkt von keinem Werth waren, namhafte Kosten verursachten. 
Werden diese Vorbereitungsarbeiten außer Berechnung 
gelassen, so kommen die Kosten der baulichen Einrichtungen 
pro Kranken nur auf ca. 2000 fl. 
Auch eine Vergleichung der Raumerfordernisse für Admi 
nistration, Umfassungsmauerlänge, Länge der Verbindungs 
gänge, der Wirthschafts- und Vergnügungsräume, wie solche 
Herr Oberbaurath v. Schlier holz in seinem Vortrag über 
die seiner Zeit für Tübingen projektirte Anstalt angestellt hat 
(vergl. Vereinsheft vom Jahr 1873), würde sehr günstig für 
Schussenried ausfallen. 
Stuttgart, im September 1877.
	        

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