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d. Tunnelbau.
Nach dem Alter der Ausführung sind hier zu erwähnen:
Zwei Doppeltnnnels bei Ulm (Festungsunterführung)
offen ausgeführt, mit Begleitschrift von Oberbaurath v. Knoll
und v. Schlierholz; der Tunnel bei Maulbronn nach dem
Kernbausystem ausgeführt von Oberbaurath v. Etzel und
v. Schlier holz; der Bildwasentunnel bei Bopsingen von Ober
baurath v. Morlok und Bauinspektor Knoll; die verschiede
nen Bahntunnels und der Bachtunnel bei Calw von Oberbau
rath v. Abel, Bauinspektor Sapper; der Schwaikheimer
Tunnel von Oberbaurath v. Abel, Bauinspektor Bock; end
lich die einspurigen Sigmaringer Tunnels von Oberbaurath
v. Schlierholz und Bauinspektor Bügler. Die Plane von
Calw und Sigmaringen enthalten auch die für vergleichende
Studien so werthvollen Maß- und Kostenangaben.
6. Brückenbau (siehe unter Rubrik III.).
I. Oberbau.
Der Oberbau ist leider sehr spärlich vertreten, obgleich
in Württemberg auch mit eisernen Oberbauen Versuche an
gestellt wurden, wie z. B. mit den Systemen Köstlin und
Battig, Hartwich, Vautherin, und nächstdem eine neue
Bahnstrecke mit Hilf'schem Oberbau ausgeführt wird.
Zu erwähnen ist nur eine Skizze über das Wachsen des
württembergischen Schienenprofils von 39,2 auf 45,3 man.,
das aber durch zu geringe Höhe (144 mm.) den meisten
anderen Bahnen nachsteht,
ferner die 1852 geschriebene Instruktion von Baurath
Kaiser über das Schienenlegen mit zahlreichen Skizzen,
endlich eine Buffervorrichtnng aus aufgebogenen Schienen
von Bauinspektor Bügler, welche sich für Schwanzgeleise
durch Zweckmäßigkeit und leichtes Aussehen empfehlen dürfte.
Die Kosten sind auf 213 JL 47 -J, angegeben.
g. Stationsanlagen.
Kleinere Anlagen sind nur durch den Atlas über aus
geführte Stationen und Bahnhöfe von Oberbaurath v. Abel
und v. Schlier holz vertreten. Es wäre zu wünschen ge
wesen, daß auch der in Folge der Forderungen des Reichs
eisenbahnamts erfolgte Umbau der Stationen älterer Bahnen
zur Anschauung gebracht worden wäre, insofern die Herstellung
der disponiblen Geleise auf 480 m. nutzbare Länge und die
Bedingung, spitz angefahrene Weichen möglichst zu vermeiden,
verschiedene Schwierigkeiten geboten haben. Diese Forderungen
haben oft auch bei Neubauten in unserem gebirgigen Terrain
nicht unwesentliche Mehrkosten verursacht.
Von größeren Stationen sind zu erwähnen:
Bahnhof Heilbronn von Oberbaurath v. Abel; Sig
maringen, Mengen, Aulendorf, Altshausen von Oberbaurath
v. Schlierholz; Crailsheim von Oberbaurath v. Morlok.
Letzterer ist namentlich wegen der beschränkten Terrainverhält
nisse sehr interessant.
Sodann das Projekt von Etzel für den Bahnhofumbau
in Stuttgart mit einer Halle.
Bezüglich der Maßstäbe wäre zu wünschen, daß statt des
unhandlichen 1: 625 entweder 1: 500 oder 1:1000, wie sonst
überall üblich, gewählt worden wäre. Von Seiten der Bau
kommission sind letztere Maßstäbe schon einmal eingeführt ge
wesen, wurden aber ans Wunsch der Betriebsverwaltung,
welche alle ihre Plane im gleichen Maßstab wie die älteren
Anlagen erhalten wollte, wieder abgeschafft.
d. Eisenbahnhochbauten.
Hievon sind ausgestellt die Werke von Oberbaurath
v. Schlierholz: Hochbauten der Donau-, Allgäu- und Hohen-
zollernbahn mit den interessanten Bahnwarthäusern ganz aus
Beton; sodann von Etzel und Flattich: Entwurf zum Bahn
hofumbau Stuttgart.
1. Außergewöhnliche Anlagen.
Hier sind zu nennen:
Die Wasseralfinger Grubenbahn von Oberbaurath v. Mor
lok mit Details der Maschine, Zahnstangeneinfahrt und
Muldenwagen (beschrieben im Vereinsheft 2 des Jahrgangs
1876), von ebendemselben das Projekt eines hydraulischen
Bewegungsmechanismus für die Drehscheiben, Krahnen und
den Postaufzug des Bahnhofs Stuttgart, das leider wegen
damaligen Wassermangels fallen gelassen wurde; ferner die
Seilebenen von Prof. Teich mann, die schon beim Erdbau
geschildert sind; und endlich die Dampfsähre der ungarischen
Ostbahn über die Donau, ausgestellt von Baumeister Raible.
k. Betriebsmittel und Signale.
Erstere sind vertreten durch das Prachtwerk der Eßlinger
Maschinenfabrik „Photographien ausgeführter Lokomotiven".
Vom Signalwesen sind leider die interessanten, spezifisch würt
tembergischen Einrichtungen nicht ausgestellt worden.
I. Allgemeines.
Aus einer Karte der württembergischen Eisenbahnen mit
Angabe der Erbauer der einzelnen Strecken, zusammengestellt
von Oberbaurath v. Schlierholz entnehmen wir, daß bis
dato gebaut hat:
v.
Etzel
121,57
klm.,
v.
Knoll . . . .
80,08
v.
Gaab . . . .
306,26
v.
Morlok . . .
311,47
v.
Abel . . . .
258,52
„
v.
Schlierholz . .
229,52
„
Ms.:
1307,42
klm.
Ferner sind hier zu erwähnen:
Die Höhenkarte und die Distanztabellen der württem
bergischen Eisenbahnen von Oberbaurath v. Morlok; die
Sammlung von Autographien der Kgl. polytechnischen Schule
über Eisenbahnbau von Prof. Laißle; der Atlas für Vor
lesungen über Bankunde an der Universität Tübingen von
Oberbaurath v. Schlier holz, enthaltend allgemeine und Hoch
baukunde, Straßen-, Brücken-, Eisenbahn- und Wasserbau,
2 Hefte mit 64 Blättern.
II. Straßenöau.
Außer zahlreichen Straßenbrücken, die in der Rubrik HL
Brückenbau erwähnt werden, sind hier zu nennen:
Eine Karte der Verkehrsfrequenz auf den württembergi
schen Staatsstraßen vom Jahr 1875, ausgestellt vom Mini
sterium des Innern, Abtheilung für Straßenbau, Baurath
Leibbrand; (die in früheren Jahren gleichzeitig mit der Ver
kehrskarte ausgegebene Karte über Straßenmaterial und Ab
nützung fehlte leider); die Plane der Staatsstraßenkorrektion
bei Rottweil nebst Photographien dieser malerischen Anlage
von Baurath Leibbrand; das Projekt für eine neue Stutt
garter Straßenanlage gegen die Hasenbergstation mit zwei
flankirenden Häuserpolygonen von Oberbaurath v. Morlok;
der Stadterweiterungsplan von Stuttgart von der städtischen
Straßenbauinspektion Banrath Kaiser, Ingenieur Dobel.
Dieser letztere, 30 Flurkarten umfassende, große Relief
plan , im Maßstab 1: 2500 für die Längen und 1: 1250 für
die Höhen, mit Bezeichnung der geognostischen Formationen an
den Rändern, ist als Meisterwerk der Terrainreliefdarstellung
zu bezeichnen und erregte wohl die meiste Aufmerksamkeit der
Besucher der Ausstellung.
Von Straßenmaterial waren nur eine Anzahl der in
Stuttgart derzeit zur Verwendung kommenden Pflastersteine
mit Preisangaben ausgestellt.
Statistische Notizen über Materialvergleichung und Straßen
abnützung fehlten gänzlich.