Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

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d. Tunnelbau. 
Nach dem Alter der Ausführung sind hier zu erwähnen: 
Zwei Doppeltnnnels bei Ulm (Festungsunterführung) 
offen ausgeführt, mit Begleitschrift von Oberbaurath v. Knoll 
und v. Schlierholz; der Tunnel bei Maulbronn nach dem 
Kernbausystem ausgeführt von Oberbaurath v. Etzel und 
v. Schlier holz; der Bildwasentunnel bei Bopsingen von Ober 
baurath v. Morlok und Bauinspektor Knoll; die verschiede 
nen Bahntunnels und der Bachtunnel bei Calw von Oberbau 
rath v. Abel, Bauinspektor Sapper; der Schwaikheimer 
Tunnel von Oberbaurath v. Abel, Bauinspektor Bock; end 
lich die einspurigen Sigmaringer Tunnels von Oberbaurath 
v. Schlierholz und Bauinspektor Bügler. Die Plane von 
Calw und Sigmaringen enthalten auch die für vergleichende 
Studien so werthvollen Maß- und Kostenangaben. 
6. Brückenbau (siehe unter Rubrik III.). 
I. Oberbau. 
Der Oberbau ist leider sehr spärlich vertreten, obgleich 
in Württemberg auch mit eisernen Oberbauen Versuche an 
gestellt wurden, wie z. B. mit den Systemen Köstlin und 
Battig, Hartwich, Vautherin, und nächstdem eine neue 
Bahnstrecke mit Hilf'schem Oberbau ausgeführt wird. 
Zu erwähnen ist nur eine Skizze über das Wachsen des 
württembergischen Schienenprofils von 39,2 auf 45,3 man., 
das aber durch zu geringe Höhe (144 mm.) den meisten 
anderen Bahnen nachsteht, 
ferner die 1852 geschriebene Instruktion von Baurath 
Kaiser über das Schienenlegen mit zahlreichen Skizzen, 
endlich eine Buffervorrichtnng aus aufgebogenen Schienen 
von Bauinspektor Bügler, welche sich für Schwanzgeleise 
durch Zweckmäßigkeit und leichtes Aussehen empfehlen dürfte. 
Die Kosten sind auf 213 JL 47 -J, angegeben. 
g. Stationsanlagen. 
Kleinere Anlagen sind nur durch den Atlas über aus 
geführte Stationen und Bahnhöfe von Oberbaurath v. Abel 
und v. Schlier holz vertreten. Es wäre zu wünschen ge 
wesen, daß auch der in Folge der Forderungen des Reichs 
eisenbahnamts erfolgte Umbau der Stationen älterer Bahnen 
zur Anschauung gebracht worden wäre, insofern die Herstellung 
der disponiblen Geleise auf 480 m. nutzbare Länge und die 
Bedingung, spitz angefahrene Weichen möglichst zu vermeiden, 
verschiedene Schwierigkeiten geboten haben. Diese Forderungen 
haben oft auch bei Neubauten in unserem gebirgigen Terrain 
nicht unwesentliche Mehrkosten verursacht. 
Von größeren Stationen sind zu erwähnen: 
Bahnhof Heilbronn von Oberbaurath v. Abel; Sig 
maringen, Mengen, Aulendorf, Altshausen von Oberbaurath 
v. Schlierholz; Crailsheim von Oberbaurath v. Morlok. 
Letzterer ist namentlich wegen der beschränkten Terrainverhält 
nisse sehr interessant. 
Sodann das Projekt von Etzel für den Bahnhofumbau 
in Stuttgart mit einer Halle. 
Bezüglich der Maßstäbe wäre zu wünschen, daß statt des 
unhandlichen 1: 625 entweder 1: 500 oder 1:1000, wie sonst 
überall üblich, gewählt worden wäre. Von Seiten der Bau 
kommission sind letztere Maßstäbe schon einmal eingeführt ge 
wesen, wurden aber ans Wunsch der Betriebsverwaltung, 
welche alle ihre Plane im gleichen Maßstab wie die älteren 
Anlagen erhalten wollte, wieder abgeschafft. 
d. Eisenbahnhochbauten. 
Hievon sind ausgestellt die Werke von Oberbaurath 
v. Schlierholz: Hochbauten der Donau-, Allgäu- und Hohen- 
zollernbahn mit den interessanten Bahnwarthäusern ganz aus 
Beton; sodann von Etzel und Flattich: Entwurf zum Bahn 
hofumbau Stuttgart. 
1. Außergewöhnliche Anlagen. 
Hier sind zu nennen: 
Die Wasseralfinger Grubenbahn von Oberbaurath v. Mor 
lok mit Details der Maschine, Zahnstangeneinfahrt und 
Muldenwagen (beschrieben im Vereinsheft 2 des Jahrgangs 
1876), von ebendemselben das Projekt eines hydraulischen 
Bewegungsmechanismus für die Drehscheiben, Krahnen und 
den Postaufzug des Bahnhofs Stuttgart, das leider wegen 
damaligen Wassermangels fallen gelassen wurde; ferner die 
Seilebenen von Prof. Teich mann, die schon beim Erdbau 
geschildert sind; und endlich die Dampfsähre der ungarischen 
Ostbahn über die Donau, ausgestellt von Baumeister Raible. 
k. Betriebsmittel und Signale. 
Erstere sind vertreten durch das Prachtwerk der Eßlinger 
Maschinenfabrik „Photographien ausgeführter Lokomotiven". 
Vom Signalwesen sind leider die interessanten, spezifisch würt 
tembergischen Einrichtungen nicht ausgestellt worden. 
I. Allgemeines. 
Aus einer Karte der württembergischen Eisenbahnen mit 
Angabe der Erbauer der einzelnen Strecken, zusammengestellt 
von Oberbaurath v. Schlierholz entnehmen wir, daß bis 
dato gebaut hat: 
v. 
Etzel 
121,57 
klm., 
v. 
Knoll . . . . 
80,08 
v. 
Gaab . . . . 
306,26 
v. 
Morlok . . . 
311,47 
v. 
Abel . . . . 
258,52 
„ 
v. 
Schlierholz . . 
229,52 
„ 
Ms.: 
1307,42 
klm. 
Ferner sind hier zu erwähnen: 
Die Höhenkarte und die Distanztabellen der württem 
bergischen Eisenbahnen von Oberbaurath v. Morlok; die 
Sammlung von Autographien der Kgl. polytechnischen Schule 
über Eisenbahnbau von Prof. Laißle; der Atlas für Vor 
lesungen über Bankunde an der Universität Tübingen von 
Oberbaurath v. Schlier holz, enthaltend allgemeine und Hoch 
baukunde, Straßen-, Brücken-, Eisenbahn- und Wasserbau, 
2 Hefte mit 64 Blättern. 
II. Straßenöau. 
Außer zahlreichen Straßenbrücken, die in der Rubrik HL 
Brückenbau erwähnt werden, sind hier zu nennen: 
Eine Karte der Verkehrsfrequenz auf den württembergi 
schen Staatsstraßen vom Jahr 1875, ausgestellt vom Mini 
sterium des Innern, Abtheilung für Straßenbau, Baurath 
Leibbrand; (die in früheren Jahren gleichzeitig mit der Ver 
kehrskarte ausgegebene Karte über Straßenmaterial und Ab 
nützung fehlte leider); die Plane der Staatsstraßenkorrektion 
bei Rottweil nebst Photographien dieser malerischen Anlage 
von Baurath Leibbrand; das Projekt für eine neue Stutt 
garter Straßenanlage gegen die Hasenbergstation mit zwei 
flankirenden Häuserpolygonen von Oberbaurath v. Morlok; 
der Stadterweiterungsplan von Stuttgart von der städtischen 
Straßenbauinspektion Banrath Kaiser, Ingenieur Dobel. 
Dieser letztere, 30 Flurkarten umfassende, große Relief 
plan , im Maßstab 1: 2500 für die Längen und 1: 1250 für 
die Höhen, mit Bezeichnung der geognostischen Formationen an 
den Rändern, ist als Meisterwerk der Terrainreliefdarstellung 
zu bezeichnen und erregte wohl die meiste Aufmerksamkeit der 
Besucher der Ausstellung. 
Von Straßenmaterial waren nur eine Anzahl der in 
Stuttgart derzeit zur Verwendung kommenden Pflastersteine 
mit Preisangaben ausgestellt. 
Statistische Notizen über Materialvergleichung und Straßen 
abnützung fehlten gänzlich.
	        

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