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Der Fragekasten enthält eine Anfrage über die billigste
Art der Vervielfältigung von Planen zu bautechnischen Zwecken,
zu deren Beantwortung eine Commission gewählt wird, be
stehend aus den Herren: Professor Schleebach, Baurath
Wolfs und Civil-Jngenieur Kröber.
Die Aufnahmsgesuche der Herren Architekt Gebhard als
ortsanwesendes Mitglied, vorgeschlagen vom Vorsitzenden und
Baumeister Werkmann in Laupheim als auswärtiges Mitglied,
vorgeschlagen von Oberamtsbaumeister Werkmann in Ulm,
werden ohne Kugelung genehmigt.
Professor Baumgärtner fragt an, ob eine amtliche Mit
theilung über die vom Bundesrath erlassenen Vorschriften be
treffs Bezeichnung der Maße und Gewichte erfolgt sei. Der
Vorsitzende sagt Erkundigungen hierüber zu; auch sollen die
als württembergische Delegirte für die vom Bundesrath auf
gestellte Commission functionirenden Herren Professor Oberbau
rath v. Tritschler oder Regierungsrath Kiefer eingeladen
werden, in der nächsten Vereinsversammlung hierüber zu
referiren.
Professor Laißle hält hierauf seinen Vortrag über „Fahr
bahnkonstruktionen eiserner Straßenbrücken," aus dem
wir folgendes entnehmen:
Es ist wünschenswerth, auf Brücken den gewöhnlichen
Straßenoberbau nicht zu unterbrechen, also Chaussirung anzu
bringen, im Interesse einfacherer Unterhaltung. Bei eisernen
Brücken kann indeß die sonst bei Straßenchaussirung von selbst
eintretende Wasserdichtigkeit nur durch Backsteingewölbe
erreicht werden, da bei allen anderen Fahrbahnunterstützungen
die Erschütterungen ungünstig wirken.
Die Backsteingewölbe werden zwischen Querträgern
eingezogen, haben 0,8—1,2 m. Spannweite und •/,—1 Stein
Stärke. Der Schub der normal zu der Straßenaxe liegenden
Gewölbe ist an den Enden der Brücke durch Anker aufzuheben.
Als Kämpferstücke empfehlen sich besondere Formsteine. Ge
wicht der Konstruktion incl. Chaussirung 775 Kgr. pro Gm.
Beispiele: Brücke der Orleansbahn, kleine Kanalbrücken in den
Reichslanden.
Als weitere Unterlagen für Chaussirung sind zu erwähnen.
1) Zoreseisen, normal zur Brückenaxe, mit Backsteinen
oder besser Schotter dazwischen. Weite 0,5—0,7 m. In
Frankfurt gierig man bis zu 1,25 m., wobei jedoch eine Beton
schicht zwischen und über den Zoreseisen für Vertheilung der
Radbelastung auf mehrere Eisen sorgt. Der Beton bekommt
jedoch leicht Risse und ist daher wenig wasserdicht. Gewicht
der Fahrbahn 685 Kgr. pro [Um., worunter 60—75 Kgr.
Eisengewicht. Gewicht der Zoreseisen p. 1. m. 14—17,5 Kgr.
2) Gußplatten sind schwerfällig und zu wenig wider
standsfähig gegen Stöße. Sie brechen meist an den Rippen ab.
3) Buckelplatten erfordern ein vollständiges System von
Längen- und Querträgern und sind 1—1'/- m. lang mit der
konvexen Seite nach unten zu legen, damit ein an der tiefsten
Stelle eingehauenes Loch den Wasserabzug befördert. Gewicht
der Platten 50—80 Kgr. pro [Um. Beispiel: Tegetthofbrücke
in Wien, wo jedoch trotz des erleichterten Wasserabzugs ein
Rosten der Nietköpfe bemerkbar*).
4) Wellenblech 5—7,5 ein. hoch, 4—6 mm. stark,
40—60 Kgr. pro Gm. ist von geringer Dauer und rostet
leicht durch; deshalb wird neuerdings verzinktes Wellenblech
verwendet, worüber Erfahrungen erst abzuwarten sind. Die
Ausgleichung der Wellen erfolgt durch Sand und Cement.
Letzterer ist theurer und bietet doch keinen wasserdichten Schutz.
5) Holzunterlagen sogenannte Pflöcklinge mit
quadratischem Querschnitt von 10 cm. Seite, über welchen eine
Chaussirung ausgeführt wird. Dauer 10—20 Jahre, Gewicht
ier Pflöcklinge 70 Kgr. pro Dm., des Schotters 400 Kgr.,
zusammen 470 Kgr. pro Gm.
Von den Fahrbahnkonstruktionen ohne Chaussirung er
wähnen wir nur den doppelten Bohlenbelag. Dauer der
unteren 7 cm. starken Lage 10 Jahre, der oberen 5 cm. starken
Lage 3 Jahre. Gewicht 84 Kgr. pro Gm.
Als mobile Last kann Menschengedränge mit 400 Kgr.
pro (Um. angenommen werden; sie ist demnach geringer als
die Last der chaussirten Fahrbahn, und wenn man Wesentliches
an der Eisenkonstruktion ersparen will, so bleibt nichts übrig,
als die Fahrbahn möglichst leicht, d. h. aus doppeltem Bohlen
belag herzustellen.
Die folgende Tabelle, welcher auch eine graphische Dar
stellung beigegeben war, enthält eine Zusammenstellung der
Gewichte und Kosten der verschiedenen Fahrbahnen.
*) Bei der Tegetthofbrücke sind, wie nachträglich bemerkt wurde,
keine Buckelplatten, sondern Gewölbe aus Eisenblech mit Bogen nach
unten verwendet, welche sich indeß ganz ähnlich wie Buckelplatten ver
halten.
C o n st r u e t i o n
der
Fahrbahn.
Gewicht der
Fahrbahn
inel. zufällige
Belastung
pro Gm.
Eisenwerk der Brücke.
Kosten pro Q m. Fahrbahn exel. Chaussirung.
G e s a m m t k o st e n
in Mark pro Gm.,
wenn l. die freie Weite
der Brücke.
Gewicht
in kg.
pro Gnu
Kosten inMark
(100 kg.
ä. 20 Mark)
pro □m.
Anlagekosten
in Mark.
Capitalisirte
Unterhaltung.
Zusammen.
Backsteingewölbe zwischen
Querträgern
1280 kg.
10 l. 4- 100
2 t. + 20
6,60
—
6,60
2 l. + 26,6
Zoreseisen mit Chaussirung
1180 kg.
9 t. + 90
1,8 l. + 18
14
—
14
1,8 l. + 32
Pflöcklinge 0,1 m. stark mit
Chaussirung
940
7 I. + 70
1,4 l. + 14
5
7
12
1,4 l. + 26
Doppelter Bohlenbelag ohne
Chaussirung
520
4,3 l. + 30
0,86 I. + 6
4,40
16,20
20,60
0,86 l. + 26,6
Die Werthe der Tabelle sind flüchtig gerechnet, zum Theil
geschätzt, und wird eine spätere Revision in Aussicht gestellt;
der Vortragende fordert die Mitglieder zur Sammlung des
noch spärlich vorhandenen einschlägigen Materials auf.
Im Anschluß an Vorstehendes zeigt Redner hierauf sein
Projekt zu einer Straßenbrücke über den Neckar für die Ge
meinde Kirchentelliusfurth vor. Spannweite 40 m., Breite
der Fahrbahn 4,8 m., lichte Höhe 4 m. Fußwege sind nicht
vorhanden. Als Konstruktionssystem wurde ein Halbparabel
träger System Mohnic gewählt, wobei sich eine bessere Be
festigung der Querträger und größere Stabilität der Vertikal
ständer, die oben noch durch Windverstrebungen in Bogenform
abgestreift sind, erreichen ließ, als beim System Reville.
Auf jede Fachlänge von 4,2 m. kommt ein Querträger, da
zwischen sind Längsträger in 80 cm. Entfernung angebracht,
und diese tragen Pflöcklinge von 10 cm. Stärke, mit einer
Chaussirung darüber, wodurch eine größere Stabilität und
geringere Unterhaltungskosten der Fahrbahn erzielt werden,
als dies bei Bohlenbelag möglich ist. Diese Brücke ist übri
gens für Zoreseisen anstatt der Pflöcklinge berechnet, deren